Die Rolle der Onlinekommunikation bei der Herstellung von Vertrauen in medizinisches Wissen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Fragilität und Widersprüchlichkeit wissenschaftlicher Evidenz wirken sich insbesondere in den Lebenssituationen aus, in denen Menschen zum Teil existenzielle Entscheidungen fällen müssen, z.B. in Bezug auf gesundheitsbezogene Fragen. Neben dem Arzt kommt den Medien in der Vermittlung gesundheitsbezogener Informationen eine zentrale Rolle zu. Mit den Onlinemedien, insbesondere den Angeboten des „Social Web“, haben sich Arenen der Wissenschaftsvermittlung etabliert, die das Verhältnis von Experten und Laien stark verändert haben. Im Rahmen des Projekts wurde am Beispiel des Themas Krebs untersucht, welche Rolle den verschiedenen Kommunikationsarenen bei der Herstellung von Vertrauen in medizinisches Wissen zukommt. Mit Hilfe qualitativer Gruppeninterviews (n=6) und einer Repräsentativbefragung (n=802) wurden zum einen die krankheitsbezogenen Informationsrepertoires von Brustkrebspatientinnen und Prostatakrebspatienten sowie die gesundheits- und medizinbezogenen Informationsrepertoires der allgemeinen deutschen Bevölkerung exploriert. Anhand der Daten wurden u.a. verschiedene Muster des Informationsverhaltens identifiziert, die neben den genutzten Informationsquellen auch durch krankheitsbezogene Merkmale und Einstellungen gegenüber der Medizin, dem Arzt und der eigenen Beteiligung an der Behandlung charakterisiert sind. Für einige stellen Onlineangebote nur eine ergänzende Möglichkeit zur Information und zum Austausch dar, für andere sind sie wichtiger als die Kommunikation mit dem Arzt. „Social Web-Angebote“ wurden nur von einer der fünf identifizierten Gruppen genutzt, zu der 18 % der Gesamtstichprobe gehören. Diese Gruppe (die sog. „Vielfältigen“) zeichnet sich durch eine vergleichsweise breite Nutzung gesundheitsbezogener Informationsquellen aus und umfasst eher jüngere Menschen mit einem höheren Bildungsniveau. Während die gesundheitsbezogene Nutzung von Social Web-Angeboten auf diese Gruppe beschränkt ist, ist die – zumindest seltene – Nutzung onlinevermittelter Fachinformationen (z. B. von Krankenhäusern) in drei der fünf Gruppen („Fachliche“, „Vielfältige“ und „Persönliche“) verbreitet. In zwei der identifizierten Gruppen („Wenig-Nutzer“ und „Monitors“) werden gar keine onlinevermittelten Gesundheitsinformationen genutzt. Überdies zeigte sich, dass die gesundheits- bzw. medizinbezogene Verwendung von online vermittelten Angeboten in Abhängigkeit von situations- und personenbezogenen Faktoren variiert. In den qualitativen Interviews fanden sich Hinweise, dass eine akute Gesundheitsproblematik nicht unbedingt mit einer krankheitsbezogenen Informationssuche einhergeht, u.a. wenn sich Patient(inn)en aufgrund des Schocks in Folge der Diagnose kognitiv und emotional nicht in der Lage sehen, aktiv nach Informationen zu suchen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2010). Die Rolle der Onlinekommunikation bei der Herstellung von Vertrauen in medizinisches Wissen. 74. Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung am 14.09.2010 in Jena
Voth, J.
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(2010). Die Rolle der Onlinekommunikation bei der Herstellung von Vertrauen. In: M. Kayser, J. Böhm, & A. Spiller (Eds.): Die Ernährungswissenschaft in der Öffentlichkeit. Social Media als neue Herausforderung der PR (pp. 41-53). Göttingen: Cuvillier Verlag
Schmidt, J.
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(2010). The role of online communication in building trust in medical knowledge. 3rd European Communication Conference, 13.10.2010, Hamburg
Lampert, C., Schmidt, J., & Voth, J.
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(2010). The Role of Online Communication in Building Trust in Medical Knowledge. Medicine 2.0 vom 29. und 30. 11. 2010 in Maastricht
Voth, J.
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(2013). Onlinebasierte Öffentlichkeiten: Praktiken, Arenen und Strukturen. In C. Fraas, S. Meier, & C. Pentzold (Eds.): Online-Diskurse. Theorien und Methoden transmedialer Online-Diskursforschung (pp. 35-56). Köln: Herbert von Halem
Schmidt, J.-H