Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Ortsangaben im Buch Genesis

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 165378506
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt hatte sich zum Ziel gesetzt, alle im Buch Genesis (1. Mose) belegten Ortsangaben umfassend zu kommentieren. Darüber hinaus sollte geklärt werden, welchen Aussagewert die Ortsangaben für das inhaltliche Verständnis des Texts haben. Daher wurden Fragestellungen der historischen Topographie, die auf die Lagebestimmung abzielen, mit Untersuchungen zur literarischen Topographie verbunden. Der letztgenannte Frageansatz ist im deutschsprachigen Raum noch wenig verbreitet. Er zielt darauf, die Verteilung der Ortsangaben im Text, ihre wechselseitigen Relationen und ihre Zuordnung zu bestimmten Erzählzügen zu beschreiben. Dafür prägten wir den Begriff der „topographischen Inszenierung“. Da das Forschungsprojekt in enger Verbindung mit der historisch-kritischen Kommentierung der biblischen Urgeschichte (Genesis 1‒11) stand, sollten die topographischen Untersuchungen auch dazu dienen, belastbare Informationen zu geschichtlichen Daten über die Entstehungszeit der Texte zu erhalten. Die Ergebnisse der Arbeiten wurden zunächst in herkömmlicher Printform als Monographie veröffentlicht. Die zeitnahe Rezeption des Buchs in der deutschsprachigen und in der internationalen Fachwelt zeigt, dass insbesondere die Ausführungen zur literarischen Topographie konstruktiv aufgenommen wurden bzw. werden. Insofern haben wir nicht nur grundlegende Informationen zum Buch Genesis bereitgestellt, sondern darüber hinaus auch eine bisher wenig beachtete Forschungsrichtung befördert. In einer zweiten Arbeitsphase wurde eine Datenbank aufgebaut, die jetzt im Internet frei zugänglich ist (www.odb.bibelwissenschaft.de). Sie ist lexikonartig angelegt und enthält neben den bereits in der Monographie behandelten Stichworten eine Reihe neu aufgenommener Ortsangaben aus anderen biblischen Büchern. Die Datenbank ist inhaltlich und technisch so konzipiert, dass ständig neue Datensätze angelegt und Informationen in bestehenden Einträgen aktualisiert werden können. Insofern stellen wir ein Publikationsmedium bereit, das auch in Zukunft breit genutzt werden kann. Nach unseren Erfahrungen erfordert der Aufbau einer Datenbank in einer vorwiegend von historischen Fragen bestimmten geisteswissenschaftlichen Fachrichtung sowohl bei der Vorbereitung und als auch bei der Ausführung Überlegungen, die deutlich über die für Printmedien üblichen Arbeitsformen hinausgehen. Dies betrifft insbesondere die für ein elektronisches Medium notwendigen mathematisch-numerischen Standards. Daher war die Einrichtung der Datenbank nur möglich in enger Kooperation mit fachlich einschlägig vorgebildeten EDV-Fachleuten und mit Kolleginnen und Kollegen, die Erfahrung mit digitalen Medien mitbringen. Besondere Schwierigkeiten bereitete uns eine adäquate Kartendarstellung. In dieser Hinsicht bestätigten sich Arbeitsergebnisse, die wir bereits bei der topographischen Kommentierung der Texte formuliert hatten: Die kartographische Visualisierung biblischer Toponyme ist ohne begleitende erklärende Informationen nicht sachgemäß zu realisieren. In dieser Hinsicht erscheint die Datenbank mit der Verbindung philologischer, historischer, bibliographischer und kartographischer Informationen ein hervorragendes Publikationsmedium. Bei der Anlage der Datensätze für die Datenbank wurden vermehrt auch Gesichtspunkte der frühen Rezeptionsgeschichte des Bibeltexts in hellenistisch-römischer Zeit beachtet. Dabei stellte sich heraus, dass das Interesse der antiken Autoren an der biblischen Topographie im Laufe der Rezeption wuchs. Insofern könnten die Anfänge einer systematischen Beschäftigung mit Fragen der biblischen Topographie bereits in vorchristlicher Zeit gesehen werden. Diese Einsicht korrigiert teilweise das Bild der bisherigen einschlägigen Forschung insbesondere im deutschsprachigen Raum, die davon ausging, dass biblisch-topographische Fragen erstmals in frühkirchlicher Zeit grundlegend behandelt wurden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Ortsangaben der Bibel (odb)
    Gertz, Jan Christian (Hg.) / Gaß, Erasmus (Hg.) / Jericke, Detlef (Redaktion)
  • Die Ortsangaben im Buch Genesis. Ein historisch-topographischer und literarisch-topographischer Kommentar (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 248; Göttingen 2013)
    Jericke, Detlef
  • Variations autour du récit de Caïn et Abel, RHPhR 94 (2014), 27-50
    Gertz, Jan Christian
  • Eisenzeit II, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet 2015
    Jericke, Detlef
  • Genesis 5. Priesterliche Redaktion, Komposition oder Quellenschrift?, in: F. Hartenstein / K. Schmid (Hgg.), Abschied von der Priesterschrift? Zum Stand der Pentateuchdebatte, Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie 40, Leipzig 2015, 65-93
    Gertz, Jan Christian
  • Literarische Weltkarten im Alten Testament, Orbis Terrarum 13 (2015), 102‒123
    Jericke, Detlef
  • Zusammenhang, Trennung und Selbständigkeit der Bücher Genesis und Exodus im priesterlichen und nachpriesterlichen Pentateuch, in: F. Giuntoli/K. Schmid (Hrsg.), The Post- Priestly Pentateuch. New Perspectives on its Redactional Development and Theological Profiles, FAT 101, Tübingen 2015, 233-251
    Gertz, Jan Christian
  • Chronologie, archäologisch, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet 2017
    Jericke, Detlef
  • Exodus Material in the book of Genesis, in: Christoph Berner / Harald Samuel (Hg.), Book-Seams in the Hexateuch I. The Literary Transitions between the Books of Genesis/Exodus and Joshua/Judges. Tübingen 2018. S. 137-157
    Jericke, Detlef
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1628/978-3-16-154404-0)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung