Detailseite
Projekt Druckansicht

Erzählung und Bild: Eine Untersuchung der Reliefs der Amaravati-Schule im Vergleich mit der literarischen Überlieferung

Fachliche Zuordnung Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 16891762
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Amaravati-Projekt hat dazu geführt, dass das Materialcorpus seinen ursprünglichen Umfang verdoppelt hat: die Anzahl der heute bekannten narrativen Reliefs liegt nunmehr bei 482, wobei die meisten von ihnen mehrere Szenen beinhalten. Die Untersuchung der Reliefs anhand der Quellen des „nördlichen“ Buddhismus hat gezeigt, dass diese den Vorlagen der dargestellten Erzählungen tatsächlich sehr viel näher stehen, zumindest bei denjenigen Szenen, die sich identifizieren ließen. Grundsätzlich hat sich die Erforschung der Reliefs allerdings anders gestaltet als erwartet: Viele Reliefs ließen sich auch mit den Sanskrit-Quellen nicht erklären. Man muss offensichtlich davon ausgehen, dass die literarischen Vorlagen verloren gegangen sind. Dies lässt sich mit den Inschriften der Amaravati-Region verbinden; sie nennen buddhistische Schulen wie die Aparamahāvinaśaila oder die Caiṭika, deren Schriften aber weder im Original noch in Übersetzungen erhalten sind, und es ist anzunehmen, dass gerade in den Überlieferungen solcher Schulen der Schlüssel zum Verständnis der nichtidentifizierbaren Szenen liegt. Dies lässt sich mit einem überaus interessanten Ergebnis verbinden, das die Analyse der archäologischen Funde in Nagarjunakonda erbracht hat: von den 33 buddhistischen Stätten in Nagarjunakonda weisen nur vier Anlagen narrative Reliefs auf. Diese vier Anlagen zeigen aber den gleichen Grundriss, was darauf hindeuten könnte, dass sie alle vier zu einer Schule gehörten. Eines der vier Klöster wird in einer Stiftungsinschrift den Aparamahāvinaśailas zugewiesen. Wenn die Hypothese zutrifft, war dies dann die Schule, die ihre Klöster gerne mit Reliefszenen schmückte. In anderen Anlagen, deren Schulzugehörigkeit ebenfalls inschriftlich belegt ist (darunter zwei Anlagen der Theravāda-Mönche), wurden zwar Buddha-Statuen, aber keine Reliefs gefunden. Die Untersuchung der Reliefs der Amaravati-Schule erweist einmal mehr die Wichtigkeit kunstwissenschaftlicher Untersuchungen, insbesondere für Regionen, aus denen ausschließlich Illustrationen, aber keine Texte erhalten sind. In Teilen ist das Ergebnis gewissermaßen ex negativo zu sehen: Frau Zins Arbeit hat viele Reliefs von ihren bisherigen Pseudoidentifizierungen befreit und sie dadurch der weiteren Forschung wieder verfügbar gemacht. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass noch Deutungen für bisher nicht identifizierte Reliefs gefunden werden, da die zugrundeliegenden Erzählungen in späteren oder geographisch weit entfernten Regionen überdauert haben können (eine der in Amaravati am häufigsten illustrierten Erzählungen ist in einem Text aus dem 11. Jahrhundert in Kashmir bewahrt). Die abschließende Buchpublikation über die Reliefs der Amaravati-Schule wird einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Buddhismus leisten in einer Region, die etwa der Fläche von Italien entspricht, und in einer Periode, die rund ein halbes Jahrtausend umfasst.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Brahmanische Asketengräber, in: From Turfan to Ajanta, Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday, ed. E. Franco and M. Zin, Lumbini International Research Institute, 2010, pp. 1075-98
    Monika Zin
  • The Purchase of the Jetavana in an Amaravati-Relief, in: South Asian Archaeology 2007, Proceedings of the 19th International Conference of the European Association of South Asian Archaeologists in Ravenna, ed. P. Callieri / L. Colliva, Oxford: 2010, pp. 369-73
    Monika Zin
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung