Rekonstruktion von spätglazialen und holozänen Umweltveränderungen im Einzugsgebiet des Eversener Sees (NW-Deutschland)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die bislang durchgeführten Analysen an Sedimenten des Eversener Sees ergeben ein detailliertes Bild der Umwelt- und Landschaftsgeschichte. Die lakustrine Sedimentation setzt mit einer Schluffmudde ca. 13.500 cal. BP in der Älteren Dryas ein. Mit Ausnahme der Jüngeren Dryas, in der ebenfalls schluffige Sedimente abgelagert wurden, besteht das Profil aus organischen Mudden. Die palynologischen und diatomologischen Ergebnisse belegen für das Spätglazial und das frühe Holozän ein oligotrophes Gewässer. Anhand von Chironomiden lassen sich für diese Zeit die Lufttemperaturanomalien für August rekonstruieren. Dies ist aufgrund sich ändernder Wassertiefe bzw. DOC-Gehalte für das Holozän nur eingeschränkt möglich. Mit der holozänen Wiederbewaldung ab ca. 11.600 cal. BP geht der minerogene Eintrag sehr schnell zurück. Die Einwanderungsdaten der einzelnen Baumarten ergänzen aufgrund der vorliegenden präzisen Chronologie basierend auf 16 AMS 14 C Daten die Befunde aus anderen Archiven Nordwestdeutschlands. Im Lauf des Holozäns zeigen die Diatomeen eine Veränderung des Gewässers hin zu dystrophen Verhältnissen. Erste Anzeichen anthropogener Aktivitäten finden sich in den Pollen- und Holzkohledaten im Neolithikum. Ackerbauliche Tätigkeiten sind allerdings nicht eindeutig in den Profilen nachweisbar. Spätere Phasen intensiverer Landnutzung, z. B. um 4100 und 2800 cal. BP, sind gekennzeichnet durch erhöhte Einträge von minerogenem Material, die sich im XRF-Logging v. a. über die Elemente K und Ti nachweisen lassen. Auch andere geochemische Parameter wie z. B. stabile Isotope von Kohlenstoff und Stickstoff reagieren auf anthropogene Einflüsse. Insbesondere die 15N-Kurve zeigt im frühen Mittelalter einen plötzlichen Sprung, der auf den vermehrten Eintrag von Stickstoff mit dem Einsetzen der Plaggenwirtschaft erklärt werden kann. Gleichzeitig steigt die Secale-Kurve an und es kommt zu einer Veränderung in der Diatomeenflora. Eine in historischen Quellen belegte, kurzzeitig lokal betriebene Ziegelei mit Tonabbau spiegelt sich in Maxima der Ti- und K-Gehalte im ausgehenden 19. Jahrhundert wieder. In den jüngsten Sedimentschichten belegen höhere Zink-Konzentrationen aus atmosphärischem Eintrag die Ansiedlung von Schwerindustrie in der weiteren Umgebung am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- 2011. Multi-proxy evidence of environmental changes related to human land-use from lacustrine sediments of Eversener See, northwestern Germany. INQUA, 22.-27. Juli 2011, Bern
Enters, D., S. Wolters, A. Lücke, I. Larocque-Tobler, C. Ohlendorf, B. Zolitschka, H. Behling, F. Bittmann & R. Voigt
- 2012. Der Schatz im Silbersee – und andere Geheimnisse der tiefen Heideseen Nordwestdeutschlands. Jahrestagung des AK Vegetationsgeschichte der RTG in Bonn. 29.09.2012
Wolters, S.
- 2012. Environmental changes of northwestern Germany determined by multi-proxy analyses of lake sediments. Seminar des Departments Seenforschung des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Tangermünde, 15.03.2012
Enters, D.