Europäische Geschichte Online (EGO)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Ziele, die mit dem Projekt verbunden waren, konnten im Laufe des Vorhabens größtenteils realisiert werden. Mit EGO wurde im Open-Access-Format eine transnationale und transkulturelle Geschichte Europas zwischen 1450 und 1950 aufgebaut und vielfältige Vernetzungen sichtbar gemacht. Der Grundgedanke von EGO, komplexe Wechselbeziehungen innerhalb der europäischen Geschichte durch eine Analyse von Transfer- und Kommunikationsprozessen sowohl forschungsbezogen herauszuarbeiten als auch über interne und externe Verlinkungen abzubilden, ermöglicht neue Sichtweisen auf etablierte nationale oder bisher nur disziplinär erschlossene Kontexte. Das Prinzip der Publikation von Einzelbeiträgen erlaubt es, die bestehenden Beiträge sukzessive zu verknüpfen und gezielt zu ergänzen. Zug um Zug konnten so thematische Lücken geschlossen und ein in sich kohärenter Blick auf Europa (als sich stets verändernde Entität und als Forschungsgegenstand) erarbeitet werden. Dieser Prozess wird sich im Regelbetrieb – mit deutlich verringerten Ressourcen – weiter konsolidieren. Als ein besonderer Gewinn hat sich die Zweisprachigkeit von EGO erwiesen. Sie sicherte nicht nur die angestrebte internationale Resonanz, die sich anhand der Nutzungsstatistik ablesen lässt – zwei Drittel der Zugriffe kommen aus dem Ausland, allen voran den USA. Dadurch, dass die Beiträge überwiegend aus dem Deutschen ins Englische übersetzt wurden, trägt die spezifische Zweisprachigkeit von EGO zudem zur internationalen Rezeption von Forschungsergebnissen und -perspektiven aus dem deutschsprachigen Raum bei. Insgesamt bildet sich in der nun zehnjährigen Realisierung von »EGO | Europäische Geschichte«, dessen Grundkonzept in den Jahren 2005 und 2006 entwickelt wurde, der Prozess der digitalen Transformation der Geisteswissenschaften exemplarisch ab: ● Während Open Access, Vernetzung, Multiperspektivität, Hypertextualität und dynamische Weiterentwicklung von Beginn an zentrale Elemente für EGO waren, sind Aspekte der Interoperabilität und Nachnutzbarkeit erst mit der zweiten Projektphase in den Vordergrund getreten. Dies gilt ebenfalls für die vielfältigen Möglichkeiten der Visualisierung. ● Für die »Nutzung« der EGO-Inhalte durch Forschende war von Anfang an eine interaktive Rezeption auf dem Bildschirm oder mittels der bereitgestellten PDFs (bzw. der Print-Funktion) vorgesehen. Weitere Möglichkeiten, EGO-Inhalte zu annotieren, zu kommentieren und mit anderen digitalen Ressourcen zu verknüpfen, um sie mit Verfahren der Digital Humanities auszuwerten, konnten im Rahmen der DF-Projektförderung ebenfalls teilweise geschaffen und vorbereitet werden (XML-Download der nach Dublin Core strukturierten Metadaten der Beiträge im User-Interface; Möglichkeit zum XML-Export des gesamten Datenbestands aus dem Content-Management-System). ● Der Aspekt der Interaktion zwischen »Produzenten« und »Rezipienten«, deren Grenzen sich in der digitalen Wissenschaftskommunikation zunehmend vermischen, wurde bei EGO, v.a. im Editorial Board, anfangs zurückhaltend betrachtet. Mit dem internen Diskussionsforum und dem externen E-Mail-Formular wurden immerhin Instrumente bereitgestellt, die einen zielgenauen inhaltlichen Austausch zwischen den beteiligten Gruppen (Fachherausgeber/-innen, Autoren/-innen, Redaktion, Nutzer/-innen) ermöglichen sollten. ● Social Media Kanäle wurden für das Projekt in dem Rahmen nutzbar gemacht, den die Projektförderung ermöglichte und der im Regelbetrieb weiterfinanziert werden kann. So werden beispielsweise Hinweise auf neu erschienene Beiträge über Twitter verbreitet (https://twitter.com/ieg_ego). ● Bezüglich der Bereitschaft der »academic community«, Beiträge nach der Publikation zu kommentieren, decken sich die Erfahrungen bei EGO mit jenen aus dem Projekt »recensio.net – Rezensionsplattform für die europäische Geschichtswissenschaft«. Hier haben sich neue, auf die »Selbstvermarktung« der Forschenden zielende Formen der digitalen Wissenschaftskommunikation (v.a. hypotheses.org, academia.edu) als effektiver und weitreichender erwiesen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Case Study: EGO | European History Online. In: European Science Foundation (Hg.): Research Infrastructures in the Digital Humanities, Straßburg 2011 (Science Policy Briefing 42), S. 34–35
Berger, Joachim
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Kurzvorstellung EGO| Europäischen Geschichte Online. Internationales Symposion »Literary transfer between Britain, France and the German-speaking countries in the age of world literature (1770–1850)«, Universität Wien/Österreich, 13.‐15.02.2011
Willenberg, Jennifer
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EGO | Europäische Geschichte Online in kirchen- und religionsgeschichtlicher Perspektive. Kongress. XII. Internationaler Lutherkongress. IEG Mainz. Helsinki/Finnland, 07.08.2012
Berger, Joachim
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EGO | Europäische Geschichte Online: Bilanz und Perspektiven. Mainz 2013
Berger, Joachim (Hg.)
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Chancen und Nebenwirkungen: Neue und alte Formen der Wissenschaftskommu‐ nikation. Konferenz »Rezensieren – Kommentieren – Bloggen: Wie kommunizieren Geisteswissenschaft‐ ler in der digitalen Zukunft?«, Siemens‐Stiftung, München, 31.01.2013. Publiziert in: VHD Journal 2 (2014), S. 6–15
Paulmann, Johannes
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Europe as a Digital Network: EGO | European History Online. Digital Humanities Conference, Lausanne/Schweiz, 11.07.2014. Publiziert in: Cyril Bornet (Hg.): Digital humanities 2014. Conference abstracts EPFL-UNIL Lausanne, Switzerland 8‐12 July 2014. Lausanne 2014, S. 114f.
Berger, Joachim / Burch, Thomas