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Schwierigkeiten mit der Wirklichkeit. Weltaneignung und Weltanschauung im Leben und Werk führender Marxisten 1871-1914
Antragstellerin
Professorin Dr. Christina Morina
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 169272212
Zentraler Gedanke und letztes Ziel der marxistischen Weltanschauung war die auf dem „radikalen Studium der Wirklichkeit“ basierende Zusammenführung von Theorie und Praxis. Das geplante Forschungsvorhaben will rekonstruieren, welche Erfahrungen jene führenden marxistischen Theoretiker, die im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert auch in der politischen Praxis an der Verwirklichung des „wissenschaftlichen Sozialismus“ mitzuwirken suchten, in Bezug auf die arbeiterlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen machten und in welcher Weise sie diese Erfahrungen in ihren theoretischen und praktisch-politischen Schriften verarbeiteten. Der programmatische Rekurs auf die Wirklichkeit soll somit anhand der in den Quellen, vor allem Ego-Dokumenten, individuell reflektierten Wirklichkeitsbezüge und Weltaneignungsweisen nicht lediglich theorieimmanent und damit rein ideengeschichtlich gedeutet, sondern durch Rückbezug auf konkrete Erfahrungen und deren individuelle Wahrnehmung und Deutung in neuartiger Weise historisiert werden. In Anknüpfung an die erfahrungsgeschichtlichen Impulse der Begriffsgeschichte dienen die beiden zentralen marxistischen Begriffe „Proletariat“ und „Revolution“ als quellenanalytische Schlüssel, um Zugang zu den lebensweltlichen Erfahrungen in und mit der „Arbeiterklasse“ während des Untersuchungszeitraums zu gewinnen. Im Ergebnis soll die Rekonstruktion der Wirklichkeitsbezüge im politischen Denken der Akteure ein gruppenbiographisches Portrait entstehen lassen, das den Marxismus in seinem „goldenen Zeitalter“ (Kolakowski) erstmals aus einer Perspektive beschreibt, die Erfahrungsgeschichte und Wissenssoziologie verbindet. Zugleich soll damit ein Beitrag zur Erforschung des Wechselverhältnisses von Weltaneignung und (politischer) Weltanschauung geleistet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen