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Die Übertragung des style rocaille vom Schiffbau auf die Architektur.Genese und Gestaltungsprinzipien des frühen Rokoko in den französischen bâtiments particuliers, 1715-1735

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252295626
 
Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens ist es, die Übertragungswege des style rocaille vom Schiffbau auf die Architektur des frühen Rokoko in Frankreich zu untersuchen und die Wechselwirkung im Einzelnen zu klären. Im ersten Projektteil soll der zeichnerische Nachlass von François-Antoine Vassé, der das Muschelmotiv in asymmetrischer architektonischer Fassung in die Baukunst einführte, von 1710 bis 1730 gesichtet und ausgewertet werden. Hierzu sollen die Zeichnungen auf Vorzeichnungen und geometrische Hilfskonstruktionen hin untersucht werden, die vielleicht bei Einführung der maritimen Motive mit übernommen wurden, um die Asymmetrien der Wandfelder mit den gleichen Verfahren wie bei den Schiffsheckentwürfen geometrisch zu ordnen. Im zweiten Projektteil soll die formative Phase des Rokoko in Frankreich dadurch beleuchtet werden, dass die Entwicklung der motivischen und fachlich-personellen Beziehungen zwischen der barocken Schiffsarchitektur und den frühen Rokoko-Entwürfen systematisch dokumentiert wird. Für das Hôtel de Toulouse und Schloss Rambouillet, die beide durch den Bauherren Louis Alexandre de Bourbon und den sculpteur ornemaniste Vassé im Kontext mit der Marine zu betrachten sind, sollen Archiv- und Literaturrecherchen die Entwicklung der Bauprojekte dokumentieren. Im dritten Projektteil sind Bauuntersuchungen an vier ausgewählten Schlüsselbauten des frühen Rokoko durchzuführen. Mithilfe von Bauaufnahmen im Laserscanverfahren sollen geometrisch präzise Orthogonalprojektionen der Wandgliederungen erstellt werden, um ihre Entwurfsprinzipien mit denen der Schiffsentwürfe analytisch vergleichen zu können. Die Schlüsselbauten umfassen das Hôtel de Toulouse (1718/19) in Paris, die Maison Brethous (1729) in Bayonne und die Appartements de la Comtesse de Toulouse (1730/36) im Schloss Rambouillet. Die Auftraggeber gehörten ausnahmslos Marinekreisen an oder standen mit ihnen in direkter Beziehung, ebenso wie die beteiligten Architekten und Skulpteure. Um die weitere Entwicklung der Gestaltungsprinzipien nachzuzeichnen, ist auch die Innenarchitektur des Hôtel de Soubise in Paris, eines hôtel particulier aus der Hochphase des Rokoko, zu untersuchen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Übertragungswege der Dekorationsmotive und asymmetrischen Wandgliederungen aus dem Schiffbau in die Architektur des frühen Rokoko nachzuzeichnen. Durch die Dokumentation der ausgewählten Schlüsselbauten werden der Forschung sehr wichtige Grundlagenmaterialien aus der formativen Phase des Rokoko zur Verfügung gestellt werden. Zudem ist zu erwarten, dass die Vorbildfunktion der Schiffsarchitektur, die zwar auf der Hand liegt, bisher aber noch nicht sicher nachgewiesen werden konnte, nach diesen Untersuchungen auch in ihren konkreten Einzelheiten und Weiterentwicklungen dargestellt werden kann. Hierdurch eröffnet das geplante Forschungsvorhaben eine völlig neuartige Perspektive auf eine Neubegründung der Entstehung des Rokokostils.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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