Untersuchung demonstrativer und indexikalischer Ansätze zur Analyse phänomenaler Begriffe mit Ausarbeitung eines modifizierten Ansatzes
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Als wichtigstes Ergebnis aus dem Projekt ist sicherlich die Erkenntnis aufzufassen, dass die seit etwa 15 Jahren vorgebrachten Ansätze zur Analyse phänomenaler Begriffe bislang nicht in der Lage sind, die Semantik sensorischer Ausdrücke und die mit ihnen verbundenen Mechanismen der Bezugnahme auf Zustände phänomenalen Bewusstseins aufzuklären und transparent zu machen. Deutlich wird dies m.E. an dem Umstand, dass die derzeit verfügbaren Ansätze über ein Problem „stolpern“, das bereits in der Spätphilosophie Ludwig Wittgensteins, in dessen Auseinandersetzung mit den in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts populären Sinnesdatentheorien, zum Tragen kam: Es ist völlig unklar, wie ein, vollständig als privates Zeichen aufgefasstes inneres Demonstrativum, einen möglichen Bezugsgegenstand eindeutig identifizierend herausgreifen können soll. Des weiteren zeigte sich, dass ein inneres Demonstrativum (begleitet von einer nach innen gerichteten Ostension) einen ggf. ihm zugeordneten Bezugsgegenstand nicht eindeutig re-identifizieren kann. In Folge dieses Problems ist kaum zu sehen, wie es im Falle so verstandener sensorischer Ausdrücke tatsächlich zur Bildung phänomenaler Begriffe bzw. zur Bildung entsprechender begrifflicher Kategorien kommen kann. Inwieweit ein Ansatz, der sensorische Ausdrücke nicht als innere Demonstrativa, sondern in Analogie zu reinen Indexikalia analysiert, das Problem tatsächlich vermeiden könnte, konnte nicht abschließend geklärt werden. Aufgrund der charakteristischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Demonstrativa und reinen Indexikalia ist jedoch anzunehmen, dass eine Analyse phänomenaler Begriffe im Sinne reiner Indexikalia die Probleme der Identifikation und Re-Identifikation des inneren Bezugsobjektes vermeiden könnten, denn reine Indexikalia kommen ganz ohne explizite Identifikation und ohne identifizierende Merkmale aus. Schließlich zeigte sich noch, dass die (hypothetisch) auf der Grundlage innerer Demonstrativa durchgeführte (rein subjektive) Begriffsbildung das tatsächlich vorhandene, empirisch belegte und im Verhalten zu beobachtende menschliche Vermögen zur Klassifikation sensorischer Zustände nicht korrekt abbildet. Vor allem die Projekt-Resultate zur demonstrativen Analyse phänomenaler Begriffe legen nahe, eine konstruktive Lösung des derzeit in der Philosophie des Geistes diskutierten Problems auch im weiteren Kontext der Wittgenstein’schen Überlegungen zum Gebrauch und zur Funktion von Empfindungsausdrücken zu suchen. Leider hat Wittgenstein keine zur Publikation autorisierte Schrift hinterlassen, die diese Fragen systematisch untersuchen würde. Es gibt jedoch eine Fülle von Hinweisen, Fragmenten und Textabschnitten in verschiedenen Teilen des Werkes, die sich möglicher Weise erkenntnisreich zur gegenwärtigen Debatte in Beziehung setzen lassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
2014. „Die Erklärung von Bewusstsein und Wittgensteins Problem privater ostensiver Definitionen“, Zeitschrift für Philosophische Forschung, 68, 78-95
Walde, B.
