Bibliotheken und Archive im Verbund mit der Forschung: Digitales Ortsnamenbuch Online
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projekts Digitales Ortsnamenbuch Online (DONBO) war die Entwicklung eines übertragbaren Prototyps einer Online-Plattform, auf der siedlungsnamenkundliche Forschungsergebnisse dargestellt werden können. Der Prototyp nutzt die Vorteile des Internets (z.B. Deep-Linking, Suchfunktionen) um die Daten in strukturierter, übersichtlicher Weise für Laien und Fachpublikum darzustellen. Ein zentraler Punkt ist die Nachnutzbarkeit bzw. Weiterentwicklungsmöglichkeit des Prototyps, seine Kompatibilität zu anderen Online-Datenbanken sowie die Möglichkeit der langfristigen Speicherung der erhobenen Daten. Um sprachwissenschaftlich relevante Forschungsdaten für dieses Vorhaben zu generieren und die Plattform bei der Anwendung der derzeitigen Forschungsmethodik zu testen, wurde ein Untersuchungsgebiet mit 217 Siedlungsnamen abgegrenzt. Die Namen umfassen alle Orte in den Regierungsbezirken Niederbayern und der Oberpfalz, die mehr als 3.000 Einwohner haben. Für diese Namen wurden historische Belege in Archiven und anhand von zuverlässigen Editionen erhoben. Diese Belegreihen, die von der ersten Nennung des Namens bis zur heutigen amtlichen Siedlungsnamenform reichen, sind die Basis für die Erklärung jedes Namens und seiner lautlichen und schreibsprachlichen Entwicklung. Ein weiterer Baustein dieser Erklärung ist die rezente Mundartform: Für die 217 Siedlungsnamen des Untersuchungsgebiets wurden Tonaufnahmen mit geeigneten Gewährspersonen angefertigt, die auf der Internetplattform als mp3-Dateien zur Verfügung stehen. Die Sicherung und Veröffentlichung dieses Kulturguts war ein wichtiges Ziel des Projekts. Die generierten sprachwissenschaftlichen Informationen und Texte dienten als Spielmaterial für die technische Entwicklung der Online-Plattform. Um dieses prototypische Internetangebot zu entwickeln, das auf keinerlei Vorbilder zurückgreifen konnte, bedurfte es einer engen Zusammenarbeit zwischen Namenforschern und Informationstechnikern mit großem Vorwissen auf den jeweiligen Fachgebieten. Die Suche nach einem geeigneten Informationstechniker gestaltete sich schwierig, so dass ein solcher nicht von Anfang an mit im Projektteam war, was zu Verzögerungen des Zeitplans führte. Wie sich früh herausstellte, war der Informationsaustausch zwischen den Fachdisziplinen die Hauptaufgabe des Projekts: Das Darstellen von Methoden, Anforderungen und Möglichkeiten der jeweils anderen Fachdisziplin gestaltete sich komplex und konnte nur durch einen großen Zeitaufwand und die engagierte Teamleistung und Offenheit aller Mitarbeiter bewältigt werden. Der vorgesehene Zeitplan für die sprachwissenschaftlichen Arbeiten konnte dadurch allerdings nicht eingehalten werden, so dass die vorgesehenen Erklärungstexte nur in wenigen Fällen vollständig ausformuliert wurden, um genug Testmaterial für die technischen Entwicklungen zu generieren. Dem Hauptziel der Entwicklung des funktionstüchtigen Prototyps wurden alle anderen Ziele untergeordnet. Kernstück von DONBO ist ein internetbasiertes Eingabeformular, in das die Forscher alle Daten eintragen können. Die Arbeit an diesem Formular gestaltete sich äußerst komplex und beinhaltete auch einen Softwarewechsel, wodurch die Anforderungen besser bedient werden können. Das Eingabeformular sieht verschiedene Felder für die einzelnen Informationen vor, um ihre Durchsuchbarkeit zu garantieren. Per Drop-Down-Menü lassen sich bibliographische Daten einfügen, was die Einheitlichkeit in der Zitation garantiert. Alle Audio-Dateien stehen im mp3-Format zur Verfügung. Problematisch bleibt die Darstellung der Sonderzeichen, für die nicht in allen Fällen eine Lösung gefunden werden konnte. Eine einheitliche Lösung dieses Problems ist mit der Anfrage an das Unicode-Consortium jedoch auf den Weg gebracht. Das Eingabeformular korrespondiert mit verschiedenen zentral gespeicherten Dateien, z.B. mit bibliographischen Angaben oder einem Thesaurus für das Tagging namenkundlicher Informationen um bestimmte Suchfunktionen zu ermöglichen (z.B. Suche nach Namen, die Pflanzenbezeichnungen enthalten). DONBO ist mit open source-Software programmiert, so dass keinerlei Lizenzkosten anfallen und eine allgemeine Nachnutzung jederzeit möglich ist. Der Quelltext wird – wie alle anderen Ergebnisse – auf der Projekthomepage donbo.uni-regensburg.de veröffentlicht. Jedes Nachfolgeprojekt kann DONBO als Diskussionsgrundlage verwenden: Der Quelltext kann den jeweiligen Bedürfnissen individuell angepasst oder auch nur in Teilen übernommen werden. Für Informationstechniker steht mit dem DONBO-Quelltext Information über Aufbau, Methode und Bedürfnisse siedlungsnamenkundlicher Forschung in ihrer Fachsprache zur Verfügung, was lange Erklärungen und Missverständnisse in Nachfolgeprojekten erübrigen wird. DONBO ist ein voll funktionsfähiger Prototyp – er verfügt über alle Grundfunktionen die, die moderne Siedlungsnamenforschung benötigt. Für die sprachwissenschaftliche Fachwelt zeigt DONBO lediglich einige Beispieluntersuchungen auf – die Leistung des Projekts liegt allerdings im frei verfügbaren Quelltext, der für alle Nachfolgeprojekte die Ausgangsbasis bilden wird.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Forschergruppe NAMEN Regensburg: Das Digitale Ortsnamenbuch Online (DONBO). Neue Forschungen zu Ortsnamen in Ostbayern und angrenzenden Gebieten. In: Beiträge zur Namenforschung. Neue Folge 45 (2010), S. 1-26, S.12-13
Winner, Martina
- Digitales Ortsnamenbuch Online (DONBO) – Neue Perspektiven der Namenforschung. In: Ziegler, Arne/Windberger-Heidenkummer Erika (Hrsg.): Methoden der Namenforschung. Methodologie, Methodik, Praxis. Berlin 2011, S. 183-198
Buchner, Sabina/Winner, Martina
- Die Mundartformen des Projekts Digitales Ortsnamenbuch Online (DONBO), in: Simbeck, Katrin/Janka, Wolfgang (Hrsg.): Namen in Altbayern. Gesammelte Beiträge zu Ehren von Josef Egginger und Günter Schneeberger. Regensburg 2013 (Regensburger Studien zur Namenforschung 8), S. 139-150
Mirwald, Johann/Janka, Wolfgang