Detailseite
Projekt Druckansicht

Entstehung, Funktion und Landschaftsbezug von Großsteingräbern, Grabenwerken und Siedlungen der Trichterbecherkulturen in der Region Haldensleben-Hundisburg

Antragsteller Dr. Christoph Rinne
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2009 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 128675135
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unter Berücksichtigung aller Ergebnisse des Forschungsprojektes kann die Entwicklung der Siedlungsgeschichte und der Prozess der Monumentalisierung rekonstruiert werden. Die ersten Aktivitäten können im frühen Neolithikum mit der Linienbandkeramik (LBK) beobachtet werden. Diese erste Welle der neolithischen Expansion erreicht ihre nördlichste Grenze am Fluss Beber mit deutlichen Spuren am Fundplatz von Hundisburg-Olbetal. Aktivitäten des Mittelneolithikums sind durch Stichbandkeramik und Rössener Keramik nachweisbar. Zu Beginn des Jungneolithikums wurden auf dem Fundplatz fünf Gräben gleichzeitig angelegt. Dies ist die erste monumentale Konstruktion in der untersuchten Kleinregion. Die keramischen Funde sind mit der Schiepzig-Gruppe im nördlichen Mitteldeutschland verbunden. Nach dieser ersten Siedlungsphase wurden die Gräben verfüllt, die mit Schiepzig zu assoziierende Siedlung bestand aber bis 3.850 cal BC weiter. Bis zu diesem Zeitpunkt sind keine Hinweise auf eine Interaktion mit Siedlungsaktivität oder einer Monumentalisierung in der nördlichen Hälfte des Untersuchungsgebietes jenseits des Flusses Beber festzustellen. Das ändert sich um 3.700 cal BC, als die ersten Baalberge-Aktivitäten auf dem Fundplatz Tannenberg und auf dem Galgenberg beobachtet werden können. Die ersten megalithischen Gräber werden kurz danach ab ca. 3.650 cal BC errichtet. Sie repräsentieren die ersten monumentalen Konstruktionen nördlich des Flusses Beber. In der frühen Phase der Megalithgräber im Haldensleber Forst und der Baalberger bis Salzmünder Phase auf dem Tannenberg und dem Galgenberg ist ein Hiatus in der Siedlungsgeschichte am Fundplatz Hundisburg-Olbetal sichtbar. Die Siedlungsaktivitäten scheinen sich in diesem Zeitraum vom südlichen Teil des Untersuchungsraumes in die nördliche Hälfte verlagert zu haben. Dieser Vorgang wird um ca. 3.350 cal BC erneut umgekehrt, als die Bernburger Siedlung auf dem Fundplatz Hundisburg-Olbetal entsteht und die Aktivitäten auf dem Tannenberg enden. Obwohl die Siedlung auf dem Tannenberg zur Zeit der Megalithgräber im Haldensleber Forst fortbesteht, gibt es keine Belege für Tiefstichkeramik und dem entsprechend für eine Interaktion. Für die Bernburger Siedlung von Hundisburg-Olbetal, die parallel zur späten Phase der Megalithgräber im Haldensleber Forst besteht, ergibt sich ein hierin vergleichbares Bild. Nur sehr wenig Keramik mit Tiefstichverzierung wurde bei den Ausgrabungen gefunden. Nach dem Ende der Bernburger Siedlung auf dem Fundplatz Hundisburg-Olbetal erfolgt erneut ein Wechsel zum Tannenberg, wo Kugelamphorenkeramik menschliche Aktivität belegt. Eine gemeinsame Aktivitätsphase auf den Fundplätzen Hundisburg-Olbetal, Tannenberg und Galgenberg ist erst im Endneolithikum, mit Schönfelder Keramik beiderseits des Flusses Beber, belegt. Dieser Trend einer scheinbar zunehmend zusammenhängenden Siedlungstätigkeit setzt sich in der späten Bronzezeit fort, wo auf allen erwähnten Standorten im Forschungsgebiet intensive Aktivitäten beobachtet werden können. In dieser Zeit erfolgen auch die ersten erkennbaren Eingriffe in mehreren Megalithgräbern des Haldensleber Forsts. Die Monumentalisierung auf beiden Seiten der Beber findet zu unterschiedlichen Zeiten und aus einem jeweils eigenen Ursprung statt. Die jungneolithische Phase südlich der Beber geht von einer Tradition aus, die vermutlich vom Michelsberg-Komplex im Südwesten beeinflusst wurde. Nur einige hundert Jahre später werden die ersten Megalithgräber im Haldensleber Forst errichtet. Die Tradition dieser Denkmäler stammt aus dem Trichterbecherkomplex im Norden und gibt somit keinen Hinweis auf eine Interdependenz dieser beiden Formen der Monumentalität im Arbeitsgebiet. Abschließend können wir einen kontinuierlichen Wechsel von Innovation oder Fortschritt zwischen den beiden Seiten der geomorphologischen und kulturellen Grenze, von der ersten Siedlung der Linienbandkeramik um ca. 5.500 cal BC bis Schönfeld im Endneolithikum, feststellen. Darüber hinaus scheint sich dieser Wechsel zwischen der jeweils innovativen Siedlungsaktivität beiderseits der Beber zum Ende zu beschleunigen.

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung