Lesen ohne Worte: ein Paradigma zur Untersuchung entwicklungspsychologischer Grundlagen von normalem und dyslektischem Lesen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projekts war es, mit einer neu entwickelten Aufgabe in einer völlig sprachfreien Weise leserelevante Prozesse der visuellen Verarbeitung, selektiven Aufmerksamkeit und okulomotorischen Steuerung zu untersuchen. In unterschiedlichen Teilprojekten wurden drei zusammenhängende Fragestellungen betrachtet. 1. Es wurde die Landoltaufgabe entwickelt, mit der sprachfrei leserelevante Prozesse der okulomotorischen Steuerung untersucht werden können (Blickbewegungsuntersuchungen). Insbesondere Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizit scheinen Schwierigkeiten mit diesen sprachfreien Aufgaben zu haben. Ferner konnte mit Hilfe von fMRT Untersuchungen bei jungen Erwachsenen gezeigt werden, dass diese neue Landoltaufgabe im Gehirn funktional äquivalente Netzwerke des Lesens aktiviert (fMRT). 2. Die Landoltaufgabe kann ebenfalls mit Vorschülern durchgeführt werden, wodurch es möglich ist, die für den Leseerwerb erforderlichen nichtsprachlichen Kompetenzen zu untersuchen. Die Frage war, ob eine sprachfreie Aufgabe als Prädiktor für die spätere Leseentwicklung verwendet werden kann. Dazu wurden Vorschüler mit der Landoltaufgabe (und andere Leseprädiktoren) untersucht und im Verlauf der Leseentwicklung (1. bis 5. Klasse) überprüft, ob und wie eine sprachfreie Aufgabe als Prädiktor für den Leseprozess verwendet werden kann. Die Landoltaufgabe erwies sich nicht als ein Prädiktor, der über die bekannten Prädiktoren hinaus zusätzliche Varianz erklärt. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass eine Laut-Symbol-Lernaufgabe insbesondere bei jungen Kindern (4 Jahre) als ein sehr guter Prädiktor für die spätere Leseentwicklung geeignet ist. 3. Ferner sollte geklärt werden, inwieweit Aufmerksamkeitsprozesse zu Entwicklungsdefiziten im Bereich des Lesens beitragen. Dabei ging es u.a. um die extrafoveale Informationsaufnahme sowie die räumliche Navigation, die jeweils mit Aufmerksamkeitsprozessen verknüpft sind. Von besonderem Interesse waren hier Kinder, die zusätzlich zur Lesestörung komorbid mit einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) erkrankt sind und demnach nachweislich Defizite in der Aufmerksamkeit haben. Dabei wurde die Hypothese bestätigt, dass Defizite in der Aufmerksamkeit sich negativ auf die Leseentwicklung auswirken. Ferner zeigte sich, dass relevante Aufmerksamkeitsdefizite im Vorschulalter schwer über das Elternurteil zu identifizieren sind.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012). Blickbewegungen beim Lesen, Leseentwicklung und Legasthenie. Lernen und Lernstörungen, 1(3), 185-204
Radach, R., Günther, T., & Huestegge, L.
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(2012). Neurophysiologische Aktivierungen im Gehirn und Blickbewegungen bei unterschiedlichen Leseanforderungen. Sprache - Stimme - Gehör, 36(S1), e24-25
Hillen, R., Kohlen, C., Scharke, W., Radach, R., Heim, S., & Günther, T.
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(2012). Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeitsdefiziten und Lese-Rechtschreibschwäche. Kindheit und Entwicklung, 21(1), 57-63
Ruland, A., Willmes, K., & Günther, T.
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(2013). Identifying brain systems for gaze orienting during reading: fMRI investigation of the Landolt paradigm. Frontiers in Human Neuroscience, 7, 384:381-314
Hillen, R., Günther, T., Kohlen, C., Eckers, C., van Ermingen-Marbach, M., Sass, K., Scharke, W., Vollmar, J., Radach, R., & Heim, S.
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(2013). Leseentwicklung im Spannungsfeld von Praxis und Forschung. Lernen und Lernstörungen, 2(1), 51-56
Radach, R., Günther, T., & Huestegge, L.
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(2013). Lesen, Schreiben, Rechnen – gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Lernen und Lernstörungen, 2(1), 35-49
Krinzinger, H., & Günther, T.
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(2014). Neuer Aufgabentyp in der Früherkennung von LRS. Forum Logopädie, 28(1), 36-40
Horbach, J., Scharke, W., Cröll, J., & Günther, T.
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(2015). Kindergarteners performance in a sound-symbol paradigm predicts early reading. Journal of Experimental Child Psychology, 139, 256-264
Horbach, J., Scharke, W., Cröll, J., Heim, S., & Günther, T.
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(2015). mindless reading in children with attention deficit, dyslexia and the comorbid condition. Journal of Eye Movement Research, 8(4), 78
Günther, T., Peters, K., Scharke, W., & Radach, R.
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(2016). Aufmerksamkeit und Leseleistungen bei Kindern mit ADHS, Leseund Rechtschreibstörung und der komorbiden Störung. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 44(5), 351-363
Günther, T., Peters, K., Scharke, W., Horbach, J., Kraatz, C., Herpertz-Dahlmann, B., & Konrad, K.
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(2017). Entwicklung elterlicher Verhaltensbeurteilung vom Kindergarten bis zum zweiten Schuljahr bei Kindern in Abhängigkeit ihrer Leseleistungen: Erste Ergebnisse einer Longitudinalstudie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 45(1), 23-33
Horbach, J., & Günther, T.
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(2018). Performance in Sound-Symbol Learning Predicts Reading Performance 3 Years Later. Frontiers in Psychology, 9, 691-698
Horbach, J., Weber, K., Opolony, F., Scharke, W., Radach, R., Heim, S., & Günther, T.
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(2018). Reading without words or target detection? A re-analysis and replication fMRI study of the Landolt paradigm. Brain Structure & Function, 223(7), 3447-3461
Heim, S., van Tongelen, F., Hillen, R., Horbach, J., Radach, R., & Günther, T.
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(2019). Development of behavior problems in children with and without specific learning disorders in reading and spelling from kindergarten to fifth grade. Scientific Studies of Reading, 24(1), 57-71
Horbach, J., Mayer, A., Scharke, W., Heim, S., & Günther, T.
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(2019). Laut-Symbol-Lernaufgabe sagt spätere Lesefähigkeiten voraus. Forum Logopädie, 33(5), 10-15
Horbach, J., & Günther, T.