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Die Bedeutung von Ernst Boerschmann im Kontext des Kulturtransfers: Die Rezeption und Wirkung seiner Forschung über traditionelle chinesische Architektur zwischen 1902 und 1949
Antragsteller
Professor Dr. Peter Herrle
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung von 2009 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 113212946
Der Architekturhistoriker Ernst Boerschmann (1887–1949) befasste sich ausschließlich mit der traditionellen Architektur in China. Zwischen 1906 und 1949 publizierte er die Ergebnisse seiner in drei Reisen gesammelten Erkenntnisse (insgesamt sieben Jahre), bei denen er vierzehn der damals achtzehn Provinzen besuchte. Vor Ort vermaß er wichtige Bauwerke und dokumentierte die Architektur mit ca. achttausend Fotos. Eine Sammlung örtlicher Chroniken und tradierter unmaßstäblicher Pläne wurden zusammen mit eigenen Aufnahmen zur Grundlage seiner Lehrtätigkeit als Professor für chinesische Architektur an der Technischen Hochschule Charlottenburg (heute TU Berlin) und an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt Universität) in Berlin (1924–1944). Diese Professur war in der westlichen Welt die erste, die sich mit der Vermittlung historischer chinesischer Architektur und Stadtkonzepte befasste. Durch umfangreiche Aufmasse, Zeichnungen und Fotos ist Boerschmanns Werk zu den Pionierleistungen in diesem Fachgebiet zu rechnen. Als ausländischer Forscher, dessen Werk im Laufe der dreißiger Jahre durch neuere Forschungen hinterfragt wurde, nahm die chinesische Fachwelt nach 1949 Boerschmann lediglich am Rande oder gar nicht mehr wahr. In Deutschland bestimmten die Publikationen von Boerschmann die Rezeption der chinesischen Architektur nachhaltig und beeinflusste über seine Schüler unter anderem die Architekturauffassung von Hans Scharoun und Hugo Häring, die zusammen mit Chen Kuen Lee und Woo Shaoling 1941 den „Deutsch-Chinesischen Werkbund“ gründeten. Im beantragten Vorhaben sollen folgende Schwerpunkte untersucht werden: 4) Abgrenzung der Forschung von Ernst Boerschmann gegenüber nachfolgenden nicht-chinesischen Autoren, sowie Würdigung und Dokumentation seiner Arbeit. 5) Die Bedeutung seiner Architekturgeschichtsauffassung für China und für die Rezeption der chinesischen Architektur im Westen. Dazu zählt die Prüfung der Nutzungsmöglichkeit seiner Aufnahmen für heutige Rekonstruktionen und die Denkmalpflege in China. 6) Der Einfluss von Boerschmann auf die Konzeption einer „organischen“ Architektur und die Transkulturation der originalen Konzepte durch eine Gruppe von Architekten im Umfeld von Hans Scharoun in den 50er Jahren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen