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Transnationale Künstlerausbildung zwischen Frankreich und Deutschland, 1843-1870

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 157044024
 
Das 19. Jahrhundert wird in den Handbüchern stets als Jahrhundert der Nationalismen beschrieben, und tatsächlich verfestigt sich zu diesem Zeitpunkt in der Kunstgeschichte die Idee der nationalen Schulen. Die beiden Konstrukte stehen aber weitgehend im Widerspruch zur historischen Wirklichkeit, da sie die transnationale Dynamik der Kunst und der Ideen sowie die manchmal schwer zu erfassende Mobilität der Künstler, besonders in deren Ausbildungszeit, überhaupt nicht berücksichtigen. Tatsächlich beschränken sich die Ausbildungen nicht nur auf lokale Gegebenheiten im engeren Sinn, sondern weisen komplexe transnationale Verzweigungen auf. Nach 1800 strömen Künstler aus dem deutschsprachigen Raum in Jacques-Louis Davids Atelier; 40 Jahre später sind sie noch zahlreicher in den Ateliers von Paul Delaroche und Thomas Couture. Umgekehrt sucht der Franzose Jules Ziegler bei Peter Cornelius Rat in München, als er versucht, in Frankreich die monumentale religiöse Malerei zu erneuern. Fernab ihrer ursprünglichen Akademien treffen sich französische und deutsche Künstler in Rom, wo sie sich mit den eigenen und den anderen Ausbildungstraditionen und -praktiken auseinandersetzen. Die Mobilität junger Künstler ist ein besonders guter Indikator für die manchmal rasch wechselnde Attraktivität bestimmter Städte und Ateliers, für ästhetische, motivische und ideologische Positionierungen, für die Effizienz des Kunsthandels zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sie spiegelt die Finanzkraft potentieller Auftragsgeber sowie unterschiedliche Formen der eigenen Vermarktung wider, und zwar jenseits nationaler Grenzen und schneller als die festen – oft schwerfälligen – Institutionen. Einzelne Ausbildungswege mögen sich bisweilen in monographischen Untersuchungen nachvollziehen lassen. Ein Gesamtbild der transnationalen Mobilität kann aber erst durch ein umfassenderes Projekt offengelegt werden, das intensive Archivarbeit und die systematische Aufnahme von Resultaten der jüngsten Forschung (Künstlermonographien, Untersuchungen zu den Ausbildungsstätten und den internationalen Kunsttranfers) umfassen muss. Das Ziel dieses Projektes ist es, der Forschergemeinschaft ein neues und effizientes Instrument zur Verfügung zu stellen, um die Komplexität dieser Künstlermobilität erfassen und ihre Grundtendenzen klar darstellen zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Beteiligte Person Professorin Dr. France Nerlich
 
 

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