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Siedlungsstrukturen des wikingerzeitlichen Seehandelsplatzes von Janów Pomorski (Truso)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2005 bis 2006
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13983036
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der frühmittelalteriiche Seehandelsplatz von Janow Pomorski bei Elblag gehört zu einer Reihe wikingerzeitlicher ports of trade entlang der Ostseeküsten, an denen sich Kaufleute unterschiedlicher Herkunft (Skandinavier, Friesen, Franken, Slawen, Balten) trafen und die dem Fernhandel dienten, an denen aber auch verschiedene Handwerke (Kammproduktion, Eisenverarbeitung, Glas-, Edel- und Buntmetallverarbeitung) betrieben wurden. In ihrer Anlage ähneln sich die emporia deutlich, weil sie gleichen wirtschaftlichen Zwecken dienten. Unterschiede ergaben sich durch geographische Lage, wirtschaftliche Bedingungen und kulturelles Umfeld. Seit den 1980er Jahren unternommene Ausgrabungen durch Dr. Marek Jagodzihski haben zahlreiche Funde sowie Hinwelse auf verschiedene Handwerkszweige zu Tage gefördert. Fundspektrum und Datierung gleichen denen von anderen vergleichbaren Plätzen wie Haithabu und Birka; Janow gehört danach zu den wenigen die gesamte Wikingerzeit (9. bis 11. Jahrhundert) über bestehenden emporia. Darüber hinaus Ist die Lage im kulturellen Grenzbereich „zwischen" Slawen und Balten von besonderem Interesse. Von 2004 bis 2006 wurden auf 18 ha der Siedlungsfläche geomagnetische Prospektionen durchgeführt. Ziel war es, ausgedehnte Strukturen der Binnengliederung des Platzes zu erfassen, die bisher nicht bekannt waren. Die gemessenen Anomalien spiegeln einerseits Häufungen von Befunden und andererseits geologische Verhältnisse (Wasserläufe und Seeufer) wider. Im zentralen Siedlungsbereich unternommene Ausgrabungen konnten die Anomalien nicht nur als Herdstellen und Gruben identifizieren, sondern außerdem lineare Strukturen aufdecken: einen Entwässerungsgraben und eine Parzeliengrenze, wie sie für andere, modern untersuchte Emporien (Haithabu, Ribe, Kaupang, Birka) nachgewiesen sind. Der Graben lässt sich vor diesem Hintergrund auch in der Geomagnetik als schwache Anomalie auf größerer Länge erkennen. Alle Befunde geben indirekte Hinweise auf den Standort von Gebäuden, die noch nicht unmittelbar zu rekonstruieren, aber anhand von Pfostengruben belegt sind. Daneben ist mit ebenerdigen Schwellbalkenkonstruktionen und Blockbauten zu rechnen. Erstmals konnten mit diesen Untersuchungen eindeutige Befunde und Strukturen in der Siedlung nachgewiesen werden. Insgesamt sind zwei Aspekte hervorzuheben. 1. Es bedarf der Kombination von Geophysik und Archäologie, um die relevanten Strukturen zu ermitteln; in Janow wurde nur ein Teil der archäologischen Strukturen als magnetische Anomalien gemessen, während lineare Gräben allein durch Ausgrabungen nachgewiesen werden konnten. 2. Deshalb kann die Gesamtanlage einer mehrere Hektar großen Siedlung nur durch weitere archäologische Ausgrabungen genauer dokumentiert und analysiert werden, auch wenn bereits wesentliche Elemente festgestellt sind und der Vergleich mit ähnlichen Plätzen rund um die Ostsee (Ribe, Haithabu, Kaupang, Birka) möglich ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Counted and weighed silver. The fragmentation of coins in early medieval East Central Europe. In: Post-Roman towns, trade and settlement in Europe and Byzantium 1. The heirs of the Roman West, ed. Joachim Henning. Millenium-Studien 5,1 (Berlin, New York 2007) 451-471
    Brather, Sebastian
  • Im Land der Esten. Wulfstans Truso. Archäologie in Deutschland, 2007/5, 30-33
    Brather, Sebastian/Jagodzinski, Marek
 
 

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