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Der Kommunikationsraum zwischen nordwestalpinem Fürstensitzkreis, Oberitalien und dem Caput Adriae

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 144652540
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Rückgrat des Projektes bildete die Untersuchung von Gewandspangen, sog. Fibeln, die in Oberitalien im 7. Jh. v. Chr. allgemeine Verwendung fanden und von dort zuerst als Importe in das Gebiet nördlich der Alpen gelangten, dann aber auch nachgeahmt und weiterentwickelt wurden. Da es sich bei den Fibeln um eine besonders häufige und gleichzeitig formenreiche Fundgruppe handelt, bietet sie sich besonders für die Erforschung von Kommunikationsräumen in schriftlosen Kulturen an. Durch die stringente typologische Aufgliederung der Fibeln war es möglich Kontaktzonen und -korridore zwischen dem Gebiet nördlich der Alpen und dem Caput Adriae herauszuarbeiten. Desweiteren wurde eine Revision der zeitlichen Gliederung der venetischen Este-Kultur im östlichen Oberitalien und der S. Lucia-Gruppe im Isonzo-Gebiet durchgeführt, wodurch es möglich war, die Entwicklung der Beziehungen zwischen diesen Kulturgruppen und den Gebieten nördlich der Alpen in kurzen Zeitabschnitten zu illustrieren. Demnach konnte anhand der Verbreitung der Fibeln gezeigt werden, dass sich bereits um die Mitte des 7. Jh. v. Chr. vereinzelte Kontakte zwischen der venetischen Este-Kultur und Bayern fassen lassen. In der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. intensivieren sich diese Kontakte und es lässt sich besonders an den sog. Dragofibeln ein Kommunikationskorridor aufzeigen, der sich von der venetischen Este-Kultur über den Brennerpass und Südbayern bis nach Mittelfranken erstreckt. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um ein Teilstück einer transeuropäischen Nord-Süd-Achse, die sich bis nach Norddeutschland fortsetzt. Auch für das 6. Jh. und die erste Hälfte des 5. Jh. v. Chr., der Blütezeit der Fürstensitze, konnte das Weiterbestehen der östlich gelegenen Nord-Süd-Achse über die mittleren Alpen nachgewiesen werden, wenngleich nun ein Wandel der Kontaktgebiete und Teilstrecken zu beobachten ist. So konnten in Bayern vermehrt Einflüsse aus den südostalpinen Hallstattkulturen im Gebiet des heutigen Slowenien nachgewiesen werden. Die direkten Kontakte ins östliche Oberitalien lassen demgegenüber nach und scheinen nur indirekt bestanden zu haben. Insbesondere der Nonsberg in Südtirol ist bereits im 6. und beginnenden 5. Jh. v. Chr. ein Ort, an dem sich nord- und südalpine Einflüsse überlappen, und der somit als Knotenpunkt von Nord-Süd-Kontakten zu verstehen ist. Bereits am Beginn der Frühlatènezeit konsolidiert sich der Kommunikationskorridor über die mittleren Alpen erneut und direkte Kontakte zwischen den Gebieten nördlich der Alpen sind nicht nur zum Südostalpenraum sondern auch in das östliche Oberitalien wieder fassbar. In diesem Zusammenhang konnte für die frühe Latènezeit auch der Nachweis für direkte Kontakte zwischen Südtirol und Böhmen erbracht werden. Demnach verfügten auch die Gebiete östlich des Fürstensitzkreises über stabile transalpine Beziehungen, die bereits vor der Entstehung der Fürstensitze einsetzten und während ihres Bestehens weiter unterhalten wurden. Diese Erkenntnis ist insofern von Bedeutung, als dass im Allgemeinen besonders die intensiven Fern- bzw. Südkontakte als wichtiger Impuls für die Genese der sog. Fürstensitze betrachtet werden. Solche können aber auch für die östlich gelegenen Gebiete nachgewiesen werden, so dass die Genese der Fürstensitze auch auf lokalen Faktoren beruhen muss.

 
 

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