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Visionen und Visualisierungen Südamerika in Bildmedien des 19. und 20. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 160647470
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wissenschaftliches Bildmaterial aus Anthropologie, Ethnografie und Archäologie fand um 1900 weltweit Eingang in populäre Formate wie Zeitungsartikel, illustrierte Bücher oder Bildpostkarten. Diese Medien prägten das Bild von Südamerika in Europa wie auch auf dem Subkontinent selbst und wirkten in Südamerika entscheidend mit an den Prozessen des nation-building. Bisherige Studien zu nationalen Identitäten haben dies nicht berücksichtigt. Die gesichteten Fotos, Illustrationen und Postkarten und die zur Kontextualisierung herangezogene Literatur belegen diesen Zusammenhang, der daher im Laufe des Projekts verstärkt in den Fokus rückte. Hier setzten die Teilprojekte an und betrachteten die technischen Eigenheiten, die Verwendungsweisen und daraus resultierende diskursive Möglichkeiten dieser Bildmedien. Teilprojekt 1 behandelte die diskursiven Aufgaben und medialen Beiträge der Anthropologie (Lehmann-Nitsche) und Archäologie (Uhle) im Peru und Argentinien zur Zeit der Unabhängigkeits-Centenarios und hier insbesondere, wie Ausstellungspraktiken und populäre Veröffentlichungen das Wissen von der ethnischen Zusammensetzung und den kulturellen Hintergründen der jeweiligen Gesellschaft bedingten. Fotografierte „Welt-Sichten“ prägten das Selbstverständnis von Peruanern und Argentiniern. Das Projekt konnte belegen, wie hieraus politische und soziale Praktiken interner Kolonisierung legitimiert wurden, vergleichbar mit europäischen und nordamerikanischen Aktivitäten in Asien und Afrika zum selben Zeitpunkt. Diese Arbeit konnte größtenteils wie geplant von statten gehen. Große Überraschungen und Fehlschläge gab es nicht. Teilprojekt 2 behandelte die Vorstellungen, die im Deutschen Reich von dem fremden Kontinent Südamerika kursierten. Untersucht werden Fotos, Illustrationen und Bildpostkarten aus Argentinien, Peru, Chile, Brasilien, Bolivien und Paraguay, die meist einem Netzwerk deutscher Südamerikaforscher (Lehmann-Nitsche, Uhle, Posnansky, Kröhle, Hübner, Brüning, Mayntzhusen, sowie die Schweden Erland und Otto Nordenskiöld) zuzuordnen sind. Dieser Ansatz ist so umfangreich wie vielversprechend, dass ein neues Projekt mit dem Titel „Ambivalente Bilder: Fotos und Bildpostkarten aus Südamerika im Deutschen Reich, ca. 1880-1930“ bei der DFG beantragt und genehmigt wurde. Der unter Leitung von Barbara Potthast und Jens Jäger organisierte Workshop ermöglichte die zweite Kölner Zusammenkunft von Expertinnen und Experten zur Fotografiegeschichte Lateinamerikas. Ziel des Workshops war ein intensiver Austausch insbesondere junger Forschender über den Einfluss visueller Medien auf die Wahrnehmung und Vorstellung von Lateinamerika. Barbara Potthast betonte in der Abschlussdiskussion die Notwendigkeit, den komparativen Vergleich zwischen Regionen zu fördern, Phänomene wie „Othering“ und Exotisierung entstünden auch auf geographisch kleinem und ethnisch weniger ausdifferenzierten Raum. Es gelte demnach, Fotografie in ihrer Bedeutungsvielfalt in eng verflochtenen globalen Prozessen zu betrachten um Ideen und Praktiken im Bild zu verstehen und offen zu legen. Insbesondere der das Projekt abschließende bilinguale und international besuchte Workshop „América Latina en los Medios Visuales / Latin America in Visual Media“ erfuhr einige Aufmerksamkeit über die einschlägigen Fachportale hinaus: Die Universität zu Köln veröffentlichte eine Pressemitteilung auf ihrer Homepage und am 25.2.2013 berichtete Kathrin Reinert im KölnCampus Radiosender über ihre Projektarbeit und den Workshop. Die Macht der Bilder, Interview mit Radio KölnCampus, Sendetermin 25.2.2013. Podcast auf http://www.visionensuedamerika.phil-fak.uni-koeln.de/

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Fotografie und Urbanität. Die Stadt vor der Kamera im 19. Jahrhundert, in: T. Liibek (Hg.): Modus vivendi III - das Bild der Stadt von 17. bis 19. Jahrhundert (= Vana Tallinn XXI), Tallinn 2010, S. 320-331
    Jäger, Jens
  • Plätze an der Sonne? Europäische Visualisierungen kolonialer Realitäten um 1900, in: Kraft, Claudia / Lüdtke, Alf / Martschukat, Jürgen (Hg.): Kolonialgeschichten, Frankfurt/M. 2010, S. 160-182
    Jäger, Jens
  • Globalisierte Bilder? Postkarten und Fotografie, in: zeitenblicke 2011. Themenheft Renner, Andreas / Kraus, Alexander (Hg.) Geschichte sehen? Einzelfallanalysen zur historischen Bildforschung in der osteuropäischen Geschichte
    Jäger, Jens
  • Vernetzung durch Visualisierung. Wissenschaftliche Fotografie bei Max Uhle und Robert Lehmann-Nitsche (1892-1933). In: Bremer, Thomas / Schütz, Susanne / Bender, Martina (Hg.) GILCAL-Arbeitspapiere zur Iberoromanischen Literatur- und Kulturwissenschaft, Heft 8, 2011, S. 7-28
    Reinert, Kathrin
  • Visiones y Visualizaciones de América del Sur, in: Chicote, Gloria / Göbel, Barbara (Hg.): Ideas viajeras y sus objetos: El intercambio científico entre Alemania y América austral, Berlin: Iberoamericana/Vervuert, 2011, S. 267-280
    Potthast, Barbara / Reinert, Kathrin
 
 

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