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Arbeitsbedingungen in der Onkologie: Auswirkungen auf Arzt-Patient-Kommunikation und Patient

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2010 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 159048892
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Krebs zählt zu den häufigsten Todesursachen in Europa und Deutschland. Die Krebsneuerkrankungen nahmen zwischen den Jahren 1999 und 2006 um 15% bei Frauen und 23% bei Männern gestiegen (altersstandardisiert) zu. Bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung wie Krebs ist die Arzt-Patient-Kommunikation von besonderer Bedeutung für die Qualität der Versorgung. Onkologen können Patienten bei der Bewältigung ihrer Erkrankung begleiten und über rein medizinische Belange hinaus unterstützen. Der gegenwärtige Stand der Forschung zur Wirkung der Arzt-Patient-Kommunikation weist jedoch einige Einschränkungen auf: Es mangelt an Längsschnittstudien, die die Perspektiven von Patienten und Behandlern verknüpfen und Studien zu Rahmenbedingungen der Arzt-Patient-Kommunikation. Das Ziel der WIN ON-Studie war es mit einem prospektiven Design, basierend auf gematchten Daten von Ärzten und Patienten, die Bedingungen für und die Auswirkungen einer guten Arzt-Patient-Kommunikation in Praxen niedergelassener Hämatologen und Onkologen (NHO) zu untersuchen. Hierfür wurden die NHO zunächst postalisch kontaktiert und eingeladen den Basisfragebogen auszufüllen sowie Patienten mit Kolorektalkarzinom in die Studie einzuschließen. In den Patientenbefragungen wurden die Erwartungen an den Arzt und das Arztgespräch, die Wahrnehmung der Kommunikation mit dem Arzt und Patient-Reported Outcomes in einer prospektiven Studie mit vier Messzeitpunkten über einen Zeitraum von sechs Monaten erfasst. Insgesamt schickten n=157 NHO einen ausgefüllten Fragebogen und eine ausgefüllte Einverständniserklärung an das IMVR zurück. Somit konnte eine Rücklaufquote von 28,2% erreicht werden. Diese Netto-Stichprobe ist für die BNHO-Mitglieder repräsentativ. Darüber hinaus wurden 169 Patienten erfolgreich in die Studie eingeschlossen. Die Zusammenhänge der erfassten zentralen Konstrukte wurden mittels eines Strukturgleichungsmodells analysiert, welches eine akzeptable Güte aufweist. Es zeigt sich, dass ein höheres Vertrauen in den Arzt mit einer höheren Befähigung zum Zeitpunkt T 1 assoziiert ist. Zudem führt ein höheres Vertrauen in den Arzt zum Zeitpunkt T 1 im Zeitverlauf zu einer Erhöhung der physischen Funktionsfähigkeit bei den Patienten. Weiter zeigt sich, dass die Befähigung, anders als erwartet, negativ mit der Veränderung der physischen Funktionsfähigkeit assoziiert ist. Die „Zufriedenheit mit der Gesprächsführung“, gemessen auf Seiten des NHO zum Zeitpunkt T 1 führt im Zeitverlauf zu einer Zunahme der emotionalen Funktionsfähigkeit. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Patienten, die Vertrauen zu ihrem Arzt haben, durch die Behandlung besser in der Lage fühlen mit ihrer Krankheit umzugehen. Vertrauen in den Arzt steht außerdem in einem positiven Zusammenhang mit der Veränderung der physischen Lebensqualität im Zeitverlauf. Darüber hinaus gibt es einen direkten, positiven Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit von NHO mit ihrer Gesprächsführung und der emotionalen Lebensqualität der Patienten. Demnach tragen Ärzte, die zufrieden mit ihrer Gesprächskompetenz sind, im Zeitverlauf zu einer besseren emotionalen Lebensqualität ihrer Patienten bei. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen folglich die Bedeutung der Arzt-Patient-Beziehung und der Arzt-Patient-Kommunikation für die Gesundheit von Krebspatienten. Die Rahmenbedingungen für eine gute Kommunikation und die Kommunikationsfähigkeiten von Ärzten sollten in der Praxis der onkologischen Versorgung mehr Beachtung finden.

 
 

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