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Ortsfeste Raumdekoration in Lübecker Wohnhäusern zwischen 1250 und 1800. Studien zu Dekorum und Erhaltung

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 15787121
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Bestand an Wand- und Deckenmalereien, den die Altstadthäuser der UNESCO-Welterbe-Stadt Lübeck bergen, ist einzigartiges Kulturgut von europäischem Rang. Den Blicken der Öffentlichkeit entzogen, da zumeist in Privatbesitz, sind diese Malereien nicht nur wenig erforscht, sondern auch kaum in der Öffentlichkeit bekannt. Oft liegen die Malereien in mehreren Schichten übereinander, weil Wände und Decken entsprechend den wechselnden Moden und Zeitstilen im Laufe der Jahrhunderte immer neu bemalt wurden. Nicht alle Malereien sind vollständig erhalten oder gut lesbar. Viele von ihnen sind in ihrer Substanz gefährdet. Insofern sichert und erschließt die auf Vollständigkeit bedachte Dokumentation der Lübecker Wand- und Deckenmalereien in Wort und Bild der Kunst- und Kulturgeschichte unersetzliches Quellenmaterial. Mit Hilfe des DFG-Forschungsprojektes ist zwischen 2005 und 2008 eine Text- und Bilddatenbank entstanden. In der Datenbank sind derzeit 1.577 Malereien des Zeitraums von 1250 bis 1800 aus etwa 400 Lübecker Häusem erfasst und mit kunst- und kulturhistorischen Daten verbunden. Die große Anzahl von Wand- und Deckenmalereien in Lübecker Häusern ist der umfangreichste bislang bekannte derartige Bestand in Europa und daher bereits per se ein Alleinstellungsmerkmal, das keine zweite Stadt aufzuweisen hat. Zugrunde liegen als Träger dieser Malereien insgesamt ca. 17 km erhaltene Brandmauern (nach Schätzung von M. Scheftel, Lübeck), die gewissermaßen das architektonische „Skelett" der mittelalterlichen Hansestadt bilden. Die Zahl der Entdeckungen von Wand- oder Deckenmalereien hat sich innerhalb von 20 Jahren nicht zuletzt durch eine gewachsene Sensibilität für das Thema bei Denkmalpflegem und Eigentümern mehr als verdoppelt (zum Vergleich: bis 1989 wurden 550 Malereien in 165 Häusem ermittelt). Die in der Lübecker Wand- und Deckenmalerei vorkommenden Ornamente sind im Sinne einer Grundlagenforschung kategorisiert, differenziert und geordnet worden. Auch die Eigentümer/Auftraggeber werden jetzt weitaus präziser ermittelt als bei der ersten Inventarisierung für „Häuser und Höfe. Durch die für Lübeck erstmalige Auswertung der Steuerbücher des Zeitraumes von 1650 bis 1800 erfährt die Datenbank einen Zuwachs an personenrelevanten Daten mit hohem wirtschafts- und sozialgeschichtlichem Aussagewert. Praktische Anwendung: Die Lübecker Denkmalpflege erhält ein übersichtlich strukturiertes, ausbaufähiges Instrumentarium, das sich insbesondere in der täglichen praktischen Arbeit bewähren wird, indem es wissenschaftlich fundierte Argumentationshilfen gegenüber den Denkmaleigentümern bereithält und diese anschaulich zu präsentieren vermag. Grundlagenforschung wird so zur Voraussetzung für effektives Verwaltungshandeln. Für die Lübecker und auswärtige Denkmalpfleger und Restauratoren bietet die Datenbank die Möglichkeit, figürliche und ornamentale Motive schnell zu finden, zu vergleichen und zu datieren. Forschungsanwendung: Für Wissenschaftler und Studenten kann die Datenbank eine einmalige Plattform an Grundlagenwissen zum Verständnis historischer Zusammenhänge in puncto Lebensraum und Wohnkultur bereitstellen. Sie eröffnet exemplarisch strukturelle Einblicke in funktions- und sozialtypologische Zusammenhänge des täglichen Lebens, in die Geschmackskultur und in das Weltverständnis breiter Lübecker Bevölkerungsschichten im Wandel der Jahrhunderte, je unter dem Vorzeichen von künstlerischer Nähe und Ferne zu den tonangebenden Zentren Europas. Innovative und rezeptive Prozesse des internationalen hansischen Kulturtransfers werden so plastisch ablesbar. Durch ihre