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Verkehrswege und ihre Sicherung in Kaukasien: ein Integrationsproblem des Zarenreichs 1780 bis 1860

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 102459029
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Georgische Heerstraße blieb über den untersuchten Zeitraum die einzige und letztlich alternativlose Lebensarterie des russischen Staats zu seinem transkaukasischen Besitz. Von Ermolov (1816-27) bis Barjatinskij (1858-62) wurde dies als strategischer Mangel empfunden und versucht, einen Hauptkamm-Übergang in Ossetien zu schaffen (heutiges Nord- und Südossetien). Auch als die Ossetische Heerstraße um 1880 tatsächlich fertig gestellt war, hat sie nie solch eine Bedeutung wie die Georgische Heerstraße erlangen können, obwohl drei Statthalter um die Mitte des Jahrhunderts ihr größte Aufmerksamkeit zuwendeten. Als Grund dafür ist der technische und finanzielle Aufwand für einen Ausbau zu sehen, der infolge neuer Expansion in Zentralasien den Staat an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit brachte: Kunstbauten wie Tunnel und Galerien wurden noch für die Georgische Heerstraße finanziert (sogar eine von den Zeitgenossen als Wunderwerk gepriesene Serpentinenstraße), doch seit der Befriedung um 1860 trat die Schaffung zusätzlicher Passübergänge in den Hintergrund. Wesentliches Element dieser Integrationsgeschichte ist auch eine europäische Dimension des Phänomens, die zunächst nicht so deutlich aufschien: 1. durch den überregionalen Transithandel (Leipzig - Odessa - Poti - Persien), 2. durch die Mitteleuropäer, die im russischen Dienst in Kaukasien forschen, bauen und erschließen: Hier sind nur wenige Russen und fast keine Kaukasier vertreten! Dies ist ob der Dichte von Ausländern ein unerwarteter Befund, obgleich es keine Überraschung für die nikolaitische Epoche sein sollte. Als dritter europäischer bzw. europäisierender Faktor ist das Interesse und Engagement imperialer Großmächte, insbesondere Englands, an den Vorgängen im Kaukasus zu nennen. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Ausdehnung des Zarenreichs an seinen Peripherien. Durch die kaukasische Gebirgsregion und mit der Nachbarschaft zu zwei alten Großmächten setzt sie sich dabei deutlich von der Einverleibung sibirischer, zentralasiatischer oder nordrussischer Gebiete ab. Russlands Kolonialismus ist regionsspezifisch zu definieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Verkehrswege in Kaukasien : ein Integrationsproblem des Zarenreiches 1780–1870. Wiesbaden : Reichert Verlag, 2016 (Kaukasienstudien ; Band 13). - 448 Seiten - ISBN 978-3-95490-123-4
    Nachtigal, Reinhard
 
 

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