Globalisierung der Erinnerung? Die Medialisierung und Pluralisierung literarischer und filmischer Gedächtnisdiskurse im zeitgenössischen Spanien
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ausgangspunkt des Projekts war die Frage nach den Veränderungen der Spanischen Erinnerungskultur, speziell im Bereich der Gedächtnismedien Roman und Film, im Kontext von Prozessen der Globalisierung und Transnationalisierung. Die Ausgangsthese war, dass sich Veränderungen vor allem in zwei Tendenzen manifestieren: Zum einen in einer zunehmenden Medialisierung des kulturellen Gedächtnisses, die zu einer Universalisierung und Metaphorisierung von Erinnerungsfiguren führt, zum anderen in einer Pluralisierung der Erinnerungskultur als Folge der zunehmenden Heterogenität der spanischen Gesellschaft und Kultur. Im Verlauf der Arbeit am Projekt konnte diese Ausgangsannahme bestätigt und dahingehend präzisiert werden, dass vier dominante Phänomene identifiziert wurden, in denen die aktuellen Veränderungen im Bereich der spanischen Erinnerungskultur zum Ausdruck kommen: a. Die Universalisierung des Holocaust b. Die Re-Semantisierung nationaler Erinnerungsorte c. Transnationale Medienereignisse d. Migration als neuer Erinnerungsort Der Holocaust als eine universale Metapher einer ethisch begründeten Unterscheidung zwischen dem Guten und dem Bösen, die veränderte Bedeutung nationaler Erinnerungsorte im Kontext ihrer massenmedialen Repräsentation, die Bezugnahme auf transnationale Medienereignisse sowie die Konstitution der Migration als ein neuer Erinnerungsort verweisen darauf, dass die spanische Erinnerungskultur gegenwärtig Veränderungen unterworfen Ist. Trotz der ungebrochen großen erinnerungskulturellen Bedeutung von Bürgerkrieg und Francozeit ist im Kontext von Globalisierungsprozessen in Spanien mithin eine Erweiterung des traditionellen erinnerungskulturellen Rahmens zu beobachten, in deren Zuge transnationalen und transkulturellen Phänomenen und Prozessen eine wachsende Bedeutung zukommt.