Detailseite
Projekt Druckansicht

Piraterie im mittelalterlichen Europa. Wahrnehmung und Darstellung maritimer Offensivhandlungen zwischen legitimem Seekrieg und illegitimem Seeraub.

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2009 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 115240795
 
Die Grenzen zwischen erlaubten und unerlaubten Offensivhandlungen zur See waren im Mittelalter nicht klar bestimmt. Dennoch erweckt das überlieferte historische Quellenmaterial den Eindruck einer klaren Dichotomie zwischen (legalem) Seekrieg und (illegalem) Seeraub. Mittelalterlichen Autoren zufolge war die parasitäre, unrechtmäßige, gewalttätige und barbarische Subsistenzweise der Piraterie, die aus rein privaten Zwecken und aus bloßer Habgier verübt worden sein soll, klar von den legitimierten Formen maritimer Offensivtätigkeiten wie Seekrieg und Kaperei zu unterscheiden. Wie aber wirkte sich die theoretische Differenzierung zwischen privater Piraterie und staatlich legitimierter Seekriegsführung auf die Praxis aus? Es wird zu untersuchen sein, inwiefern die verschiedenen Kulturen des mittelalterlichen Europa eindeutige und allgemein verbindliche Kriterien kannten, die eine klare Unterscheidung zwischen erlaubter und unerlaubter maritimer Gewaltanwendung ermöglichten, oder ob es sich bei dem Phänomen der Piraterie nicht vielmehr um ein kulturelles Konstrukt handelte, das es den mittelalterlichen Zeitgenossen erlaubte, Konkurrenten und deren Handlungen aufgrund kultureller, ökonomischer, politischer oder sozialer Motive als fremd, feindlich und illegal zu kennzeichnen und damit aus der eigenen Rechtsgemeinschaft auszugrenzen. Das transkulturell-komparatistisch ausgerichtete Projekt lässt neue Ergebnisse erwarten, die die bisherige, meist von einer kriminologischen Sichtweise dominierte Forschung zur Piraterie zugunsten einer kulturhistorischen Perspektive verschieben werden, die das Phänomen der Piraterie als ein aus ideologischen Motiven heraus entworfenes Argument begreift, das für die Konstruktion von Identität und Alterität in den unterschiedlichen Gesellschaften des mittelalterlichen Europa von zentraler Bedeutung war.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung