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Wissenskonstruktion anhand von Texten und Bildern mit konfligierenden Informationen aus dem Internet

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 125152921
 
Immer mehr wissenschaftsbezogene Informationen werden im Internet publiziert. Wenn Lerner auf diesem Weg nach Dokumenten zu aktuell diskutierten wissenschaftlichen Themen (wie z.B. zum Potential nachhaltiger Energieformen) recherchieren, müssen sie sich oftmals mit Texten auseinandersetzen, die unterschiedliche Argumente enthalten und widersprüchliche Standpunkte vertreten. In vielen Fällen ist dieser Umstand nicht auf eine schlechte Qualität der Veröffentlichungen zurückzuführen, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass diese Themen auch in der Wissenschaft selbst kontrovers diskutiert werden, da die wissenschaftliche Evidenz kein eindeutiges Bild ergibt. Somit stellt sich die Frage, wie die Kommunikation konfligierender Informationen gestaltet werden kann, um den Aufbau einer kohärenten referentiellen Repräsentation der wissenschaftlichen Sachverhalte (Situationsmodell) zu unterstützen. Neben Lernermerkmalen, die das Ausbilden einer solchen Repräsentation beeinflussen, sind das Layout und die Form der Präsentation der Informationen von großer Bedeutung. Ein Merkmal der Präsentation, das insbesondere für naturwissenschaftliche Texte kennzeichnend ist, sind wissenschaftliche Abbildungen zur Visualisierung quantitativ-empirischer Ergebnisse (z.B. Liniendiagramme) und realistische Bilder (z.B. Fotografien) zur Veranschaulichung von Sachverhalten. In vorangegangenen Projektphasen konnte experimentell gezeigt werden, dass solche Abbildungen, abhängig von Lernermerkmalen, bei der Verarbeitung von konfligierenden Informationen als Hinweisreize (Cues) für die Plausibilität der gegebenen Informationen fungieren bzw. im Falle realistischer Bilder eine höhere Verarbeitungsflüssigkeit (Fluency) induzieren. Für Diagramme ist der Fluency Effekt noch nicht entsprechend beleuchtet. Daher soll eine kritische Überprüfung der Annahme erfolgen, dass Fluency auch den Effekt von Diagrammen auf das Verständnis konfligierender Informationen vermittelt und in Abhängigkeit von Lernermerkmalen entweder zu einer oberflächlichen Verarbeitung führt oder als Plausibilitätscue in einer elaborativen Verarbeitung genutzt wird. Zunächst sollen durch detaillierte Prozessanalysen und eine experimentelle Manipulation von Determinanten der Fluency aussagekräftige Belege dafür erbracht werden, dass auch Diagramme einen (positiven) Effekt auf die wahrgenommene Fluency beim Verstehen von Texten zu wissenschaftlichen Kontroversen haben. Im Anschluss soll die Frage beantwortet werden, wie sich eine erhöhte wahrgenommene Fluency durch Diagramme beim Lernen mit konfligierenden wissenschaftsbezogenen Texten auf Lernprozesse und -ergebnisse auswirkt. Je nach Lernermerkmalen sollte sie unterschiedliche Auswirkungen auf das Textverständnis haben, positive wenn Fluency als Plausibilitätscue interpretiert wird und negative wenn Fluency illusorisches Verstehen signalisiert. Diese Annahmen sollen mithilfe moderierter Mediationsanalysen überprüft werden.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Beteiligte Person Dr. Mark Ullrich
 
 

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