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Föderale Architektur und Standortwettbewerb

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13307740
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die föderale Architektur eines Staates ist in einer integrierten Welt von wesentlicher Bedeutung im Hinblick auf seine Fähigkeit zur Attraktion mobiler Steuerbasen und Produktionsfaktoren. Die Rolle vertikaler Dezentralisierung für die Standortattraktivität für Direktinvestitionen war Forschungsgegenstand der ersten Projektphase (1.4.2006 - 31.3.2008). Besonderes Augenmerk wurde auf die Interaktion der föderalen Struktur mit dem Hold-Up Problem bei internationalen Direktinvestitionsentscheidungen gelegt. Dabei wurde etwa gezeigt, dass die Überwindung des Hold-Up Problems für Staaten mit mehr föderalen Ebenen ceteris paribus schwieriger ist, als für Länder, die sich durch weniger Regierungsebenen auszeichnen. Als erste Studie überhaupt konnte zudem empirisch gezeigt werden, dass eine Zunahme der Anzahl der Regierungsebenen mit geringeren ausländischen Direktinvestitionen einhergeht. Im Folgeprojekt (1.4.2008 - 31.3.2010) wurden zum einen die in der ersten Projektphase entwickelten Hypothesen mit weiteren Datensätzen validiert sowie die Bedeutung der wirtschaftspolitisch relevanten Effekte näher quantifiziert. So zeigt sich auch bei spezifischem Fokus auf OECD-Ländern unter Verwendung differenzierter Föderalismusmessgrößen der negative Zusammenhang zwischen Dezentralisierung und Direktinvestitionen. Es wurden zum anderen weitere Strukturelemente föderaler Systeme und deren Bedeutung für die Standortqualität und den Steuerwettbewerb untersucht. So haben wir die Rolle zentraler bzw. dezentrale Entscheidungsstrukturen eines föderalen Landes in Bezug auf die Gesetzgebungshoheit eines Steuer-Transfer-Systems analysiert. Wohlfahrtsmaximierend ist demnach ein regionales Steuer-Transfer-System mit Pauschaltransfers zur Umverteilung zwischen den Regionen. Darüber hinaus haben wir Steuerwettbewerb als Stackelberg-Spiel untersucht. Die Einführung einer unteren Grenze für die Höhe der von Ländern wählbaren Steuersätze kann dabei zu einer Senkung der Sätze im Gleichgewicht führen. Die politisch häufig geforderte Einführung von Mindeststeuersätzen im Bereich der internationalen Kapitalbesteuerung kann also im Vergleich zur angestrebten Wirkung genau die gegenteiligen Effekte haben. Betrachtet wurde ferner die Bedeutung von „home attachment" in Form von Heimatverbundenheit und lokaler Zugehörigkeit im Hinblick auf Standortattraktivität. Die theoretische Analyse der Auswirkungen von Patriotismus auf den Steuerwettbewerb zwischen zwei Ländern belegt, dass im Gleichgewicht höherer (durchschnittlicher) Patriotismus zu höheren Steuersätzen führt. Unter Verwendung von ISSP-Surveydaten und OECD-Steuerdaten zeigt sich auch empirisch im Ländervergleich für gleiche relative Einkommen ein positiver Zusammenhang zwischen Patriotismus und Steuerbelastung. Untersucht wurde auch, ob immaterielle („intangible") Faktoren wie Länderstereotypen oder Verbrauchereinstellungen über die Produkte aus diesen Ländern eine Auswirkung auf die Investitionen haben. Die empirische Analyse belegt einen positiven Effekt des Nation Brand auf die Fremddirektinvestitionen. Regierungen sollten daher die Verbesserung ihres Landesimages betreiben, um im Wettbewerb um ausländische Direktinvestitionen erfolgreich zu sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Federal tax autonomy and the limits of cooperation, Journal of Urban Economics, Vol. 59. 2006, Issue 2, pp. 317–329.
    Kessing, Sebastian, Kai A. Konrad und Christos Kotsogiannis
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1016/j.jue.2005.10.002)
  • Finanzkrise im Bundessstaat. 2006, Peter Lang Verlag, ISBN-13: 978-3631549636.
    Konrad, Kai A., Beate Jochimsen
  • Fiskalische Handlungsfähigkeit und globaler Wettbewerb, in: Jürgen Kocka (Hrsg.), Zunkunftsfähigkeit Deutschlands, Sozialwiss. Essays, WZB Jahrbuch 2006, S. 113-130, wiederabgedruckt in: Jürgen Kocka; Zukunftsfähigkeit Deutschlands, Bundeszentrale für poliflsche Bildung, Bonn 2008, S. 89-106.
    Kai A. Konrad
  • Der Föderalstaat nach dem Berlin-Urteil. 2007, Peter Lang Verlag, ISBN 978-3-631-56299-4.
    Konrad, Kai A., Beate Jochimsen
  • Finanzkrise im Bundesstaat. 2007, 2. durchges. Auflage, Peter Lang Verlag
    Konrad, Kai A., Beate Jochimsen
  • Foreign direct Investment and the dark side of decentralizafion. Economic Policy, Vol. 22. 2007, Issue 49, Pp. 6 - 70.
    Kessing, Sebastian, Kai A. Konrad, Christos Kotsogianriis
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1111/j.1468-0327.2007.00172.x)
  • Institutions and Norms in Economic Development, MIT-Press, Cambridge MA, 2007, ISBN: 9780262072847.
    Gradstein, Mark, Kai A. Konrad
  • Vorschläge zur Verschuldüngsbegrenzung der Länder. Wirtschaftsdienst, Volume 87. 2007, Issue 9, pp 581-585.
    Konrad, Kai A.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/s10273-007-0704-3)
  • Einnahmen- und Steuerpolitik in Europa: Herausforderungen und Chancen. 2009, Peter Lang Verlag, ISBN 978-3-631-59256-4.
    Konrad, Kai A., Tim Lohse
  • Federalism, weak institutions, and the competition for foreign direct investment, International Tax and Public Finance, Vol. 16. 2009, Issue 1, pp 105-123.
    Kessing, Sebastian, Kai A. Konrad und Christos Kotsogiannis
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/s10797-007-9058-4)
  • Non-binding minimum taxes may foster tax competition. Economics Letters, Vol. 102. 2009, Issue 2, pp. 109–111.
    Konrad, Kai A.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1016/j.econlet.2008.11.028)
  • Redistributional Consequences of Decentralizing the Tax-Transfer Scheme, Jahrbuch für Wirtschaftswissenschaften / Review of Economics, Bd. 60, H. 2 (2009), pp. 168-180.
    Lohse, Tim
 
 

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