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Wandel bei aktuellen Massenmedien: Journalismus in veränderten Medienkontexten

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12651599
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt „Wandel bei aktuellen Massenmedien: Journalismus in veränderten Medienkontexten“ untersucht Veränderungen im deutschen Informationsjournalismus seit 1990. Den theoretischen Rahmen bildet dabei ein systemtheoretisches Journalismuskonzept, das den Journalismus in drei Strukturbereiche (Organisationen, Programme und Rollen) dimensioniert und zudem die Umweltbeziehungen des Journalismus berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie, welche Wandlungsprozesse in den genannten drei Dimensionen des Systems Journalismus stattgefunden haben. Bei den Organisationen spielen dabei beispielsweise Strukturelemente wie Ressorteinteilungen, neue Organisationsformen (wie der Newsdesk) und die Ausstattung der Redaktion mit Ressourcen eine Rolle. In der Dimension der journalistischen Programme geht es unter anderem um Strategien der Darstellung von Inhalten – wie Personalisierung oder Emotionalisierung – oder die Auswahl von Themen. Die Rollen umfassen Konzepte wie Selbstverständnis und Publikumsbild, wobei diese Studie den Fokus darauf legt, wie journalistische Akteure selbst Veränderungen ihrer Arbeitsbedingungen wahrnehmen und bewerten. Zudem bezieht die Untersuchung die Umwelt des Journalismus mit ein: Es wird analysiert, wie sich die Rahmenbedingungen für die Produktion journalistischer Berichterstattung seit 1990 verändert haben. 15 Redaktionen relevanter deutscher Nachrichtenmedien (unterschiedlicher Gattung und Organisationsform) wurden dazu mit Hilfe eines aufwendigen Mehrmethodendesigns untersucht. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass z.B. Veränderungen in den Redaktionsstrukturen wie die Einführung von Newsdesks/Newsrooms und die Einteilung in Teams über Ressortgrenzen hinweg von den meisten Journalisten als Gewinn für die Arbeitsabläufe gewertet werden. Die Daten belegen darüber hinaus einige Veränderungen in der Berichterstattung der aktuellen Massenmedien: Politische Themen verlieren ihre dominierende Bedeutung (etwa als Aufmachungen und auf den Titelseiten); die Berichterstattung wird vielfältiger, Ereignisse und Themen aus mehreren gesellschaftlichen Bereichen haben nun die Chance, von den Medien aufgegriffen zu werden. Insofern bildet sich die gesellschaftliche Differenzierung im Verlauf der Zeit (seit 1990) stärker in den aktuellen Massenmedien ab. Insgesamt kann für den Journalismus seit 1990 eine wachsende Orientierung auf sein Publikum konstatiert werden. Der damit verbundene Relevanzgewinn des Publikums bedeutet jedoch nicht, dass die Leistung der Informationsvermittlung (etwa zugunsten von Unterhaltung) in den Hintergrund tritt. Insgesamt lässt sich eine hohe Stabilität bei moderaten Veränderungen im Kernbereich des Informationsjournalismus konstatieren. Neben zahlreichen empirischen Daten ermöglichen die Ergebnisse der Studie auch ein besseres theoretisches Verständnis des Journalismus. Die in der Journalismusforschung gelegentlich kritisierte Empirieferne systemtheoretischer Beschreibungen des Journalismus ist vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der Forschung zum Wandel des Journalismus nicht mehr haltbar. Es hat sich gezeigt, dass mit einem aufwendigen Forschungsdesign die theoretische Modellierung von Journalismus in der Gesellschaft vertieft werden kann. Zu den Erkenntnissen