Erstkommunionskatechese - eine Evaluationsstudie: Vergleich religiöser Sozialisationsverläufe von Kindern. Wirkungen des Erstkommunionsunterrichts auf Religiosität und korrespondierende Werten und Normen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Forschungsprojekts war es, empirisch zu erkunden, wie die Erstkommunionkatechese praktiziert und bewertet wird (Prozessevaluation) und in welchem Ausmaß die Ziele, die in dieser Katechese verfolgt werden, erreicht werden (Wirkungsanalyse). Auf diese Weise sollte Auskunft darüber gewonnen werden, ob sich in dem sich über fast zwei Jahre erstreckenden Untersuchungszeitraum bei den Betroffenen Veränderungen – sei es progressiver, sei es regressiver Art – in ihren religiösen und wertebezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen feststellen lassen und ob sie sich darin von Gleichaltrigen, die nicht an der Erstkommunionkatechese teilnehmen, unterscheiden. Damit verhilft das Projekt dazu, die Prozesse und Wirkungsmechanismen christlich-religiöser Sozialisation in der Kindheitsphase differenzierter erklären und verstehen zu können. Durchgeführt wurde das Projekt als eine deutschlandweit angelegte quantitative und qualitative Panelstudie. Befragt wurde die Treatmentgruppe (Erstkommunionkinder und jeweils ein Elternteil) vor, direkt nach und gut ein Jahr nach ihrer Erstkommunion. Die Kontrollgruppe wurde zweimal, am Anfang und am Ende dieses Zeitraums, befragt. Über das Verfahren der Auswahl der in die Befragung einbezogenen Population gibt der Arbeits- und Ergebnisbericht genauere Auskunft. Zur Erfassung der Religiosität und der Werteorientierungen wurde auf dafür ergiebige vorliegende theoretische Studien zurückgegriffen und für das empirische Vorgehen operationalisiert. Die Prozessevaluation der quantitativen Teilstudie ergab, dass es bei der Vorbereitung sowie inhaltlichen und methodischen Durchführung der Erstkommunionkatechese eine große Variation gibt. Überwiegend werden die verwendeten Materialien vor Ort selbst erstellt. Auch bei der zeitlichen Dauer ist die Variation erheblich: Sie reicht von 4 bis 160 Stunden. Die Bewertung der Katechese durch die Kommunionkinder und ihre Eltern fällt nahezu durchgängig positiv aus. Was die Wirkung der Erstkommunionkatechese angeht, so werden durch sie laut Auskunft der quantitativen Teilstudie alle Dimensionen der Religiosität von Kindern `positiv´ beeinflusst. Sie zeitigt auch noch ein Jahr nach der Erstkommunion messbare Effekte. Auch auf die Religiosität der beteiligten Eltern übt die Katechese einen Einfluss aus; allerdings ist dieser schwächer als bei den Kindern. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Treatmentgruppe signifikant von der Kontrollgruppe. Durch die qualitative Teilstudie sollte ein deutendes Verstehen des katechetischen Prozesses ermöglicht werden. Methodisch wurde sie in Form des persönlichen Gesprächs nach Inghard Langer sowohl mit dem Kind als auch mit dem Elternteil durchgeführt. Die Auswertung der Interviews erfolgte in mehreren Schritten und mündete in der Erstellung von ausgewählten Familienporträts, die eine knappe und nachvollziehbare Darstellung der in den Interviews hervortretenden Zusammenhänge darbieten. Die Individualität der jeweiligen Personen bleibt erkennbar; sie wird darüber hinaus in den jeweiligen familiären (und sonstigen) Kontext eingebettet , so dass darüber hinaus die darin begegnenden Prozesse, Strukturen und Deutungen erkennbar werden. Aus der Zusammenschau aller in den Familienporträts gemachten Beobachtungen wurden explorative Hypothesen gebildet, die Anstöße dazu geben, in weiteren Untersuchungen getestet zu werden. Ein weiterer Untersuchungsschritt bestand in der Triangulation der in den beiden Teilstudien gewonnenen Ergebnisse, also in der Herstellung einer Kombination der Erklärungsperspektive der quantitativen Analyse und der Verstehensperspektive der qualitativen Analyse. U.a. konnten so die entscheidende Bedeutung der Eltern für die Religiosität der Kinder aufgezeigt werden sowie die Tatsache, dass die Teilnahme an der Erstkommunionkatechese einen erheblichen Einfluss auf Normen, Werte und Handlungsdispositionen der Kinder nimmt. Insgesamt gesehen belegt die Studie die Wirksamkeit der Erstkommunionkatechese. Damit wurde aus Forschungssicht für das empirisch relativ wenig erforschte Gesamtgebiet der Katechese ein Anfang gemacht, dem weitere Forschung folgen sollte. An die Praxis der Erstkommunionkatechese konnte eine Reihe von Empfehlungen gerichtet werden. Publikationen von Zwischenergebnissen und Pressemeldungen lösten ein großes Echo nicht nur innerkirchlich aus. Von daher ist zu erwarten, dass die im Druck befindliche Studie mit den Ergebnissen aus dem Forschungsprojekt und Kommentierungen dazu auf große Beachtung stoßen wird.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012): Erstkommunionkurse auf dem Prüfstand, in: KatBl 137, 364-370
Hermann, Dieter / Mette, Norbert
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(2012): Kommunionkatechese und religiöse Entwicklung : erste Ergebnisse einer Evaluationsstudie, in: Herder-Korrespondenz 66/6, 316-320
Hermann, Dieter
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(2012): Religiosität und Wertebildung. Erste Ergebnisse einer Evaluationsstudie zur Erstkommunionkatechese, in: Diakonia 43, 59-65
Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft
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(2012): Religiosität und Wertebildung. Erste qualitative Ergebnisse einer Evaluationsstudie zur Erstkommunionkatechese, in: Diakonia 43, 199-206
Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft
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(2013): Kommunionkatechese und religiöse Entwicklung: eine Evaluationsstudie, in: KatBl 138, 370-377
Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft
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(2013): Religiöse Entwicklungen im Erstkommunionalter. Qualitative Ergebnisse einer Evaluationsstudie, in: Diakonia 44, 314-321
Mähr, Michael/Hiller, Simone/Kießling, Klaus
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(2013): Wie Erstkommunionkatechese gelingt, in: heiliger dienst 67, 112-121
Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft
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(2014): Erstkommunionkatechese – empirisch unter der Lupe. Bericht aus einem bundesweiten Forschungsprojekt, in: Anzeiger für die Seelsorge (im Druck)
Hiller, Simone/Boschki, Reinhold
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Werte – Religion – Glaubenskommunikation. Eine Evaluationsstudie zur Erstkommunionkatechese, Wiesbaden: VS Springer, 2015, 353 S., ISBN 978-3-658-05718-3
Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft