Form und Emotion. Affektive Strukturen in der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts und ihre soziale Geltung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Nachwuchsgruppe hat die spezifische Emotionalität von Bildern erforscht. Sie hat damit eine Lücke in der emotionswissenschaftlichen Forschung gefüllt, die in der Kunstgeschichte erst in ihren Anfängen steckt, die jedoch in sehr vielen anderen Disziplinen auf breitester Front betrieben wird. Mittlerweile hat die Gruppe einen enormen internationalen Bekanntheitsgrad erreicht und bündelt eine große Kompetenz für kunstwissenschaftliche Emotionsforschung. Der Erfolg der bisher geleisteten Arbeit für die eigene Disziplin und im interdisziplinären Zusammenhang ist deutlich sichtbar. Das Projekt betreibt einen experimentell-methodischen Ansatz und einen systematisch-historischen Ansatz der Emotionsforschung. Der methodische Ansatz dient der Entwicklung eines tragfähigen Modells kunstgeschichtlicher Emotionsforschung, das ein großes Forschungsdesiderat darstellt. Wir haben uns auf die Begriffe des Bildausdrucks und der Bildrezeption konzentriert und sie emotionstheoretisch präzisiert, um zu einer funktionsanalytischen Bestimmung des affektiven Regimes von Bildern zu gelangen. Bilder stellen unserer Auffassung nach eigene Artikulationsformen von Emotionen dar, die, auch wenn sie nicht sprachlich sind, semantische Eigenschaften und eine eigene Form der Evidenz besitzen. Diese methodologische Arbeit wurde in Lektürekolloquien, Workshops, Vorlesungen und Kolloquien entwickelt und mündet in eine Publikation zum kunsthistorischen Emotionsbegriff. Zudem wurde der Gebrauch von Emotionsbegriffen im französischen Kunstdiskurs des 19. Jahrhunderts verfolgt. Anhand systematischer Quellenauswertungen wurden notorische Begriffe und Wortfelder identifiziert und analysiert. Das Projekt verstehen den ästhetischen Diskurs als Teil der historischen Entwicklung einer Gefühlskultur im 19. Jahrhundert, für deren Verständnis das Projekt einen zentralen Beitrag leistet. Die Arbeit mit den Quellen mündet in ein Handbuch historischer Emotionsbegriffe im künstlerischen Diskurs Frankreichs im 19. Jahrhundert. Zu den Unterprojekten werden Monographien publiziert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Bildstimmung als Bedeutung in der Malerei des 19. Jahrhunderts“, in: Anna-Katharina Gisbertz (Hg.): ‘Stimmung’. Zur Wiederkehr einer ästhetischen Kategorie, München: Fink, 2011, S. 211–234
Kerstin Thomas
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„Corot und die Ästhetik der Rêverie“, in: Camille Corot. Natur und Traum, Ausst.-Kat. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, 2012, hg. von Dorit Schäfer und Margret Stuffmann, Heidelberg 2012, S. 363–373
Kerstin Thomas
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„Momentane Mimik und potentielle Energetik. Aby Warburgs Ausdruckskunde zwischen Ästhetik und Naturwissenschaft“, in: Gefühl und Genauigkeit. Empirische Ästhetik um 1900, Kolloquium Berlin 2012, hg. von Jutta Müller-Tamm, Henning Schmidgen und Tobias Wilke, München: Fink, 2014, S. 137–167
Kerstin Thomas
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„Persönliche Objekte. Psychoanalyse und Kunst bei Meyer Schapiro“, in: Imago. Interdisziplinäres Jahrbuch für Psychoanalyse und Ästhetik, Gießen: Psychosozial-Verlag, 2014, S. 177–194
Kerstin Thomas
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“The Still Life of Objects: Heidegger, Schapiro, and Derrida reconsidered”, in: Matters of Fact, Schwerpunktthema der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, hg. von Kerstin Thomas und Aron Vinegar, Bd. 60, 2015, H 1, S. 81–102
Kerstin Thomas
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„‘The art historian among artists’“. Kunstkritik und Kunstgeschichte bei Meyer Schapiro“, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 78, 2015, H 1, Themenschwerpunkt: Der Ort der Kunstkritik in der Kunstgeschichte, hg. von Beate Söntgen, S. 45–64
Kerstin Thomas
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„Grau als Farbe des Gefühls in der symbolistischen Malerei“, in: Die Farbe Grau, hg. von Magdalena Bushart und Gregor Wedekind, Berlin und Boston: De Gruyter 2016, S. 219–235
Kerstin Thomas
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„Subtilité de différence. Henri Focillons Konzept des Kunstwerks“, in: Berlin 1913 – Paris 1937: Ästhetik und Kunstwissenschaft im Zeitalter der Kongresse/ l’Esthétique et la science de l’art à l’âge des congrès, Schwerpunktthema der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, hg. von Bernadette Collenberg-Plotnikov, Carole Maigné und Céline Trautmann-Waller, Bd. 61, 2016, H 2, S. 315–328
Kerstin Thomas
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“Expressive Things: Art Theories of Henri Focillon and Meyer Schapiro Reconsidered”, in: Speculative Art Histories. Analysis at the Limits, hg. von Sjoerd van Tuinen, Edinburgh: Edinburgh University Press, 2017, S. 113–129
Kerstin Thomas
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„Die Kunst der unablässigen Reprise. Gauguins Spätwerk zwischen Selbstvergewisserung und Experiment“, in: Wiederholungstäter. Die Selbstwiederholung als künstlerische Praxis in der Moderne, hg. von Verena Krieger und Sophia Stang, Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 2017, (Kunst – Geschichte – Gegenwart; 5), S. 63–79
Kerstin Thomas
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„Das bestimmte Unbestimmte: Formen der Emotion im Bild“, in: Ikonische Formprozesse. Zur Philosophie des Unbestimmten in Bildern, hg. von Marion Lauschke, Johanna Schiffler und Franz Engel, Berlin, Boston: De Gruyter, 2018, (Image – Word – Action; 3), S. 85–100
Kerstin Thomas
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„Zwischen Bild und Musik: Farbe und Stimmung in den Bildern von Paul Cézanne“, in: Intermedialität von Bild und Musik, hg. von Elisabeth Oy-Marra, Klaus Pietschmann, Gregor Wedekind und Martin Zenck, München: Wilhelm Fink, 2018, S. 323–348
Kerstin Thomas
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„Emotion und Ausdruck. Zur emotionalen Wirkung von Bild und Malerei“, in: Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch, hg. von Hermann Kappelhoff, Jan-Hendrik Bakels, Hauke Lehmann und Christina Schmitt, Berlin: J.B. Metzler, 2019, S. 433–438
Kerstin Thomas
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„The Visual Arts“, in: A Cultural History of the Emotions in the Age of Romanticism, Revolution, and Empire, hg. von Susan J. Matt, London, New York, Oxford et al.: Bloomsbury, 2019, S. 95–120
Kerstin Thomas