Prospektive Untersuchung zum Verlauf von Zwangsstörungen mit Beginn im Kindes- und Jugendalter
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Kenntnis des Verlaufs eines Störungsbildes ist für die Behandlung von unmittelbarer Bedeutung. Die vorliegende Studie war die erste prospektive Verlaufsuntersuchung zu Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter im deutschsprachigen Raum. Bislang wurden 48 Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Zwangsstörung in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Würzburg behandelt wurden, durchschnittlich 5,8 Jahre nach Entlassung aus der Behandlung nachuntersucht. Der Einsatz standardisierter Untersuchungsmethoden, der in dieser prospektiven Studie bereits bei der Erstbehandlung gewährleistet war, ermöglichte eine aussagekräftige Einschätzung von Persistenzraten, des Vorliegens komorbider psychischer Störungen, der psychosozialen Anpassung und der Erhebung von prädiktiven Verlaufs-Faktoren. Zum Katamnesezeitpunkt litten noch 45,8% der Nachuntersuchten an dem Vollbild einer Zwangsstörung nach DSM-IV. Komorbide und andere psychiatrische Störungen und Persönlichkeitsstörungen waren häufig und nahmen im Verlauf weiter zu. Der Grad der psychosozialen Anpassung wies deutliche Zusammenhänge mit dem Schweregrad der Zwangssymptomatik auf, wobei über die gesamte Patientengruppe hinweg Beeinträchtigungen im Bereich der sozialen Kommunikation sowie im partnerschaftlichen Bereich auftraten. Die Erkrankungsdauer bis zur Erstbehandlung lieferte einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage der Persistenz. Auch die initiale Behandlungsresponse hatte einen signifikanten Einfluss auf den Verlauf und auf die psychosoziale Anpassung zum Katamnesezeitpunkt. Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter sind sehr häufige Störungen und neigen zu einer jahrelangen Chronifizierung. Wie die vorliegenden Ergebnisse zeigen haben das rasche Erkennen der Erkrankung und die baldmöglichste Behandlung eine grosse Bedeutung. Je mehr Zeit ohne Behandlung verstreicht, umso ausgeprägter ist die Chronifizierung der Erkrankung. Die Patienten sollten überdies nach einer erfolgten Erstbehandlung in den ersten Jahren von einem erfahren Therapeuten begleitet werden. Folgebehandlungen erscheinen zu einem überwiegenden Teil zu wenig spezifisch. Wir empfehlen nach Erstbehandlung eine störungsspezifische Therapie der Zwangserkrankung und der komorbiden psychischen Störungen. Ein weiterer therapeutischer Schwerpunkt sollte auf der Erweiterung sozialer Kompetenzen liegen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2005) Kombinierte Therapie bei Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter. MMW-Fortschritte der Medizin, 36: 989-993
Wewetzer Ch, Walitza S
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- (2008) Der mittelfristige Verlauf von Zwangsstörungen mit Beginn im Kindes- und Jugendalter: Aspekte der Psychosozialen Anpassung. Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin, 29: 336-5
Zellmann H, Jans T., Irblich B, Hemminger U, Reinecker H, Sauer C, Warnke A, Walitza S
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Zellmann H, Jans T, Irblich B, Hemminger U, Reinecker H, Sauer C, Lange KW, Wewetzer Ch, Warnke A, Walitza S
- (2009) Verlauf von Zwangsstörungen. Newsletter der Zürcher Gesellschaft für Zwangsstörungen
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- (2009) Zwangsstörungen: Wenn Kinder Angst vor Schmutz haben. Ärztliche Praxis Neurologie Psychiatrie, 3, 38–40
Walitza S