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Anspruchsgruppen und Funktionen wissenschaftlicher Fachverbände im Rahmen der strategischen Entwicklung der Ingenieurwissenschaften - Empirische Analyse und Implikationen am Beispiel der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik

Antragstellerin Professorin Dr. Margit Enke
Fachliche Zuordnung Werkstofftechnik
Förderung Förderung von 2009 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 110468209
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gegenstand des Projekts ist die Identifikation und Untersuchung von Anspruchsgruppen und Funktionen wissenschaftlicher Fachverbände insbesondere in den Ingenieurwissenschaften. Das Projekt verfolgt die Zielstellung, zentrale Funktionen von Fachverbänden in den Ingenieurwissenschaften, speziell der Fachrichtung Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, abzubilden. Über die Beschreibung von Soll-Funktionen hinaus sollen erstmals empirische Anhaltspunkte über relevante Leistungsangebote, Faktoren einer hohen Mitgliederzufriedenheit und ihre Wirkung auf Verhaltensabsichten von Mitgliedern vorgelegt werden. Die Ergebnisse verdeutlichen 1) den hohen Stellenwert von Fachverbänden für den Informationsaustausch und die gegenseitige Vernetzung ihrer Mitglieder, 2) die Funktion von Fachverbänden bei der Entwicklung ihres jeweiligen Fachgebiets, 3) die Relevanz von Fachverbänden als Schnittstelle im Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, 4) die spezielle Eignung von Fachverbänden zur Gewinnung und Förderung von Nachwuchskräften für Wissenschaft und Industrie und 5) die Bedeutung von Fachverbänden zur Repräsentation ihres Fachgebiets nach innen und außen, vor allem in der fachlichen bzw. allgemeinen Öffentlichkeit. Die Funktion des Austauschs und der gegenseitigen Vernetzung der Mitglieder erfüllen Fachverbände besonders durch zielgerichtet Informationsangebote (z.B. durch Newsletter, Online-Angebote), durch Tagungen, Konferenzen oder auch thematische Arbeitsgruppen. Der lokalen Präsenz eines Verbandes bei wichtigen Mitgliedsgruppen (z. B. Hochschulen) wird eine hohe Bedeutung beigemessen, insbesondere mit Blick auf die Nachwuchsförderung. Die Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass die Bedeutung sozialer Netzwerke für die Kommunikation eines Verbandes mit seinen Mitgliedern bzw. die Kommunikation zwischen Mitgliedern steigen wird. Die Entwicklung des jeweiligen Fachgebiets und der Aufbau entsprechender fachlicher Kompetenzen ist eine der zentralen Erwartungen, die Mitglieder an einen Fachverband richten. Die wahrgenommene fachliche Kompetenz des Verbandes und seiner Mitglieder sowie das Stimmgewicht, das ein Verband in einem Fachgebiet erzielt, sind ausschlaggebend für eine Mitgliedschaft. Konkrete Aufgaben, die Fachverbänden für eine Entwicklung ihrer Disziplin zugerechnet werden, sind u. a. die Förderung von Forschung und Entwicklung, die Unterstützung des fachlichen Nachwuchses, die Förderung eines wissenschaftlichen Austauschs bzw. eines effektiven Wissens- und Technologietransfers und die Förderung der Lehre in der Fachdisziplin. Außerdem bestehen wichtige Entwicklungsaufgaben darin, die Relevanz des Fachgebiets zu verdeutlichen bzw. eine positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu stärken. Die Mittlerfunktion von Fachverbänden in einem Wissens- und Technologietransfer beruht zum einen maßgeblich auf der Mitgliederstruktur, d.h. einer Integration von Mitgliedern aus Wissenschaft und Industrie. Je besser ein Verband beide Mitgliedergruppen integrieren kann, um so eher wird er als Akteur im Wissens- und Technologietransfer akzeptiert. Zum anderen spielt die wahrgenommene fachliche und wissenschaftliche Kompetenz eine Rolle. Diese Kompetenz generiert sich hauptsächlich aus Leistungsangeboten zur individuellen Qualifikation (Tagungen, Seminare etc.), aus Publikationen (Zeitschriften, Bücher), aber auch in besonderem Maße aus einem Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen bzw. zu wissenschaftlichen Netzwerken. Fachverbände eignen sich in besonderem Maße, Nachwuchskräfte einer Fachdisziplin zu fördern. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass besonders für Berufseinsteiger in der Industrie bzw. Doktoranden und Post-Docs das Netzwerk eines Fachverbandes von großer Bedeutung ist. Die Unterstützung der eigenen beruflichen Entwicklung ist einer der Hauptgründe, Mitglied in einem Fachverband zu werden. Die Untersuchungen lassen zudem einen Zusammenhang erkennen zwischen der Zufriedenheit mit dem Netzwerk eines Verbandes und der eigenen Bereitschaft, Ziele des Verbandes aktiv zu unterstützen (z.B. in der Mitgliederwerbung). Fachverbände erfüllen zudem eine wichtige Funktion in der Darstellung ihres Fachgebiets in der Öffentlichkeit, indem sie die Relevanz des Gebiets sowie Forschungs- und Entwicklungsleistungen verdeutlichen. Darunter ist zum einen die fachliche Öffentlichkeit zu verstehen, darüber hinaus aber auch die allgemeine Öffentlichkeit, d.h. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Auch wenn diese Faktoren die Bereitschaft zu einer Mitgliedschaft nicht vordergründig beeinflussen, erwarten Mitglieder dennoch ein Engagement ihres Fachverbandes in der Öffentlichkeitsarbeit. Ausgehend von den Erkenntnissen zu wichtigen Funktionen und zugehörigen Leistungen von Fachverbänden in den Ingenieurwissenschaften belegen die Untersuchungen außerdem die Verhaltensrelevanz dieser Faktoren: Je zufriedener die Mitglieder mit der Erfüllung der genannten Funktionen sind, desto loyaler zeigen sie sich gegenüber dem Verband. Dies beinhaltet nicht nur eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Mitglieder dem Verband treu bleiben. Je höher die Verbundenheit mit einem Fachverband ist, desto eher sind Mitglieder auch bereit, sich für den Verband zu engagieren. Dies betrifft vor allem die Bereiche der Mitglieder- bzw. Nachwuchsgewinnung, der Förderung des gegenseitigen Austauschs und die Öffentlichkeitsarbeit. Da die Wirksamkeit eines Fachverbands stark vom Engagement seiner Mitglieder abhängt, ist die Erreichung einer hohen Zufriedenheit sehr wichtig. Diese Zufriedenheit basiert den Ergebnissen des Projekts zufolge auf bedürfnisgerechten Leistungsangeboten, einer hohen Kommunikationsqualität sowie auf der Kompetenz, Reputation und Vertrauenswürdigkeit eines Fachverbands.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009): Anspruchsgruppen und Funktionen wissenschaftlicher Fachverbände im Rahmen der strategischen Entwicklung der Ingenieurwissenschaften. Vortrag im Rahmen des DGM-Tages am 22.06.2009
    Leischnig, A.
  • (2010): Anspruchsgruppen und Funktionen wissenschaftlicher Fachverbände im Rahmen der strategischen Entwicklung der Ingenieurwissenschaften. Vortrag im Rahmen der DGM-Vorstandssitzung am 28.04.2010
    Geigenmüller, A.
 
 

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