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Die Übertragung des style rocaille vom Schiffbau auf die Architektur.Genese und Gestaltungsprinzipien des frühen Rokoko in den französischen bâtiments particuliers, 1715-1735

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252295626
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Durch das Forschungsprojekt ist es gelungen, neben bereits existierenden Entstehungstheorien eine neue Herleitung des Style rocaille zu belegen und die wechselseitige Übertragung von Ornamentmotiven von französischen Schiffsdekorationen und Innenraumdekorationen im Detail aufzuzeigen. Das Projekt erläutert den erheblichen Einfluss des sowohl in der Marine als auch in der Architektur tätigen Bildhauers und Entwerfers François-Antoine Vassé auf die Entwicklung des Style rocaille. Durch seine unterschiedlichen Arbeitsfelder und personellen Verflechtungen mit der Marine nahm Vassé eine wichtige Funktion in der Weiterentwicklung und im Transfer neuer Dekorationsformen und -motive ein, indem er sich zukunftsweisend transdisziplinärer Arbeitsmethoden bediente. Durch die Untersuchung der umfangreichen Entwurfstätigkeit Vassés im Verlauf der Régence konnte sein zeichnerisches Œuvre katalogisiert und seine Entwurfszeichnungen erstmals fundiert zu- und abgeschrieben werden. In dem Projekt wurde auch untersucht, inwiefern in der Innendekoration des frühen Style rocaille ein Ausbrechen aus der strengen Symmetrie zu beobachten ist und ein eventueller Zusammenhang zwischen der Verwendung von Entwurfsgeometrien oder -prinzipien für die Heck- und Seitenprospekte der Schiffe besteht, wo die Asymmetrie durch die geneigte Schiffsarchitektur konstruktiv bedingt ist. Asymmetrische Innendekorationen konnten jedoch in den Appartements der formativen Phase des Rokoko kaum festgestellt werden. Auch die für die Schiffe angewandten Konstruktionsprinzipien über Entwurfsraster waren in den Zeichnungen Vassés für Innenraumdekorationen nicht vorhanden. Anhand genauer vergleichender Analysen der von Vassé entworfenen Schiffe und seiner Innendekorationsentwürfe kann hingegen die Übertragung der Rocaille-Motivik im Detail gezeigt werden. Hierbei stellte sich heraus, dass es Vassés Leistung war, eine ausgeprägte Plastizität und neue Motivik in die Innenraumdekorationen einzuführen. Durch die Dokumentation ausgewählter Dekorationen in Schlüsselbauten des Style rocaille, dem Appartement d’Assemblée im Château de Rambouillet und den Appartements du Prince und de la Princesse im Hôtel de Soubise, konnten der Forschung wichtige Grundlagenmaterialien in Form von orthogonalen Wandabwicklungen zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt gelang es dem Forschungsprojekt, die These einer völlig neuartigen Perspektive auf eine Neubegründung der Entstehung des Rokokostils insbesondere durch die genaue Untersuchung der Werke François-Antoine Vassés zu bestätigen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen zeigte, dass es François-Antoine Vassé durch sein breites Arbeitsfeld und seine Kenntnis unterschiedlichster Techniken gelungen war, als einer der führenden Künstler dieser Zeit mit seinen Ornament- und Dekorationsentwürfen sowohl die stilistische Weiterentwicklung wesentlich zu beeinflussen als auch das Formenrepertoire des Style rocaille maßgeblich mitzuprägen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Vom Schiff an Land oder von der Muschel zur Rocaille, in: Schwimmender Barock: Das Schiff als Repräsentationsobjekt. Berlin 2018, S. 59-65
    Fissabre, Anke
 
 

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