Transnationale Künstlerausbildung zwischen Frankreich und Deutschland, 1843-1870
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das 19. Jahrhundert mag noch als Jahrhundert der Nationalismen beschrieben werden, als sich auch in der Kunstgeschichte die Idee von nationalen Schulen verfestigte. Das Projekt ArtTransForm hat dazu beigetragen, diese erratische Sichtweise ins Wanken zu bringen: Es hat in quellenerschließender und detailliert analytischer Forschungsarbeit aufgezeigt, dass die beiden Konstrukte weitgehend im Widerspruch zur historischen Wirklichkeit stehen bzw. wichtige Zusammenhänge unberücksichtigt ließen. Die transnationale Dynamik der Kunst und der Ideen sowie die Mobilität der Künstler, besonders in deren Ausbildungszeit, wurden nun als besondere Faktoren erkannt und gewürdigt. Das Ziel des von der DFG und der ANR geförderten deutsch-französischen Projekts ArtTransForm war es weiterhin, der Forschergemeinschaft neue und effiziente Arbeitsinstrumente zur Verfügung zu stellen, die die Komplexität dieser Künstlermobilität erfassen und ihre Grundtendenzen darstellen. Dies gelang mit der Publikation der Forschungsergebnisse in Form des zweibändigen Lexikons "Pariser Lehrjahre" (Bd. I.: 1793-1843/Bd. 2: 1844-1870), der vom französischen Teil des Teams betreuten ArtTransForm-Datenbank (auf dem Server des Deutschen Forums für Kunstgeschichte, Paris) und den Tagungsbänden "Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863" (2013) sowie "Disrupting Schools: Transnational Art Education in the 19thCentury" (Brepols). Mit dem Künstlerlexikon, das sich auf eine Vielzahl bislang unveröffentlichter Quellen stützt, sind erstmals für den Zeitraum 1793-1870 sämtliche deutsche Maler detailliert erfasst worden, die in Paris eine Ausbildung absolviert haben. Ihre Ausbildungswege lassen sich in einer vorher nicht dagewesenen Bandbreite nachvollziehen. Darüber hinaus verzeichnet die Datenbank den Großteil der deutschen Maler, die sich im Untersuchungszeitraum in der französischen Hauptstadt aufhielten. Die Konzentration auf die spezifische Gruppe der ‚Malerschüler‘ ohne Rücksicht auf den späteren Erfolg oder Misserfolg gab Aufschluss über die Ausbildungsbedingungen, die Sozialisation und die Zugänge in künstlerische Berufe und beleuchtete damit ein bislang ungeschriebenes Kapitel der Kunstgeschichte. Die zum großen Teil neuen Erkenntnisse erlauben nicht nur gängige Vorstellungen von der Pariser Ausbildungslandschaft des 19. Jahrhunderts zu überwinden, sondern eröffnen auch einen bisher unbekannten, transnationalen Blick auf die Jugendjahre der deutschen Kunst dieser Epoche. Die gewählte transnationale Perspektive der Analyse erwies sich auch deshalb als sinnvoll und dringlich, als das schwer zu erfassende, angstschürende Phänomen der Globalisierung isolationistische und regionalistische Tendenzen hervorbringt. Es galt folglich aus dem Blickwinkel des Austauschs und nicht aus dem „imperialistischer“ Kulturdominanz oder -expansion über die historische Art und Weise der Zirkulation und des Erkenntniszuwachses in Bezug auf Fakten und künstlerische Praktiken nachzudenken.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„The importance of flexibility, mobility, academic freedom and cross-cultural competences for the successful organisation of bilateral research: Experiences of an ANR-DFG-funded project in art history“, in: Strategies for bilateral research cooperation: French-German experience, Andrea Zenker et al. (Hrsg.), Karlsruhe, Fraunhofer, 2012
France Nerlich u. Bénédicte Savoy
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Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, Tours, PUFR, 2013
Alain Bonnet u. France Nerlich (Hrsg.)
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Pariser Lehrjahre. Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt, Berlin/Boston, De Gruyter. Bd. 1: 1793-1843, 2013; Bd. 2: 1844-1870, 2015
France Nerlich u. Bénédicte Savoy (Hrsg.)
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„Le cercle des artistes allemands à Paris“, in: Artistes, savants et amateur. Art et sociabilité au XVIIIe siècle (1715-1815), in: Jessica Fripp, Amandine Gorse, Nathalie Manceau u. Nina Struckmeyer (Hrsg.), Paris, Mare & Martin, 2016, S. 87-100
Frauke Josenhans u. Nina Struckmeyer