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Außen- und sicherheitspolitische Orientierungen in den USA und der Bundesrepublik: Ein Vergleich von Strukturen, Dynamik und Determinanten auf Bevölkerungs- und Elitenebene

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2009 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 121240618
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat außen- und sicherheitspolitische Orientierungen in den USA und der Bundesrepublik untersucht. Es sollte geklärt werden, wie die Bürger auf die Änderungen des internationalen Systems und die Außenpolitik seit 1989/90 reagiert haben. Speziell ging es um die strittige Frage, ob und in welcher Hinsicht beide Länder auf der Bevölkerungsebene als Reaktion auf Ereignisse und Elitenhandeln auseinandergedriftet sind. Um diese Fragen zu beantworten, wurden insgesamt 130 Datensätze thematisch einschlägiger Umfragen, die zwischen 1974 bis 2012 durchgeführt wurden, akquiriert und aufbereitet. Auf dieser Datengrundlage wurden Analysen durchgeführt, um die außen- und sicherheitspolitischen Orientierungen in beiden Ländern aus komparativer und zeitlicher Perspektive zu beschreiben und zu erklären. Zwei Primärdatensätze wurden erhoben, um spezielle theoretische Fragen zu bearbeiten, die mit den verfügbaren Sekundärdaten nicht untersucht werden konnten. Das Bamberger Centrum für Empirische Studien (BACES) führte im Oktober und November 2010 eine Telefonumfrage in Deutschland unter 1162 Personen durch. Auf Vorschlag des Projektteams wurden in das Online-Tracking 14 im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) Items zu außen- und sicherheitspolitischen Einstellungen aufgenommen. Beide Datensätze sind über das Datenarchiv von GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften verfügbar. Die Analysen zeigen transatlantische Unterschiede in außenpolitischen Grundhaltungen, insbesondere zur Verwendung militärischer Mittel. Im gesamten Untersuchungszeitraum waren amerikanische Bürger eher bereit, Truppen einzusetzen, um politische Ziele zu erreichen. Ein weiterer, weniger zentraler Unterschied bestand in Grundhaltungen zum Multilateralismus, wobei Amerikaner eher bereit waren, unilaterale Maßnahmen zu unterstützen. Auf beiden Seiten des Atlantiks waren diese außenpolitischen Grundhaltungen wichtige Determinanten spezifischerer Sachfrageorientierungen. Dabei erleichterten es parteipolitische Auseinandersetzungen innerhalb der Länder den Bürgern, die Verknüpfung zwischen allgemeinen außenpolitischen Grundhaltungen und spezifischen Sachfragen herzustellen. Welche Grundhaltungen jeweils herangezogen wurden, hing dabei von der Darstellung der Sachfragen durch die politischen Eliten ab. Wenn Politiker unterschiedlicher Parteien Sachfragen unterschiedlich darstellten, führte dies zu einer Polarisierung der Einstellungsbildung auf der Bevölkerungsebene in Abhängigkeit von Parteiloyalitäten. In ähnlicher Weise hing auch der Zustand der transatlantischen Beziehungen auf der Bevölkerungsebene vom Verhalten der politischen Eliten ab. So waren heftige öffentliche Auseinandersetzungen zwischen deutschen und amerikanischen Entscheidungsträgern eine notwendige Voraussetzung für eine Entfremdung der Bevölkerungen, da diese nur so auf bestehende Grundhaltungsunterschiede aufmerksam wurden. Das herausragende Beispiel dieser Konstellation aus der jüngeren Geschichte ist der Irakkrieg. Innenpolitischer und transatlantischer Konflikt hatten erhebliche Auswirkungen auf der Bevölkerungsebene, die weit über die Bewertung der Irak-Frage hinausgingen und die Bewertung der transatlantischen Partnerschaft selbst einschlossen. Die folgenden ruhigeren Zeiten führten allerdings zu einer Wiederannäherung auch auf der Bevölkerungsebene. Zukünftige Krisen dieses transatlantischen Verhältnisses sind immer dann zu erwarten, wenn heftige, deutlich wahrnehmbare Eliten-Konflikte innerhalb und zwischen den Ländern auftreten. Diese sind am wahrscheinlichsten, wenn es um die Anwendung militärischer Mittel geht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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