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Die Institutionalisierung des Faches "Geschichte der Frühen Neuzeit" (Deutschland, Europa, USA)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 111042042
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zuge des Projekts ist es gelungen auf breiter archivalischer, literarischer und Oral History-Basis ein völlig neues Bild der Entwicklung dieser historischen Teildisziplin zu ermitteln. Anders als lange Zeit behauptet, reichen die Wurzeln bis in die Zeit um 1900 zurück; in den 1930er Jahren ist ‚early modern history’ in den USA bereits als Spezialbereich etabliert. Gleichzeitig ist eine deutlich verzögerte Etablierung in Großbritannien und erst Recht in Deutschland feststellbar. Diese unterschiedliche Chronologie lässt sich mit dem Moderneverständnis amerikanischer, britischer und deutscher Historiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erklären. Die überraschend frühe Etablierung dieses Feldes und die relativ geräuschlose Differenzierung der Neuzeit-Professuren an deutschen Universitäten in den Jahren um 1960 erklären, warum die befragten Zeitzeugen sich wenig über die Institutionalisierung an sich äußerten. Um so interessantere Einblicke gewährten die über drei Dutzend Interviews und über 100 beantworteten Fragebögen in die divergierenden Wahrnehmungen deutscher, britischer und amerikanischer Historiker. Sie zeigen, dass selbst im Zeitalter globalisierter Wissenschaft semantisch einfache und leicht übersetzbare Begriffe wie Frühe Neuzeit/early modern ganz unterschiedliche Konnotationen besitzen. Die Kombination von Oral History, der Befragung älterer Kollegen, die zum Teil leider noch während des Projekts vom Tod ereilt wurden, als Zeitzeugen, sowie der präzisen Überprüfung der Erinnerung anhand der Bestände (Personalakten, Berufungsakten, etc.) in den Universitätsarchiven sowie der internationalen Fachliteratur hat sich bei diesem Projekt bewährt. Das Gesamtprojekt sowie einzelne Aspekte daraus konnten auf zahlreichen nationalen und internationalen Tagungen vorgestellt werden. Das Thema wird auch weiterhin interessant bleiben. Die Überlegungen, in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt die formalisierten Interviews – eine wissenschaftsgeschichtliche Fundgrube – der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, laufen noch.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Institutionalisierung des Faches Geschichte der Frühen Neuzeit, in: Arndt Brendecke (Hg.), Praktiken der Frühen Neuzeit, Köln, Weimar, Wien 2015 (Frühneuzeit Impulse 3), 696-714
    Justus Nipperdey
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5282/ubm/epub.49352)
  • Die Terminologie von Epochen – Überlegungen am Beispiel Frühe Neuzeit/‚early modern’, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 38 (2015), 170-185
    Justus Nipperdey
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/bewi.201501719)
  • The Concept and Naming of Early Modern History – German-American Interactions (Eighth Conference Frühe Neuzeit Interdisziplinär: Names andh Naming in Early Modern Germany, Vanderbilt University, Nashville, 06.03.2015)
    Justus Nipperdey
  • Abbreviating the practical past – the historiographic creation of a short modern age. (2nd Conference of the International Network for the Theory of History: The Practical Past. On the Advantages & Disadvantages of History for Life, Ouro Preto, Brasilien, 26.08.2016)
    Justus Nipperdey
  • Neue Wege der Frühneuzeitforschung (= Frühneuzeit-Info 28 (2017))
    Wolfgang Behringer/Justus Nipperdey (Hg.)
  • The “mythical Reformation”. Contesting the Reformation in early 20thcentury US-Historiography. (German Studies Association Conference 2017, Atlanta, 6.10.2017)
    Justus Nipperdey
 
 

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