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Umkämpfte Demokratie: Der Barmat-Kutisker-Skandal 1924/25 in der politischen Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 121384124
 
Das Forschungsprojekt befasst sich mit dem am schärfsten ausgefochtenen politischen und wirtschaftlichen Skandal der Weimarer Republik, in dessen Mittelpunkt die politisch und antisemitisch motivierte Skandalisierung der ostjüdischen Unternehmer Julius Barmat und Iwan Kutisker im Jahr 1925 stand und in dem sich führende SPD-Politiker, darunter Friedrich Ebert, massiv angegriffen sahen. Thematisiert wird die Selbstthematisierung der Weimarer Gesellschaft anhand von zentralen Normkonflikten. Dazu zählen Fragen des demokratischen politischen Systems, der Grenzen zwischen Wirtschaft und Politik sowie die Rolle von Recht und Gerechtigkeit. Die Herausbildung demokratischer Strukturen förderte die Skandalisierung von Normverstößen und die Herausbildung von sensationsorientierten Medienöffentlichkeiten; zugleich waren und blieben in den Skandalen der Weimarer Republik der Krieg, die Niederlage des Jahres 1918 und das demokratische System umkämpfte Themen. Der Fokus richtet sich auf eine breite Gruppe von Akteuren und auf konkrete Orte: spekulative Unternehmen, Banken, staatsanwaltschaftliche Büros, Gerichte, parlamentarische Untersuchungsausschüsse, Untersuchungsgefängnisse, Parteigremien, Zeitungsbüros und vermeintlich konspirative Zirkel. Der Skandal produzierte einen Überschuss an politischen Diskursen und Verschwörungstheorien, in denen nachgerade obsessiv die jüngste Vergangenheit thematisiert wurde. Zwischen Fakt und Fiktion war vielfach kaum mehr zu unterscheiden, und die „Barmatiden" wurden schließlich zu abstrakten Zeichen und Symbolen der Republik und des „demokratischen Systems". Daran knüpften die zeitgenössischen Bemühungen um Popularisierung und Trivialisierung des Skandals an, und zwar in Form von Dokumentationen, Dramen und Romanen und (Zeit-) Geschichten der Demokratien, deren Status als populäre „Kulturgeschichten" auch vor dem Hintergrund der Debatten über die neuere Kulturgeschichte zu behandeln ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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