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Persönlichkeitsentwicklung und politische Beteiligungsbereitschaft durch gemeinnützige Tätigkeit im Jugendalter

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2010 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 157294110
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Forschungsprojekt „Jugend. Engagement. Politische Sozialisation“ wurde untersucht, in welchem Zusammenhang gemeinnützige Tätigkeit Jugendlicher und deren Persönlichkeitsentwicklung im Allgemeinen sowie ihre politische Sozialisation im Besonderen stehen. Längsschnittliche Befunde auf breiter empirischer Basis bestanden hierzu in Deutschland bislang nicht, die diesbezügliche Entwicklungsverläufe hätten aufzeigen können. Das Projekt umfasste insgesamt zwei Förderphasen, deren erste die Erhebung der Längsschnittdaten sowie die Publikation von Ergebnissen der ersten Erhebungswelle beinhaltete und deren zweite Phase auf die Aufbereitung und Publikation der Längsschnittdaten abzielte. Das Projekt hat zu einer theoretischen und empirischen Klärung darüber beigetragen, ob und unter welchen Bedingungen gemeinnützige Tätigkeit positive Einflüsse auf die Entwicklung Jugendlicher besitzt. Insbesondere ist es das Verdienst der Studie, die Theorie Gemeinnütziger Tätigkeit weiter differenziert und als Ausgangspunkt für weitere empirische Forschung wie auch praktische Anwendungen fruchtbar gemacht zu haben. Somit sind die Grundlagen für ein geteiltes Forschungsverständnis im Bereich der Ehrenamtsforschung in Deutschland gelegt, die bis dato stark deskriptiv angelegt ist oder eher unsystematisch präskriptiv vorgeht. Darüber hinaus machen die empirischen Befunde deutlich, wie sich Jugendliche mit und ohne sowie mit verschiedenen Varianten gemeinnütziger Tätigkeit im hier betrachteten Zeitraum differenziell entwickeln. Es ist aktuell eher plausibel als unplausibel, von einem positiven Einfluss gemeinnütziger Tätigkeit auf die Entwicklung Jugendlicher auszugehen, wenn die theoretisch präzisierten und in den empirischen Befunden berücksichtigten Bedingungen gegeben sind. Diverse Erkenntnisse, wie bspw. die besondere Rolle der allgemeinen Handlungsreflexion als Bedingung für die Wirksamkeit proximaler Erfahrungen, konnten erst durch die hier präsentierte Studie offengelegt werden. Insbesondere also jene Befunde, die das theoretische Modell in einen kognitiven und einen behavioralen Pfad sowie um Variationen auf Personenseite erweitert haben, können als wichtiger Forschungsertrag des Projekts gewertet werden. Im Kern ergeben sich Restriktionen der Ergebnisse aus dem Umstand, dass lediglich die Altersspanne der 14- und 15- resp. der dann 15- und 16-Jährigen in der Studie betrachtet wurde. So sind die hier gefundenen Aussagen lediglich für diesen Abschnitt der Jugendphase generalisierbar. Regional unterschiedliche Verteilungen sowie ein Überhang an Jugendlichen höherer Schulformen schränken diese Generalisierbarkeit in Teilen ein. Als Längsschnittstudie mit nur zwei Messzeitpunkten ist zudem zu beachten, dass bei zwei Befragungswellen nur lineare Verläufe abbildbar sind und kurvilineare Entwicklungen frühestens ab dem dritten Messzeitpunkt aufgezeigt werden können. Dies wirkt auch auf die Modellierung von Zusammenhangsmodellen zurück, die immer nur lineare Zusammenhänge zwischen Variablen entdecken können bzw. bei jeder Modellierung von linearen Zusammenhängen ausgegangen wird. Ferner besteht mit den Daten nicht die Möglichkeit, beabsichtigte politische Partizipation mit faktischer Beteiligung in Verbindung zu bringen. Zwar wird allgemein von einem engen Zusammenhang zwischen Intention und Verhalten ausgegangen und bspw. für selektive Stichproben von GymnasiastInnen im Längsschnitt nachgewiesen. Für den Zusammenhang von gemeinnütziger Tätigkeit und faktischer politischer Partizipation wie Wählen gehen udgl. bestehen hingegen keine Erkenntnisse und können auch durch die jeps-Studie nicht nachgereicht werden. Einige Befunde, etwa zum direkten Zusammenhang von politischem Wissen und gemeinnütziger Tätigkeit, der unabhängig der Schulform besteht, lassen aber aufhorchen, inwieweit gemeinnützige Tätigkeit unter Umständen den Informationsprozess beeinflusst, der politischen Entscheidungen vorgeschaltet ist. Nach Abschluss der beiden Projektphasen wird aktuell eine empirisch-quantitative Studie zu semantischen Konnotationen zu verschiedenen Ehrenamtsbegriffen bei gemeinnützig Tätigen durchgeführt. Das Ziel der Studie ist es, besonders häufig verwendete Begrifflichkeiten in der Praxis und deren Assoziationen offen zu legen. Somit soll die theoretische Vielfalt von Engagement-Konzepten und -Begriffen mit den empirisch Geläufigen abgeglichen werden. Des weiteren werden zentrale Befunde der Studie weiter ausdifferenziert. Parallel hierzu werden die Überlegungen stärker in Richtung spezifischer Engagementgruppen verstärkt. Insbesondere die Frage, welches Engagement bei Jugendlichen unterschiedlicher sozialer Herkunft welche Einflüsse mit sich bringt, wird in den Mittelpunkt gerückt und ein entsprechender Aspekt im neuen Forschungsantrag berücksichtigt werden. • „Engagement bewegt was“, Interview in der ZEIT, 14.07.2011 • „Mentorenprogramme bei Jugendlichen“, Handelsblatt, 02.08.2011 • „Jugendliche engagieren sich ehrenamtlich“, Leipziger Volkszeitung, 22.07.2011 • „Jugendliche in Schulprojekten für Ehrenamt begeistern“, Interview mit der Berliner Morgenpost, 10.06.2011 • „Die Schule des Lebens“, MainPost, 14.04.2011 • „Viele Jugendliche ehrenamtlich tätig“, Münstersche Zeitung, 29.08.2011 und Ruhr-Zeitung, 07.09.2011 • „Die leisen Mitmischer“, Tagesspiegel, 03.02.2011 • „Gymnasiasten sind ehrenamtlich sehr aktiv“, Westfalenpost, 23.07.2011 • „Die jungen Leute sind aktiv“, Interview mit SWR2, 26.07.2011 • „Wer will Deutschland noch ‚dienen’?“, Deutschland Akut auf N24, Sendung vom 08.06.2011 • „Ehrenamtliches Engagement hängt von Bildung ab“, Interview mit BR4, 27.07.2011 • „Jugend nun doch aktiv?“, Interview mit HR2, 25.07.2011 • „Ehrenamt bei Jugendlichen“, Interview DRadio, 17.07.2011