in diesem Bereich zählt, dass wir es bei den Veränderungen des Journalismus mit einem evolutionären Wandel zu tun haben, der zwar unter vielfältigen gesellschaftlichen Kontextbedingungen (Technik, Ökonomie) stattfindet, der aber immer auf einer evolutionären Modifikation der internen Strukturen des Journalismus beruht. Die Erkenntnisse der Studie stoßen auch in der Medienöffentlichkeit auf große Resonanz; so sind erste veröffentlichte Ergebnisse bereits in anderen Publikationen aufgegriffen worden; einige Journalisten haben sich nach weiteren Ergebnissen erkundigt und diese veröffentlicht. Vorträge beim Deutschen Journalistenverband und an der Universität der Künste in Berlin sichern zudem den Transfer der Forschungsergebnisse. Den 15 teilnehmenden Redaktionen wurden die Ergebnisse in Form von individualisierten Präsentationen zur Verfügung gestellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006): Wandel redaktioneller Strukturen und Entscheidungsprozesse. [Vortrag auf dem Mediensymposium in Luzern „Seismographische Funktion von Öffentlichkeit im Wandel“, 30.11.-02.12.2006]
    Blöbaum, Bernd
  • (2007): Changing Constraints of Journalism. [Paper, Vortrag auf der Konferenz “Harmonious Society, Civil Society and the Media” in Peking, 20.-21.10.2007]
    Blöbaum, Bernd
  • (2007): Journalism and Change. Theoretical Framework and Empirical Research. [Vortrag auf der ICA in San Francisco, 24.-28.05.2007]
    Blöbaum, Bernd
  • (2008): New Forms of Organisation Shake up the Profession of the Journalist. [Vortrag auf ECREA's 2nd European Communication Conference in Barcelona, 25.-28.11.2008]
    Blöbaum, Bernd/ Bonk, Sophie/ Karthaus, Anne/ Kutscha, Annika
  • (2008): The Change of Journalism in Present Reporting. [Vortrag auf ECREA's 2nd European Communication Conference in Barcelona, 25.-28.11.2008]
    Blöbaum, Bernd/ Bonk, Sophie/ Karthaus, Anne/ Kutscha, Annika
  • (2008): Wandel von Qualitätsmedien. [Vortrag auf dem Mediensymposium in Luzern „Krise der Leuchttürme öffentlicher Kommunikation – Vergangenheit und Zukunft der Qualitätsmedien“, 20.-22.11.2008]
    Blöbaum, Bernd
  • (2009): Alles anders? In: journalist, Nr. 8. 17-19
    Kutscha, Annika/ Karthaus, Anne/ Bonk, Sophie
  • (2009): Journalism Research as a reflection of journalistic change. [Vortrag auf der internationalen Konferenz „Journalism Research in the Public Interest“ in Zürich/Winterthur, 22.11.2009]
    Blöbaum, Bernd
  • (2009): Journalismus im Wandel. Wie sich Inhalte und Formate von Qualitätsmedien ändern und anpassen. [Vortrag auf der DGPuK-Jahrestagung in Bremen „Medienkultur im Wandel“, 29.04.-01.05.2009]
    Blöbaum, Bernd/ Bonk, Sophie/ Karthaus, Anne/ Kutscha, Annika
  • (2009): Journalistik Media Content in Transformation. [Vortrag auf der Jahrestagung der ICA in Chicago, 22. Mai 2009)
    Blöbaum, Bernd
  • (2009): Journalistische Publikumsorientierung im Wandel. [Vortrag auf der DGS-Regionalkonferenz in Bochum „Strukturwandel zu Metropolen. – Der Blick auf’s Publikum: Ökonomisierung des Zeitungsjournalismus?“, 28.-30.09.2009]
    Blöbaum, Bernd/ Bonk, Sophie/ Karthaus, Anne/ Kutscha, Annika
  • (2009): Wandel des Journalismus. Methodendesign zur Analyse von Veränderungsprozessen bei aktuellen Massenmedien. [Vortrag auf der Tagung der DGPuK-Fachgruppen Journalistik- und Journalismusforschung sowie Methoden in Berlin „Methoden der Journalismusforschung“, 05.- 07.02.2009]
    Blöbaum, Bernd/ Bonk, Sophie/ Karthaus, Anne/ Kutscha, Annika
 
 

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