interdisziplinäre Anlage kann die Auswertung für verschiedene Wissenschaftsgebiete ertragreich sein (Geschichte, Kulturgeschichte, Bauforschung und Hauskunde, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte u.a.m.). Der Umgang mit der Datenbank und deren Ertrag wird zukünftig Teil eines in Lübeck etablierten Fernstudiengangs „Historische Stadt" werden. Die Publikalion im Internet ermöglicht einen Austausch bzw. eine Vernetzung aller Betroffenen (Hauseigentümer, Restauratoren, Denkmalpfleger, Politiker, Forscher). Sie versteht sich nicht zuletzt auch als virtueller "Baustein" zu einem anspruchsvollen sanften Kulturtourismus in der Welterbestadt Lübeck.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Klimatisierung von Wandmalereien in Lübecker Bürgerhäusern durch Einhausen: Resümee eines zweijährigen Forschungsprojektes aus der Sicht der Denkmalpflege, Vortrag auf der ICOMOS-Tagung ,Prräventive Konservierung und Erhaltungsperspektiven", Hildesheim, 23.-25.11.2006
    Annegret Möhlenkamp
  • Neu gefundene Wand- und Deckenmalereien. Vortrag vor der BIRL (Bürgerinitiative Rettet Lübeck), Lübeck, Mai 2006
    Annegret Möhlenkamp
  • Rosen als Omament im spätmittelalterlichen Lübeck, Wege zu ihrer Erforschung und Präsentation. In: Der Wagen. Lübecker Beiträge zur Kultur und Gesellschaft 2006, S. 27-42
    Manfred Eickhölter
  • Rosen als Ornament im spätmittelalterlichen Lübeck, Wege zu ihrer Erforschung und Präsentation. Dankesrede zur Verleihung des Förderpreises der Loge „Zur Weltkugel" im Rathaus in Lübeck, Mai 2006
    Manfred Eickhölter
  • Lübecker Wandmalereien im Bürgerhaus - Herausforderung für die Denkmalpflege. Vortrag auf dem Symposium ,Mittelalterliche Heilsspiegel und europäischer Kontext", Immanuel-Kant-Universität, Kaliningrad, 25.-28.10.2007
    Annegret Möhlenkamp
  • Mittelalterliche Wand- und Deckenmalereien in Lübecker Bürgerhäusern, Vortrag vor dem Forschungskreis Mittelalter, gehalten im Lübecker Rathaus, April 2007
    Antje Heling-Grewolls
  • Von Ranken, Mauresken und Heiligen. Gastvortrag an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Juli 2007
    Manfred Eickhölter, Antje Heling-Grewolls
  • Von Wolframs Parzival zu Geibels Septembernacht. Literatur als Wandmalerei, Vortrag in der Reihe „Litterärisches Gespräch" der Bücherei der Gemeinnützigen Lübeck, 27.9.2007
    Manfred Eickhölter
  • Bewahrung von Wandmalereien in Lübecker Bürgerhäusem durch Einhausen - Resümee eines zweijährigen Forschungsprojektes aus der Sicht der Denkmalpflege. In: Welterbe Deutschland. Präventive Konservierung und Erhaltungsperspektiven, ICOMOS-Heft XLV, Regensburg 2008, S. 104-109
    Annegret Möhlenkamp
  • Die Wandmalereien im ehemaligen Lübecker Beginenkonvent St. Aegidien. In: Buchkunst im Mittelalter und Kunst der Gegenwart - Scrinium Kilonense - Festschrift für Ulrich Kuder, Nordhausen 2008, S. 247 - 266
    Annegret Möhlenkamp
  • Forschungsprojekt zu den Lübecker Wand- und Deckenmalereien in Bürgerhäusern 2005-2008. In: Lübeckische Blätter 8, 19. 4. 2008, S. 140-141
    Annegret Möhlenkamp
  • Forschungsprojekt zur Wandmalerei in Lübecker Bürgerhäusern, Bericht vor der Arbeitsgruppe Historische Bauforschung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, Erfurt, November 2008
    Annegret Möhlenkamp
  • Wandmalerei in Lübecker Bürgerhäusern, Vortrag an der Universität Torun/Thorn, Institut für Restaurierung, Juni 2008
    Annegret Möhlenkamp, Manfred Eickhölter
  • "Müssen wir jede Ranke retten?" Vortrag vor dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Lübeck, 22.1.2009
    Annegret Möhlenkamp
  • Mit Heiligen unter einem Dach, Vortrag vor der Dr.-Johanna-Brandt-Gesellschaft e.V. - Gesellschaft für Archäologie und Stadtgeschichte, Rathaussaal Preetz, 26.2.2009
    Annegret Möhlenkamp
  • Internetpublikation des Projekts

 
 

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