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Zur Entwicklung der Gartendenkmalpflege als Aufgabengebiet freischaffender Landschaftsarchitektinnen in der Bundesrepublik Deutschland - Ein Beitrag zur Professionsgeschichte der Landschaftsarchitektur

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 28034339
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Seit dem zweiten Weltkrieg haben sich innerhalb der Profession der Landschaftsarchitektur zahlreiche Aufgabenfelder entwickelt. Zunehmend freiberuflich tätige LandschaftsarchitektInnen, unter ihnen zahlreiche VertreterInnen der ersten studierten Nachkriegsgeneration, eigneten sich ein breites Spektrum an Aufgaben- und Verdienstfeldern an. Neben den etablierten objektplanerischen und landschaftsplanerischen Tätigkeitsfeldern entwickelten sich neue Planungsaufgaben, darunter seit den 1960er Jahren auch Handlungsmuster im Sinne einer späteren Gartendenkmalpflege. Im Frühjahr 1962 machte sich die Landschaftsarchitektin Rose Metze mit einem eigenen Planungsbetrieb in Wuppertal selbständig. Der Bürogründung vorausgegangen und eine anfängliche Existenzgrundlage war die erfolgreiche Beteiligung an Planungswettbewerben, die sie gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann und Landschaftsarchitekten Gustav Wörner bestritt. Dieser stieg ein Jahr nach seiner Gründung als gleichberechtigter Partner in das Büro ein – eine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich fortschrittliche Auffassung. In den Folgejahren der Büropraxis lassen sich deutliche Entwicklungslinien innerhalb der objektplanerischen, ansatzweise auch der landschaftsplanerischen Arbeitsfelder aufzeigen. Nicht zuletzt durch die Außenwirkung der zahlreichen Wettbewerbsbeteiligungen erschlossen sich die Büroinhaber neben regionalen Wirkungskreisen fachlich orientierte Kompetenzfelder. Um die wachsenden Auftragsvolumina zu bewältigen, wurde die Anzahl der Beschäftigten erhöht; das Büro verlagerte aus Kapazitätsgründen mehrfach seinen Standort. Der Büroalltag war durch eine strikte Aufgabenteilung zwischen den Büroinhabern entsprechend ihren jeweiligen Kompetenzen gekennzeichnet. Mit dem erhobenen Anspruch, sämtliche Planungen selbst intensiv zu betreuen und nicht ausschließlich auf eine reine Managementfunktion reduziert zu sein, wurde die Beschäftigtenzahl verringert und die Kompaktheit des Büros bewahrt. Gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen war der Betrieb weitestgehend immun, da die Projektanfragen die Bürokapazitäten seitdem bei weitem überstiegen. Der beschriebenen Bürophilosophie und breiten kulturellen Interessen kam die frühe Auseinandersetzung mit gartendenkmalpflegerischen Fragestellungen bereits ab Mitte der 1960er Jahre entgegen, einem Aufgabenfeld, auf dem man sich im Rahmen von Wettbewerbsbeteiligungen sowie der Bürobekanntheit in Fachkreisen und auf regionaler Ebene Gehör verschaffte. Im Zuge ihrer Projektbearbeitung auf dem Gebiet der Gartendenkmalpflege kooperierten die Landschaftsarchitekten eng mit Wissenschaftlern, Behördenvertretern und freiberuflichen Kollegen, beteiligten sich an der Entwicklung von Methoden, die bis heute als Standard gelten, und wirkten aktiv in Fachgremien als Arten von Netzwerken mit. Ihre Arbeitsergebnisse publizierten und referierten die Büroinhaber regelmäßig – weniger wissenschaftlich-methodologisch als vielmehr beispielhaftanalytisch. Seit Mitte der 1980er Jahre übertrafen die Denkmalplanungen alle weiteren Büroarbeitsfelder. Der Aktionsraum des Büros Wörner erstreckte sich überwiegend auf die Nordhälfte des bundesrepublikanischen Gebiets einschließlich Berlin. Er wurde durch einen weiteren gartendenkmalpflegerisch ausgerichteten Planungsbetrieb in Bayern ergänzt, dessen Zuständigkeit sich wesentlich auf die Südhälfte der Republik konzentrierte. Im Jahr 1996 erklärten die Büroinhaber Rose und Gustav Wörner ihren offiziellen Ausstieg aus dem Planungsgeschehen und übergaben den Betrieb ein Jahr später an einen Mitarbeiter. Mit ihrer langjährigen gartendenkmalpflegerischen Tätigkeit trugen die Landschaftsarchitekten zur Entwicklung der Disziplin Gartendenkmalpflege in der Bundesrepublik bei und erhielten hierfür einige Auszeichnungen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen schließt das bearbeitete Forschungsprojekt ein Desiderat im Hinblick auf die Entwicklung der Profession und liefert gleichzeitig eine Grundlage für vergleichende Untersuchungen zu anderen freischaffend tätigen Fachleuten wie auch zur staatlichen Gartendenkmalpflege in der Bundesrepublik und in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007): Der heutige Stellenwert von Rekonstruktionen und die gartendenkmalpflegerische Praxis der Wuppertaler Landschaftsarchitekten Rose und Gustav Wörner. In: Rekonstruktion in der Gartendenkmalpflege (2007): Hg. von Géza Hajós und Joachim Wolschke-Bulmahn, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur, Hannover. S.75-81
    Schalaster, Frank & Rose Wörner
  • (2007): Zum 80. Geburtstag von Rose Wörner. Stadt + Grün. 56(3), S.58
    Schalaster, Frank
  • (2008): Entwicklungstendenzen in der Gartendenkmalpflege am Beispiel der Tätigkeiten des Landschaftsarchitekturbüros Wörner. In: Gartenhistorisches Forschungskolloquium 2008. Zusammenstellung der Tagungsbeiträge. Hrsg. von Sylvia Butenschön, Graue Reihe des Instituts für Stadt- u. Regionalplanung der TU Berlin, H.17, Online-Publikation, S.36-46
    Schalaster, Frank
 
 

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