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Youth and community service: A review of US research, theoretical perspectives, and implications for policy in Germany. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, (13) 2, 233-248
    Youniss, J., & Reinders, H.
  • (2011). Jugend. Engagement. Politische Sozialisation: Deskriptive Befunde der ersten Erhebungswelle 2010. Schriftenreihe Empirische Bildungsforschung, Band 19. Würzburg: Universität Würzburg
    Reinders, H., & Christoph, G.
  • (2011). Jugend. Engagement. Politische Sozialisation: Skalendokumentation der ersten Erhebungswelle 2010. Schriftenreihe Empirische Bildungsforschung, Band 20. Würzburg: Universität Würzburg
    Reinders, H., & Christoph, G.
  • (2012). Gemeinnützige Tätigkeit Jugendlicher - Ein Beitrag zum Positive Youth Development? In: Ittel, A., Merkens, H., & Stecher, L. (Hg.), Jahrbuch Jugendforschung 2011 (S. 193-212). Wiesbaden: VS Verlag
    Reinders, H., & Christoph, G.
  • (2013). Politisches Engagement bei Jugendlichen: Die Rolle eines gemeinnützigen Engagements. eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 05/2013 vom 15.03.2013
    Christoph, G., Reinders, H., & Gniewosz, B.
  • Jugend - Engagement - Politische Sozialisation : gemeinnützige Tätigkeit und Entwicklung in der Adoleszenz. Wiesbaden : Springer VS, 2014. ISBN 978-3-658-04627-9
    Reinders, H.
 
 

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