Detailseite
Projekt Druckansicht

Eine Disziplin und ihre Verleger: Formen, Funktionen und Initiatoren mathematischen Publizierens in Deutschland, 1871-1949

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 17628943
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Untersuchungsgegenstand waren die Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichem Verlag und der Entwicklung einer wissenschaftlichen Disziplin am Beispiel der Mathematik und des "Teilmarktes Mathematikverlag" in Deutschland zwischen 1871 und 1949. Die Untersuchung wurde auf drei Analyseebenen durchgeführt: 1. die Funktion unterschiedlicher Publikationsformen für die scientific community auf der einen Seite und die Profilierung der Verlage auf der anderen Seite; 2. verlegerische Strategien angesichts steigender Konkurrenz in der Verlagsbranche auf einem Teilmarkt; 3. wissenschaftsexterne und branchenexterne Rahmenbedingungen mathematischen Publizierens. Die erfolgreiche Marktpositionierung von Verlagen wie z. B. Teubner oder Springer und ihre Anerkennung innerhalb der scientific community gelang u. a. durch enge Einbindung von renommierten Fachvertretern als Berater und das Engagement von Verlegern in wissenschaftlichen Vereinigungen. Verlage übernahmen andererseits zunehmend eine aktive Rolle im wissenschaftlichen Kommunikationsprozeß und wurden Teil der Disziplinenkultur. Besondere Beachtung fand die Beziehung von Mathematik und Verlag in den Prozessen der Disziplinbildung - Differenzierung, Spezialisierung, Konsolidierung, Expansion und Wandel der Mathematik als wissenschaftlicher Disziplin. In diesem Zusammenhang sind die Rolle und die Funktion der Initiatoren, d. h. der Verleger, Autoren und Berater, wie z. B. Richard Courant bei Springer, untersucht worden. Besonderes Augenmerk kam dabei verschiedenen mathematische Zentren (Berlin und Göttingen) oder Schulen und ihrer Repräsentation und ihren Bindungen im Verlagswesen zu. Es wurde nachgewiesen, dass aus Veränderungen von Forschungsrichtungen oder Schulenbildungen Positionsverschiebungen der Verlage resultierten. Die Rekonstruktion der Publikationsbedingungen (Profitorientierung der Verlage, Prestigeerwägungen der Autoren, verlagsexterne Finanzierung der Publikationen) erfolgte anhand der Analyse von Quellen wie Autor- Verleger-Korrespondenzen und Verlagsarchivalien sowie Akten von mathematischen Fachgesellschaften und individueller wissenschaftlicher Korrespondenznetze.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • "Ich bin wirklich glücklich zu preisen, einen solchen Verleger-Freund zu besitzen": Aspekte mathematischen Publizierens im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, in: DMV-Mitteilungen 14(2006), 196-205
    Volker Remmert/Ute Schneider
  • Censor für die mathematische Literatur"? Aspekte mathematischen Publizierens zwischen 1933 und 1945, in: Estermann, Monika/Schneider, Ute (Hg.): Wissenschaftsverlage zwischen Professionalisierung und Popularisierung, Wiesbaden 2007 [Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 41], 167-178
    Volker Remmert
  • Mathematik im Verlag B. G, Teubner - Strategien der Programmprofilierung und der Positionierung auf einem Teilmarkt während des Kaiserreichs, in: Estermann, Monika/Schneider, Ute (Hg.): Wissenschaftsverlage zwischen Professionalisierung und Popularisierung, Wiesbaden 2007 [Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 41], 129-145
    Ute Schneider
  • Wissenschaftliches Publizieren in der ökonomischen Krise der Weimarer Republik - Das Fallbeispiel Mathematik in den Verlagen B. G. Teubner, Julius Springer und Walter de Gruyter, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 62 (2008), 189-212
    Volker Remmert/Ute Schneider
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung