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Archäologische und palynologische Untersuchungen zum Kulturwandel am Beginn des 1. Jahrtausends n.Chr. in der deserta boiorum (Pannonien)

Antragsteller Professor Dr. Thomas Meier, seit 4/2011
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 151635363
 
Neuere Untersuchungen zu den Auswirkungen der römischen Okkupationspolitik nördlich der Alpen deuten darauf hin, dass sich die Einführung der Villenwirtschaft und der Ausbildung neuer Zentralorte durch Rom, auf die zumeist schon vor ihrer Ankunft agrarisch genutzten Landschaften nur mehr modifizierend auswirkte, jedoch keinen drastischen Kulturaufschwung hinsichtlich der Landnutzung zur Folge hatte. Dieser hatte sich in der Regel bereits in der vorrömischen Eisenzeit vollzogen (u.a. BUNNIK et al. 1995, KREUZ 2005; SCHNEIDER 2006, SINGER 2005, STOBBE 2000). Die sich bislang hauptsächlich auf traditionelle archäologische Methoden und althistorischen Quellen stützende Forschung zur Provinz Pannonien, dem heutigen Ungarn, geht hingegen grundsätzlich davon aus, dass es unmittelbar nach der römischen Eroberung des Donauraums zu tiefgreifenden Veränderungen im Agrar- und Wirtschaftssystem, speziell in den naturräumlich und verkehrstechnisch begünstigten Regionen gekommen war (MÓSCY 1974; GABLER 1982; 1997; ILON 2007a/b; JUHÁSZ 2007a,b,c; REDO 2007a). Palynologische oder archäobotanische Untersuchungen die geeignet wären, diese Annahme zu bestätigen, liegen bislang nicht vor (vgl. Punkt 2.1.2). Entsprechende Akkulturationsfragen stellen derzeit ein zentrales Thema in der internationalen kulturwissenschaftlichen Forschung dar. In einem interdisziplinären Projekt soll von Archäologen und Palynologen exemplarisch die Kultur- und Landschaftsentwicklung im Umfeld eines von Rom „ex novo“ gegründeten Oberzentrums (Mursella) in Westpannonien untersucht werden (SZONYI 2002; 2004; 2008). Mit archäologischen Mitteln kann die chronologische und kulturelle Entwicklung des städtischen Zentrums sowie der ländlichen Ansiedlungen des Umlandes ergründet werden. Auf Basis der Vorarbeiten der archäologischen Arbeitsgruppe besteht dabei in Mursella die seltene Möglichkeit, gezielt das antike Flußufer zu untersuchen und die zu erwartenden archäologischen, archäobotanischen und palynologischen Befunde systematisch zu erschließen. Parallel dazu wird durch die palynologischen Untersuchungen die Landschaftsentwicklung zwischen der vorrömischen Eisenzeit und der Kaiserzeit in der durch Marcal und Raab geprägten Kleinregion zu rekonstruieren sein. Um diese Ziele zu verfolgen ist eine enge Zusammenarbeit der archäologischen, palynologischen und geowissenschaftlichen Arbeitsgruppen notwendig.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Felix Teichner, bis 3/2011
 
 

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