studiolo communis - Aufbau einer ko-aktiven Arbeitsumgebung für einen erweiterten Forschungsdiskurs in der Kunst- und Architekturgeschichte zur Unterstützung des UNESCO Kompetenzzentrums "Materielles und Immaterielles Kulturerbe"
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Projekt „studiolo communis“ wurde in Anlehnung an das studiolo der Renaissance – ein mit Kunstwerken, Studienobjekten und Büchern ausgestatteter Raum zum Studieren und zur Kontemplation – eine Arbeitsumgebung entwickelt, die das Untersuchen, Vergleichen, Bewerten, Verknüpfen und Kommentieren von Medienobjekten und Forschungserkenntnissen unterstützt. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen und Projekten zu virtuellen Forschungsumgebungen stand dabei nicht die nachhaltige Ordnung von Forschungsergebnissen und deren Anreicherung mit Metadaten im Vordergrund, sondern die flexible Strukturierung von Objekten im Forschungsprozess gemäß der jeweiligen Fragestellung und dem mit den Objekten und Artefakten verbundenen Wissen. Aus diesem Grund lautete die Prämisse, den Handlungsraum mit dem Wahrnehmungsraum zu verknüpfen und so zu gestalten, dass die erforderlichen Operationen direkt an den Medienobjekten durchgeführt werden können. Dabei wurde die Metapher der kooperativen Wissensräume genutzt, bei denen die Medienobjekte ko-aktiv (kommunikativ, kooperativ und kollaborativ) erstellt, bearbeitet und arrangiert werden können. Als Ergebnis entstand die webbasierte ko-aktive Arbeitsumgebung „studiolo“, die im Bereich Kunst- und Architekturgeschichte und insbesondere im UNESCO Kompetenzzentrum „Materielles und Immaterielles Kulturerbe“ eingesetzt wird. Die Realisierung von studiolo erfolgte mittels eines neuen Frameworks namens Web@rena auf Basis von node.js. Der im Projekt erstellte Programmcode und das Framework sind als Open-Source-Software über das Versionsverwaltungs-System GitHub verfügbar und von anderen Projekten nachnutzbar. Medienobjekte in studiolo sind vor allem Bilder, die aus einer Bilddatenbank (Bildarchiv des UNESCO Kompetenzzentrums) eingebunden werden. Möglich sind aber auch andere Medienobjekte (Ton- und Filmaufnahmen, Texte, grafische Elemente sowie beliebige Arrangements von Objekten). Die ko-aktive Arbeitsumgebung ist in die Infrastruktur der Universität Paderborn integriert und besitzt dazu Schnittstellen sowohl zu technischen Systemen (Authentifizierung, Kommunikation, Datensicherung, ...) als auch zu weiteren forschungsrelevanten Systemen (Dokumenten- und Literaturverwaltung). Als zweite wesentliche Komponente wurde für die kooperative Dokumentenarbeit die kommerzielle Kollaborationsplattform SharePoint installiert und erweitert. Die SharePoint-Umgebung ist mittlerweile hochschulweit für Forschergruppen und Projekte im Einsatz. Die im Projekt erstellten Webparts sind in das SharePoint-System integriert. Der Programmcode für die Webparts wurde dokumentiert und kann unter Anpassung der relevanten Konfigurationen auch auf anderen SharePoint-Servern genutzt werden. Das Projekt war Ausgangspunkt für weitere Projekte im Bereich Digital Humanities. Aufbauend auf studiolo communis, wurde 2013 das BMBF-Forschungsprojekt „Wesersandstein als globales Kulturgut (WeSa)“ gestartet. Im Juli 2013 wurde das Projekt formal mit einer Abschlusstagung beendet. Dabei wurden die Projektergebnisse vorgestellt und es waren externe Vortragende eingeladen. Die Beiträge wurden in der Abschlusspublikation des Projekts im Verlag Walter de Gruyter veröffentlicht.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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tudiolo. Kooperative Forschungsumgebungen. Berlin ; De Gruyter ; [2018] ; VIII, 148 Seiten ISBN: 978-3-11-036464-4 (=Reflexe der immateriellen und materiellen Kultur ; Band 1)
Seng, Eva-Maria (Hrsg.) u.a.