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Lesen ohne Worte: ein Paradigma zur Untersuchung entwicklungspsychologischer Grundlagen von normalem und dyslektischem Lesen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2010 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 164580011
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war es, mit einer neu entwickelten Aufgabe in einer völlig sprachfreien Weise leserelevante Prozesse der visuellen Verarbeitung, selektiven Aufmerksamkeit und okulomotorischen Steuerung zu untersuchen. In unterschiedlichen Teilprojekten wurden drei zusammenhängende Fragestellungen betrachtet. 1. Es wurde die Landoltaufgabe entwickelt, mit der sprachfrei leserelevante Prozesse der okulomotorischen Steuerung untersucht werden können (Blickbewegungsuntersuchungen). Insbesondere Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizit scheinen Schwierigkeiten mit diesen sprachfreien Aufgaben zu haben. Ferner konnte mit Hilfe von fMRT Untersuchungen bei jungen Erwachsenen gezeigt werden, dass diese neue Landoltaufgabe im Gehirn funktional äquivalente Netzwerke des Lesens aktiviert (fMRT). 2. Die Landoltaufgabe kann ebenfalls mit Vorschülern durchgeführt werden, wodurch es möglich ist, die für den Leseerwerb erforderlichen nichtsprachlichen Kompetenzen zu untersuchen. Die Frage war, ob eine sprachfreie Aufgabe als Prädiktor für die spätere Leseentwicklung verwendet werden kann. Dazu wurden Vorschüler mit der Landoltaufgabe (und andere Leseprädiktoren) untersucht und im Verlauf der Leseentwicklung (1. bis 5. Klasse) überprüft, ob und wie eine sprachfreie Aufgabe als Prädiktor für den Leseprozess verwendet werden kann. Die Landoltaufgabe erwies sich nicht als ein Prädiktor, der über die bekannten Prädiktoren hinaus zusätzliche Varianz erklärt. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass eine Laut-Symbol-Lernaufgabe insbesondere bei jungen Kindern (4 Jahre) als ein sehr guter Prädiktor für die spätere Leseentwicklung geeignet ist. 3. Ferner sollte geklärt werden, inwieweit Aufmerksamkeitsprozesse zu Entwicklungsdefiziten im Bereich des Lesens beitragen. Dabei ging es u.a. um die extrafoveale Informationsaufnahme sowie die räumliche Navigation, die jeweils mit Aufmerksamkeitsprozessen verknüpft sind. Von besonderem Interesse waren hier Kinder, die zusätzlich zur Lesestörung komorbid mit einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) erkrankt sind und demnach nachweislich Defizite in der Aufmerksamkeit haben. Dabei wurde die Hypothese bestätigt, dass Defizite in der Aufmerksamkeit sich negativ auf die Leseentwicklung auswirken. Ferner zeigte sich, dass relevante Aufmerksamkeitsdefizite im Vorschulalter schwer über das Elternurteil zu identifizieren sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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