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Diskurse und Konzepte von Sakralität und Sakralisierung im hinduistischen Großreich von Vijayanagara und in portugiesisch Goa (14.-18. Jh.)
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Heidrun Brückner; Professorin Dr. Karin Steiner
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2010 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 172064178
Erscheinungsformen von Sakralität und Dynamiken ihrer Entwicklung werden im historischen Rahmen des südindischen Reiches von Vijayanagara sowie in Textquellen aus dem geistigen Umfeld des Klosters Sringeri, das zeitweise eng mit dem Vijayanagara-Herrschern verbunden war, untersucht. Das hinduistische Reich entwickelte sich ab dem 14. Jahrhundert zu einer ganz Südindien umfassenden Großmacht, während weite Teile Indiens von muslimischen Sultanen beherrscht wurden. Die Kulturpolitik der Herrscher und intellektuellen Elite von Vijayanagara ist gekennzeichnet durch eine Renaissance der Sanskrit-Literatur, hinduistischen Philosophie, Kunst und Architektur. Philosophen, religiöse Führer und Institutionen unterschiedlichster inhaltlicher Ausrichtung konkurrieren um die königliche Patronage. Die Analyse konzentriert sich auf personen-, text-, raum-, bild- und konzeptbezogene sakrale Phänomene und deren Repräsentation in Texten und postuliert drei Modelle von personaler Sakralität: Das königliche Modell (1) betrifft neue Formen der Sakralisierung von Herrschaft und Königtum. Das monastisch-asketische Modell (2) wird in der Person brahmanischer „Asketen-Heiliger“ aufgezeigt, die als geistige Lehrer der Herrscher und produktive Autoren erheblichen Einfluss ausüben. Das philosophisch-theologische Modell (3) schließlich kommt insbesondere im Konzept des „Lebend-Befreiten“ zum Ausdruck, wie es im illusionistischen Monismus, führende philosophische Schule in der Frühphase des Reiches, entwickelt wird. Das Vorhaben untersucht Funktionsweise und Zusammenwirken der drei Modelle zur Neuformierung gruppenspezifischer religiöser Identitäten, die jeweils nach Dominanz streben und sich in späterer Zeit zunehmend als vermeintliche „Hindu-Identität“ an sich gerieren. Diese Entwicklungen werden in Beziehung zu vergleichbaren Prozessen im europäischen Mittelalter gesetzt. Durch die Einbeziehung portugiesischer Texte aus dem 15.-17. Jh. wird ergänzend eine katholisch geprägte Außenperspektive auf indisch-hinduistische Repräsentationen von Sakralität aufgezeigt und somit eine weitere vielversprechende Schnittstelle mit der Forschergruppe eröffnet.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen