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Epidemiologie von Motoneuronenerkrankungen in Schwaben

Fachliche Zuordnung Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Förderung Förderung von 2010 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 165849180
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der Region Schwaben wurde während der ersten Förderphase das ALS Register Schwaben erfolgreich etabliert. Als ein größeres Hindernis als erwartet stellten sich die organisatorischen Abläufe bei den Ethikkommissionen (Universität Ulm, Landesärztekammer Baden-Württemberg und Bayern) heraus, da die Einschätzungen und Empfehlungen der einzelnen Kommissionen vor allem in Hinblick auf den Datenschutz nicht einheitlich waren und eine gemeinsame Basis gefunden werden musste. Basierend auf den ALS Register wurde eine 1:2 nach Alter, Geschlecht und Wohnort gematchte Fall- Kontroll-Studie etabliert. Die Ziehung der Zufallsstichproben über die Einwohnermeldeämter von Kontrollpersonen stellte sowohl organisatorisch als auch finanziell eine größere Herausforderung dar als erwartet, da viele Einwohnermeldeämter mittlerweile doch erhebliche Gebühren für das zur Verfügung stellen einer entsprechenden Stichprobe verlangen. Informationen zum komplexen und innovativem Studiendesgin und zur Vollzähligkeit des Registers wurden erfolgreich publiziert. Mit der Capture-Recapture Methode ergab sich ein hervorragender Erfassungsgrad von 81.1% der in Beobachtungszeitraum neuaufgetretenen ALS Fälle in der Studienregion. Während der zweiten Förderphase wurde das ALS Register um FTLD Fälle erweitert, dazu war es erforderlich die Datenbankstruktur komplett umzustellen. In der Studienregion wurde dabei in Fortbildungsveranstaltungen für die meldenden Ärzte auch über das Krankheitsbild informiert. Es konnten dadurch neue Kooperationspartner gewonnen werden. Die Rekrutierung in die Fall-Kontroll Studie wurde abgeschlossen, anschließend folgten die Bereinigung und Auswertungen des Datensatzes. Parallel wurden Biomarkermessungen zu Adipokinen, C-reaktivem Protein und Retinol binding protein (RBP)-4 durchgeführt und die Daten analysiert. Zum ersten Mal konnten für die meisten Biomarker Ergebnisse beim Menschen gewonnen werden. Die Auswertungen zeigten, dass die Serumkonzentrationen von Leptin und Adiponektin, zwei Schlüsselhormone des Energiestoffwechsels, stark und unabhängig mit dem ALS-Risiko verbunden waren. Leptin-Spiegel war zudem negativ mit dem Gesamtüberleben der ALS-Patienten assoziiert. Diese Beobachtungen sind konsistent mit den Ergebnissen des BMI als prognostischen Faktor. Neue Erkenntnisse erbrachten die Auswertung des BMI-Verlaufs über die Lebenszeit. Hier zeigte sich, dass hoher BMI zunächst mit einer Erhöhung des ALS Risikos assoziiert ist, aber 5 Jahre vor den Beginn der ALS Erkrankung eine Gewichtsabnahme zu einen erhöhtem ALS Risiko führt. Auch das Retinol binding protein (RBP)-4, als Marker für Insulinresistenz und Vitamin A-Metabolismus, war unabhängig von Leptin und Adiponectinspiegel invers mit dem primären Risiko und der Prognose von ALS assoziiert. Mit dem ALS-FTLD Register Schwaben konnte eine herausragende Forschungsplattform aufgebaut werden, welche Bevölkerungsmedizin mit klinischer und experimenteller Forschung verbindet. Eine Herausforderung bleibt die Langzeitfinanzierung des Projekts, um die weitere Rekrutierung, Nachbeobachtung und die weitere wissenschaftliche Verwertung sicherzustellen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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