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Der Einfluß von Migrations- und Akkulturationsprozessen auf Schwangerschaft und Geburt: Perinataldaten von Migrantinnen und deutschen Frauen im Vergleich

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2010 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 173160711
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Forschungsprojekts war die Verbesserung der bis heute unzureichenden Datenlage. Um den Einfluss von Migration und Akkulturation auf Parameter wie Gesundheitsverhalten in der Schwangerschaft, Frühgeburtlichkeit, Sectiorate, Stillhäufigkeit u.v.m. zu untersuchen, erfolgte zwischen Januar 2011 und Januar 2012 an drei Berliner Geburtskliniken in Berlin-Wedding, -Neukölln, und -Kreuzberg eine einjährige Datenerhebungsphase. Anhand von zwei bzw. drei standardisierten Fragebögen wurden in der umfangreichen Datenerhebungsphase die Studienteilnehmerinnen befragt. Am Ende der Datenerhebungsphase lagen Daten von 7100 Frauen zur Auswertung vor - davon hatten 57,9% einen Migrationshintergrund (Rücklauf: 93,9%). Zu der hohen Rücklaufquote trugen folgende methodische Vorgehensweisen maßgeblich bei: 1. tägliche Präsenz von Interviewerinnen/ Study Nurses im Zwei-Schicht-System zwischen 6.30- 19.30 Uhr in allen drei teilnehmenden Geburtskliniken; 2. Fremdsprachenkompetenz und inter-/ transkulturelle Kompetenz der Interviewerinnen; 3. Vorliegen von übersetzten Fragebögen in den Sprachen der größten Migrantinnengruppen (Arabisch, Englisch, Französisch, Kurdisch-Kurmandschi, Polnisch, Russisch, Spanisch und Türkisch); 4. bei Bedarf wurden Sprach- und Kulturmittlerinnen des Gemeindedolmetschdienstes (GDD) Berlin für die Übersetzung vor Ort hinzugezogen; 5. direktes Ansprechen der potenziellen Studienteilnehmerinnen durch die Interviewerinnen: Fragen und Hintergründe der Studie konnten auf diesem Weg direkt angesprochen werden, was die Teilnahmebereitschaft entscheidend erhöhte; 6. Ausfüllen des Fragebogens durch die Interviewerinnen: höhere Teilnahmerate, da die Aufgabe des Ausfüllens den Interviewerinnen abgenommen wurde; eine Studienteilnahme war auch Frauen möglich, die mit dem Selbstausfüllen von Fragebögen nicht vertraut waren; 7. Vergleichbarkeit: gleiches Befragungsprozedere für alle Studienteilnehmerinnen. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums wurden bereits wichtige Ergebnisse dieses bisher in Deutschland einmaligen Forschungsprojekts vorgestellt: • Im Gegensatz zur erwarteten Hypothese werden die Angebote der ärztlichen Schwangerenvorsorge von allen Frauen, unabhängig von Ethnizität, Migrationshintergrund und Akkulturationsgrad, gleich gut in Anspruch genommen. Dieses zeigte sich trotz großer sozialer Unterschiede zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund • Fünf oder weniger Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft sind häufiger bei Migrantinnen der 1. Generation und bei Migrantinnen, die über geringe/keine Deutschkenntnisse verfügen, anzutreffen. • Akkulturation bringt nicht nur Vorteile: stärker akkulturierte Migrantinnen rauchen häufiger während der Schwangerschaft (ca. 24%) als weniger akkulturierte Frauen (ca. 17%). Die gewonnenen Daten ermöglichen zum einen, Vermutungen, Klischees und Erfahrungswissen zu überprüfen, sie können aber auch dazu beitragen, die Versorgung von Frauen und ihren Neugeborenen in der Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett zu optimieren. Außerdem können durch die Studie Empfehlungen für die kultur- und migrantensensible Datenerhebung formuliert und entwickelt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Das Berliner Forschungsprojekt (2010-2012): Der Einfluss von Migrationsund Akkulturationsprozessen auf Schwangerschaft und Geburt: Perinataldaten von Migrantinnen und deutschen Frauen im Vergleich“. Vortrag beim 7. Interdisziplinären Migrationssymposium der Charité-Frauenklinik CVK und der Alice-Salomon-Hochschule Berlin (03.12.2010)
    Brenne S
  • (2011). Perspektiven – das Berliner Forschungsprojekt „Der Einfluss von Migrations- und Akkulturationsprozessen auf Schwangerschaft und Geburt: Perinataldaten von Migrantinnen und deutschen Frauen im Vergleich“. In: David M, Borde T (Hrsg.). Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit in der Migration, Frankfurt/ Main, Mabuse-Verlag
    Brenne S, Borde T, David M
  • (2012). Gibt es Unterschiede beim perinatalen Outcome zwischen Frauen mit Migrationserfahrung und „einheimischen“ Frauen? Vortrag im Rahmen der Fachkonferenz: Baby an Bord. Mutter über Bord? Gesundheitliche und psychosoziale Herausforderungen von Schwangerschaft und Geburt, Wien (17.09.2012)
    David M
  • (2013). Risikofaktoren und Geburtsergebnisse. Erste Ergebnisse der Berliner Perinatalstudie, Vortrag beim Symposium: „Viele Risiken – gutes Outcome?“ Geburtshilfe in der Einwanderungsgesellschaft (20.02.2013)
    Razum O
  • (2013). Werden Migrantinnen und deutsche Frauen in Schwangerschaft und Geburt gleich gut erreicht und versorgt? Vortrag beim Symposium: „Viele Risiken – gutes Outcome?“ Geburtshilfe in der Einwanderungsgesellschaft (20.02.2013)
    Borde T
 
 

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