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Systemische Standortstruktur- und Fabrikplanung in Multinationalen Unternehmen

Fachliche Zuordnung Produktionssystematik, Betriebswissenschaften, Qualitätsmanagement und Fabrikplanung
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 15950023
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die fortschreitende Globalisierung verändert nachhaltig die Industriestrukturen im verarbeitenden Gewerbe. Selbst kleine und mittelständische produzierende Unternehmen sehen sich mittlerweile gezwungen, ihre Wertschöpfungsaktivitaten international zu verteilen und grenzüberschreitend zu vernetzen. Die besondere Herausforderung besteht beim internationalen Verteilen und Vernetzen der Wertschöpfungsaktivitaten, die dadurch zusatzlich entstehende Komplexität zu beherrschen und vor dem Hintergrund eines dynamischen Faktor- und Absatzmarktes die Prozesse im Netzwerk beherrschbar zu halten. Als problematisch erweist sich hier allerdings das fehlende Instrumentarium. Existierende Ansätze zur Standortstrukturplanung sind vielfach einem (statischen) faktortheoretischen Paradigma verhaftet und damit kaum geeignet, die Formulierung eines langfristig stabilen Orientierungsrahmens für die internationale Präsenzstruktur, eines strategischen Standortstrukturkonzepts, zu leisten. Erforderlich war daher, existierende Ansätze näher zu beleuchten und über den aktuellen Wissensstand hinaus eine Typologie aufeubauen, die als heuristisches Werkzeug zur strategischen Standortplanung dienen kann. Ausgangspunkt der Arbeiten zum Aufbau der Typologie bildete dabei das Phänomen der internationalen Unternehmenstätigkeit. Aus der Analyse der relevanten Theorien konnten die wesentlichen Motive und Potentiale internationaler Produktion aufgezeigt werden. Die Vielschichtigkeit des Themas erforderte jedoch zunächst die Schaffung eines begrifflichen Bezugsrahmens, mit dessen Hilfe der Objektbereich der Arbeit, die strategische Standortstrukturplanung für multinational produzierende Unternehmen, spezifiziert und strukturiert werden konnte. Die Grundlagen zum Aufbau der Typologie speisen sich aus Erkenntnissen der Managementtheorie, Organisationstheorie, Systemtheorie und der Modelltheorie. Verwandte Theoretische Ansätze und Konzepte wie Turbulenz, Multiagentensysteme, Schwarmtheorie wurden auf ihre Andwendbarkeit auf den beschriebenen Objektbereich untersucht. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten die existierenden Ansätze zur Klassifikation internationaler Prasenzstrukturen und zur Erklärung der in Produktionsnetzen auftretenden Effekte einer vertieften Untersuchung in Bezug auf verwendete Erklärungsansatze, Determinanten und Beschreibungsmerkmale unterzogen werden. Dabei wurde u.a. deutlich, dass eine systematisierte Beschreibung möglicher Standortstrukturkonfigurationen für die Nutzung als Werkzeug hinsichtlich strategischer Standortstrukturplanungen allein nicht ausreicht. Vielmehr ist darüber hinaus eine Begründung erforderlich, warum und unter welchen Bedingungen eine bestimmte Konfiguration vorteilhaft sein kann. Hier setzt das erarbeitete Typologiemodell an. Die Argumentation eines begründenden Zusammenhangs für die Definition von Standortstrukturtypen vollzog sich über folgenden Dreischritt: In Anlehnung an die Kongruenz-Effizienz Hypothese der Organisationstheorie konnte zunächst eine weitgehende Entsprechung von Umweltsituation und Standortstruktur eines Multinationalen Unternehmens gefordert werden. Diese Analogie erlaubte es, anschließend mit Hilfe eines skizzierten systemtheoretischen Erklärungsmodells für Verbundproduktionssysteme zu zeigen, dass neben absatz- und beschaffungsmarktseitiger Umwelt (Umweltsituation) als Determinanten zusätzlich die Komplexität des Netzwerks (Standortstruktur) zu berücksichtigen ist. Hierzu musste ein entsprechendes Modell, ein Komplexitätsmodell für Produktionsnetzwerke, entwickelt werden, das diese Komplexität als Größe beschreibbar macht und auf Strukturgrößen des gesamten Produktionssystems zurückführt. Schließlich konnte unter Rückgriff auf die Entsprechungshypothese der Allg. Systemtheorie argumentiert werden, dass die erforderliche Komplexität der Standortstruktur eines Multinationalen Unternehmens idealerweise lediglich so groß zu sein hat, wie von der absatz- und beschaffungsmarktseitigen Umwelt verlangt wird. Auf diese Weise war es möglich, die Standortstruktur sowie den Absatz- und Beschaffungsmarkt als konstituierende Partialmodelle des Typologiemodells zu definieren und deren Vielschichtigkeit entlang der Merkmale der Standortverteilung und -varietät sowie der im Netzwerk vorhandenen Funktionen (Standortstruktur) und entlang der externen Komplexitätsanforderungen des Absatz- und Beschaffungsmarkts (Umweltsituation) zu beschreiben. Die Konstruktion des Typologiemodells erfolgte über die Argumentation vorteilhafter Entsprechungen Standortstruktur-, absatz- und beschaffungsmarktseitiger Merkmale in Bezug auf die aufgezeigten Potentiale internationaler Produktionstätigkeit. Als Resultat konnte ein insgesamt acht Standortstrukturtypen unterscheidendes Typologiemodell aufgebaut werden, das sich in vier Äquivalenztypen und vier Konflikttypen gliedert. Im weiteren Verlauf konnte anhand des konstruierten Typologiemodells die Wechselwirkung zwischen Komplexität und Stabilität in Unternehmen untersucht werden. Dabei wurden gezielt die Strukturgrößen Varianz, Durchlaufzeit und Fremdheit näher beleuchtet. Abschließend wurde das konzipierte Typologiemodell, durch ausgewählte Fallstudien, einer Prüfung unterzogen. Hierbei konnte die vollkommene Funktionalität der Typologie bestätigt werden. Mit dem Komplexitätsmodell für Produktionsnetzwerke steht nun ein Hilfsmittel zur Verfügung, die Komplexitatsanforderung an einen Standortverbund zu beschreiben und plausible Erklärungen hinsichtlich der im Netzwerk zu erwartenden Emergenz- und Turbulenzeffekte zu liefern. Mit der erarbeiteten Typologie hingegen steht ein Hilfsmittel zur Verfügung, Konfigurationen zu identifizieren und hinsichtlich ihres Entsprechungsgrades zu klassifizieren. Auf diese Weise können aus der absatzund beschaffungsmarktseitigen Umweltsituation plausible Empfehlungen hinsichtlich eines grundsätzlichen Stand Ortstrukturkonzepts für multinational produzierende Unternehmen abgeleitet werden. Die Vielzahl der in der unternehmerischen Praxis im Zusammenhang mit der Standortstrukturplanung anzutreffenden Größen konnte dabei im Zuge der Untersuchung auf wenige wesentliche Struktureigenschaften bzw. Netzwerkcharakteristika zurückgeführt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Ein globaler Fußabdruck der zum Erfolg führt Industrieanzeiger S.22ff, 17/2006

  • Global Footprint Design Industrie-Management S.43-36, 01/2007

  • Flexible Vernetzung statt starre Integration Werkstattstechnik online Heft 3. 2008

  • Global Footprint Design 41 st CIRP Conference on Manufacturing Systems S.333-336, 8/2008

  • An Approach for Systematic Production Network 43rd CIRP International Conference on Manufacturing Systems in Wien, 2010

 
 

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