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Konsum, Soziale Normen und Staatslegitimität. Verteilungsgerechtigkeit in Polen und Großbritannien 1945-1949

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 115465253
 
Das Projekt untersucht die Entstehung und Dynamik von Verteilungsgerechtigkeitsregimen in Polen und Großbritannien in der ersten Dekade der Nachkriegszeit als Konflikte um die politische Gestaltung einer gerechten und moralischen Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Formen von Staatsinterventionismus - soziale und politische Kontrolle über die Umverteilung der Konsumgüter - in unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systemen des 20. Jahrhunderts. Die soziale Praxis und die kulturellen Repräsentationen von Verteilungsgerechtigkeit werden vor dem Hintergrund des Konzepts der moral economy als moralisierte und politisierte Konsumdiskurse untersucht. Darüber hinaus geht es bei der Frage nach Verteilungsgerechtigkeit aber auch direkt um das Problem der Staatslegitimität in der Entstehungsphase des modernen kapitalistischen Wohlfahrt Staates und der sozialistischen Planwirtschaft. Die diskursiven Repräsentationen, die sich sowohl in der inklusiven Sprache von fair shares, als auch in den Ausgrenzungsmechanismen, die gegen „Spekulantentum" und andere Regelverletzungen der Mangelgesellschaft gerichtet sind, konstituieren, lassen sich nicht nur als Konstruktionen von Regeln des Sozialen untersuchen, sondern auch daraufhin befragen, inwieweit Kriminalisierung von bestimmten Formen der Handelstätigkeit als ein effektives Instrument der Staatslegitimität funktionierte. Es wird argumentiert, dass gerade Politisierung und Moralisierung von Verbraucheridentität und Konsumverhalten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des modernen Staatsinterventionismus spielten. Im Kontext dieses komplexen Mischungsverhältnisses zwischen Produktion und Konsum werden die sozialmoralischen Normen von Verteilungsgerechtigkeit als eine zentrale politische Semantik der unmittelbaren Nachkriegszeit sowohl im Westen als auch im Osten Europas vergleichend untersucht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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