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GRK 1662: Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800-1800) Transfers und Transformationen - Wege zur Wissensgesellschaft der Moderne
Fachliche Zuordnung
Theologie
Geschichtswissenschaften
Geschichtswissenschaften
Förderung
Förderung von 2011 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 162347376
Das Graduiertenkolleg "Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800-1800)" verfolgt zwei Ziele: Es etabliert den Begriff 'religiöses Wissen' interdisziplinär als Forschungskonzept; und es beschreibt mit Hilfe dieses Konzepts in neuer Weise, wie sich in Europa die sogenannte westliche Wissensgesellschaft mit ihren Selbstzuschreibungen der Toleranz, Säkularität, Rationalität und Ausdifferenzierung von Wissenschaft und Bildung, Recht und Politik, Religion, Kunst und Literatur entwickeln konnte.Der Begriff 'religiöses Wissen' bezieht sich auf ein komplexes sozial- und kulturhistorisches Phänomen, das die Geschichte Europas vor allem im Christentum, aber auch in den beiden anderen monotheistischen Religionen seit dem Mittelalter prägte. Das Christentum versteht sich wie Judentum und Islam als eine offenbarungsgegründete Religion. Offenbarungswissen wurde, meist vermittelt durch kanonisierte Texte, als intangibel vorausgesetzt. Handlungsleitend konnte es jedoch nur werden, indem es in sich wandelnden Lebenswelten - je neu medial transferiert und transformiert - eine sinnvolle Kommunikation und Praxis begründete. Diese zeit- und kulturspezifischen Adaptationen bezeichnet das Kolleg als 'religiöses Wissen'. Die sich in Interdependenz mit dem Offenbarungswissen vollziehenden dynamischen Prozesse und strittigen Verhandlungsfelder seiner Generierung stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses.Um die synchronen und diachronen Transfer- und Transformationsprozesse, aus denen religiöses Wissen immer neu hervorging, und ihre unterschiedlichen Existenzformen zu erfassen, richtet das Kolleg den Blick vorwiegend auf die Verfahren, mit denen Offenbarungswissen in Lebenswelten integriert, aber auch religiöse Wissensbestände in andere mediale Vermittlungsformen überführt und über Zeiten, Räume und soziale Grenzen hinweg weitergegeben wurden.Das Kolleg stützt seine Forschungsidee auf folgende Annahme: Über die einzelnen Verfahrensweisen des Transfers und der Transformation religiösen Wissens, insbesondere rituelle, kommentierende, ästhetische und empirische Verfahren, wurden durch komplexe Aushandlungen eben jene Denkfiguren, Differenzierungen und Argumentationsstrukturen eingeübt, die kategorial den Weg zur modernen Wissensgesellschaft mit anbahnten. Wechselwirkungen und Grenzverschiebungen zwischen religiösem und anderem Wissen, ausgetragen über die Verfahren der Adaptation, veränderten schließlich auch die Leitfunktion des Offenbarungswissens selbst.
DFG-Verfahren
Graduiertenkollegs
Antragstellende Institution
Eberhard Karls Universität Tübingen
beteiligte Wissenschaftlerinnen / beteiligte Wissenschaftler
Dr. Christiane Ackermann; Professorin Dr. Renate Dürr; Professorin Dr. Annette Gerok-Reiter; Professor Dr. Andreas Holzem; Professor Dr. Andreas Odenthal; Professor Dr. Steffen Patzold; Professor Dr. Klaus Ridder; Professor Dr. Jörg Robert; Professor Dr. Jörn Staecker (†); Dr. Markus Thomé
Sprecher
Professor Dr. Volker Leppin