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Gesichterlernen / Face Learning

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 69199027
 
Zwischen der Verarbeitung bekannter und unbekannter Gesichter bestehen qualitative Unterschiede (siehe u.a. Johnston & Edmonds, 2009). Dies wirft die Frage auf, was den Übergang im Zuge des Lernens charakterisiert. Es findet ein Wechsel von einer bildabhängigen zu einer mentalen Repräsentation statt, die über eine große Bandbreite unterschiedlicher Bilder einer Person aktiviert werden kann. Bis zum jetzigen Zeitpunkt werden die zugrunde liegenden Mechanismen hierfür kaum verstanden. Im Alltag stellt die Fähigkeit Gesichter zu erkennen eine fundamentale Voraussetzung für erfolgreiche soziale Interaktionen dar. Es wurde lange angenommen, dass Menschen generell Experten für die Erkennung von Gesichtern sind. In jüngster Zeit rücken individuelle Unterschiede in dieser Fähigkeit zunehmend in den Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses, doch die funktionalen Mechanismen, welche diesen Unterschieden zugrunde liegen, sind ebenfalls noch weitgehend unbekannt. Während der ersten Förderperiode bauten wir eine große Datenbank auf, die 2D Stimuli berühmter Gesichter sowie 2D und 3D Stimuli unbekannter Gesichter enthält und stellten Durchschnittsgesichter sowie Form- und Farbkarikaturen in 2D und 3D her. Mit diesen Stimuli führten wir eine Serie von EEG Experimenten durch, in denen wir die neuronalen Korrelate des Gesichterlernens untersuchten. Besonderes Interesse galt dabei der Distinktheit, Karikierung und Attraktivität von Gesichtern. Außerdem untersuchten wir die Rolle von Stimulusvariabilität auf das Lernen von Gesichtern und testeten kognitive Modelle der Personenwahrnehmung durch die Analyse funktionaler Zusammenhänge zwischen der Verarbeitung von Gesichtern und Stimmen. In der zweiten Förderperiode werden wir unsere Studien weiterführen und ausbauen. Ein zusätzlicher Fokus wird dabei auf individuellen Unterschieden im Lernen und Wiedererekennnen von Gesichtern liegen. Basierend auf der Annahme, dass reliable Unterschiede existieren, nehmen wir an, dass sie konvergente Validität zu etablierten Maßen sozialer Kompetenz sowie diskriminante Validiät zu psychometrischer Intelligenz aufweisen. Außerdem werden wir ihre prädiktive Validität in Bezug auf soziale Lebensbereiche (Beruf, Partnerschaft) untersuchen. Sollte sich Gesichterlernen als ein Aspekt sozialer Kompetenz erweisen, erwarten wir Vorteile für gute Gesichtererkenner in den genannten Bereichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts besteht in seinem Potential für die Entwicklung von Trainingsstrategien für Personen, die unter einer Schwäche der Gesichtererkennung leiden. Aus der Kombination von Methoden der experimentellen und differentiellen Psychologie sowie der kognitiven Neurowissenschaften erwarten wir substantiellen Fortschritt im Verständnis der Mechanismen, die dem Lernen von Gesichtern zugrunde liegen. Das Projekt wird dazu beitragen, die Kluft zwischen der Erforschung basaler perzeptueller Prozesse und höherer sozialer Kompetenzen zu verringern. Unter Verwendung der einmaligen Stimulusdatenbank der Forschergruppe werden wir Verhaltens- und EEG-Daten sowie Blickbewegungen und elektro-dermale Antworten erheben, um das Lernen und Wiedererkennen von Gesichtern sowie die Bandbreite und die Qualität inter-individueller Unterschiede zu untersuchen. Die Zusammenhänge zwischen Verhaltens-, neurophysiologischen und psychometrischen Maßen werden dabei mit Hilfe struktureller Gleichungsmodelle untersucht.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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