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SFB 670:  Zell-autonome Immunität

Fachliche Zuordnung Biologie
Agrar-, Forstwissenschaften und Tiermedizin
Medizin
Förderung Förderung von 2006 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13123509
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Am Anfang jeder Abwehrreaktion eines Organismus gegen mikrobielle Pathogene steht die Erkennung von fremden und gleichzeitig pathogenen Strukturen durch Rezeptormoleküle, die von immunkompetenten Abwehrzellen, aber auch von parenchymalen Zellen bei tierischen Organismen und Pflanzen exprimiert werden. Diese Rezeptoren sind evolutionär konservierte Sensoren, die generell als PRRs (patternrecognition-receptors) bezeichnet werden und sogenannte PAMPs (pathogen-associated molecular patterns) in unterschiedlichen Zellkompartimenten erkennen. Zu diesen PRRs gehören TLR (Toll-like receptors), NLR (Nod-like receptors) und RLR (RIG-I-like receptors). Die Interaktion von PAMPs mit den PRRs resultiert in einer frühen, zell-autonomen Abwehrreaktion aber auch in der Sekretion von Zytokinen, Chemokinen und anderen ko-stimulatorischen Molekülen, die verschiedene Elemente des angeborenen Immunsystems einbeziehen und damit die Weichen stellen für eine räumlich und zeitlich konzertierte adaptive Immunantwort. Bei Planzen und höheren Wirbeltieren können die NLR zwischen "selbst" und "fremd" unterscheiden und lösen so eine Immunantwort gegen mikrobielle Pathogene aus. Eine effektive Immunantwort wird erst durch die zuätzliche Ausschüttung von endogenen "Gefahrensignalen" ausgelöst, d.h. von wirtseigenen intrazellulären Molekülen, die nach Pathogen-induzierter Gewebszerstörung von nekrotischen Zellen freigesetzt werden. Zu diesen sogenannten DAMP (damage-associated molecular patterns) gehören unter anderem HMGB1, IL-1alpha, Harnsäure, DNA Fragmente, mitochondriale Proteine oder ATP. Beim Menschen und bei höheren Wirbeltieren vermag das spezifische zelluläre Immunsystem, d.h. T- und B-Lymphozyten, auch "verändertes Selbst" als "fremd" zu erkennen, wenn wirtseigene Molekülen durch Pathogene post-translational modifiziert werden. In Abwesenheit eines spezifischen zellulären Immunsystems haben sich bei Pflanzen trotz begrenzter Zahl an Keimbahn-kodierten Immunrezeptoren dynamische Sensoren entwickelt, welche post-translationale Veränderungen ihres eigenen Metaboloms als "fremd" wahrnehmen, wenn sie durch Effektoren von Pathogenen verursacht werden. Der SFB 670 hat während seiner zwölfjährigen Förderung entscheidend zum heutigen Verständnis der Aktivierung, Funktion und Mechanismen der Zell-autonomen Immunität bei Pflanzen und tierischen Organismen beigetragen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Aufklärung der komplexen molekularen Interaktionen von Zelltyp-spezifischer und -autonomer Abwehr von parenchymalen und immunkompetenten Zellen, die in der Frühphase einer konzertierten Immunantwort eine wichtige Rolle für deren balancierte Effektivität spielen. Konkrete, international beachtete Erkenntnisgewinne wurden erzielt: i) bei der Charakterisierung der molekularen Mechanismen des Zusammenspiels spezifischer TLRs, NLRs, RLRs und DAMPs; ii) bei der Charakterisierung der Liganden-Spezifität von zytosolischen DNA- (cGAS) und RNA- (RLRs) Rezeptoren und sowie der Aufklärung ihrer Signaltransduktionwege; iii) für ein neues Verständnis der Bedeutung von unterschiedlichen Formen des Zelltodes für die inflammatorische Reaktion (Sekretion von Zytokinen, DAMPs, Aktivierung von Inflammasomen); iv) bei den molekularen Mechanismen der Pathogen-spezifischen Aktivierung von Autophagie bzw. Xenophagie und deren funktioneller Bedeutung für Phagozytose und Zell-autonome Immunität. Der SFB 670 wurde durch die Universitäten in Köln und Bonn sowie durch das MPI für Züchtungsforschung hervorragend unterstützt und konnte die immunologische Wissenschaftslandschaft in Köln/Bonn nachhaltig prägen. Die Austrahlungskraft des SFB 670 erleichterte auf der einen Seite die Gewinnung von internationalen Spitzenforschern für den Standort Köln-Bonn. Auf der anderen Seite erhielten mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des SFB 670 Rufe auf Professuren an hochrenommierte, nationale und internationale Universitäten. Mitglieder des SFB 670 haben neue Forschungsverbünde gegründet (Cluster of Excellence: "ImmunoSensation", Uni Bonn; Cluster of Excellence "CEPLAS" Uni Köln/Düsseldorf; SFB Initiative "Cell Death in Immunity, Inflammation and Disease"; Translationale Infektionsforschung im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF)). Der SFB 670 hat die einmalige Chance genutzt, durch Bündelung der in Köln und Bonn angesiedelten exzellenten, "grünen" und "roten" Forschergruppen einen sich gegenseitig befruchtenden, interdisziplinären Forschungsverbund aufzubauen und dadurch viele neue, international beachtete Erkenntnisse und Konzepte zur Funktionsweise der Zell-autonomen Abwehr und deren Auswirkungen auf die Immunabwehr von Infektionserregern zu gewinnen. Durch die neuen Forschungsverbünde wird es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Köln und Bonn weiterhin möglich sein, auf dem Gebiet der Angeborenen Immunität weiterhin kompetitive Beiträge zu leisten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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