Detailseite
Projekt Druckansicht

Ibn as-Sihnas (st. 882/1477) Lisan al-hukkam fi ma'rifat al-ahkam - "Todte Buchstaben" oder Spiegel der Rechtswirklichkeit?

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 122326811
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bei dem abgeschlossenen Projekt handelt es sich um die kritischen Erschließung (= Edition) des mamlukenzeitlichen Richterhandbuchs Lisān al-ḥukkām fī maʿrifat al-aḥkām („Die Zunge der Richter. Über die Kenntnisse der islamischen Rechtsurteile“) aus der Feder des ḥanafitischen Kadis Muḥibb ad-Dīn Abū l-Walīd Ibrāhīm b. Muḥammad al-Ḥalabī b. aš-Šiḥna (gest. 882/1477, im Folgenden: Ibn aš-Šiḥna). Der Autor dieses wichtigen Rechtswerkes beschreibt darin seine eigenen Erfahrungen als Oberkadi von Aleppo. Im Laufe seines Textes kommt Ibn aš-Šiḥna auf eine ganze Reihe ihm wichtig und interessant erscheinender juristischer Einzelfragen zu sprechen, wobei er, wie er zu Beginn seines Werkes schreibt, seine Abhandlung als Entscheidungshilfe für angehende, aber auch für gestandene muslimische Richter verstanden wissen will. 21 der 30 Kapitel wurden von Ibn aš-Šiḥna eigenhändig verfaßt, die neun übrigen Abschnitte vollendete der Gelehrte Burhān ad-Dīn Ibrāhīm al-Ḫāliʿī al-ʿAdawī im Jahre 1027/1618 unter dem Titel Ġāyat al-marām fī tatimmat ‚Lisān al-aḥkām’. Das von der Projektmitarbeiterin Frau Dr. Souad Saghbini nun edierte Werk zeichnet sich durch einen großen Detailreichtum aus. Einzelne Rechtsfragen – wie etwa zum Pfand (rahn), zur Schenkung (hiba), zu den Stiftungen (awqāf), zum Testament (waṣiyya), zu den Ḥadd-Strafen (ḥudūd), zur Erbteilung (farāʾiḍ), Eheschließung (nikāḥ), Ehescheidung (ṭalāq) – werden ausgehend behandelt. Hervorzuheben sind die Kapitel über siyar (Völkerrecht) und zum Verhältnis von Muslimen zu Ungläubigen, die sich in dieser Form in anderen Richterhandbüchern nicht finden. Mit der Edition dieses Textes ist ein zentrales Werk der mamlūkenzeitlichen Rechtsliteratur erschlossen und zugänglich gemacht und damit die (bisher sehr vernachlässigte) Forschung auf dem Gebiet der Richterhandbücher, die sich bis jetzt hauptsächlich auf die mālikitische Schule konzentriert hat, um eine ḥanafitische Sichtweise ergänzt worden. Mithilfe dieser Edition ist es nun möglich, die Rechtspraxis eines Aleppiner Richters des ausgehenden 9./15 Jahrhunderts zu analysieren und den Zusammenhang verschiedener Zweige der muslimischen Rechtsliteratur (uṣūl-, furūʿ-, fatāwā-Werke) zu beleuchten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung