Die späthallstattzeitlichen Rechteckhöfe am frühkeltischen Fürstensitz auf dem Ipf. Abschluss der Bearbeitung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Nur die Kombination aller Fundgattungen, wie Keramik und Trachtbestandteile aus beiden Rechteckhöfen, erbrachte bei der Seriation und Korrespondenzanalyse zufriedenstellende Ergebnisse, die chronologisch interpretiert werden können. Es war eine Einteilung in drei Gruppen 1 bis 3 möglich, die mit Hilfe der Fibelchronologie mit den bestehenden Zeitstufen Ha D1-D2, Ha D2-D3 und Ha D3-FLt korreliert werden können. Innerhalb der aufgestellten Gruppen war eine feinere chronologische Differenzierung nicht zu erreichen. Lediglich in der Gruppe 2 mit dort enthaltenen Befunden aus beiden Rechteckhöfen konnten, aufgrund mehrerer Beobachtungen bezüglich des Fundmaterials, wie das Fehlen von Fußzier- und Doppelpaukenfibeln und der Drehscheibenware im Bugfeld, zwei zeitliche Untergruppen gebildet werden. Aus diesem Grund können innerhalb der Gruppe 2 zwei Zeitstufen unterschieden werden: Die ältere Stufe 2a (Ha D2) enthält die Befunde aus dem Rechteckhof Bugfeld mit einfachen getriebenen und entwickelten gegossenen Paukenfibeln. Die jüngere Stufe 2b (Ha D3) setzt sich aus den Befunden des Rechteckhofes Zaunäcker und Krummes Gewand zusammen mit Drehscheibenware, Fußzierfibeln und Doppelpaukenfibeln. Aus diesen Beobachtungen kann geschlossen werden, dass der Rechteckhof „Bugfeld" relativ zeitnah von der ersten Anlage C im „Zaunäcker" abgelöst worden sein muss. Jedoch ist hierbei zu bedenken, dass der ältesten Anlage C keine klaren Befunde zuzuweisen sind. Möglicherweise sind zahlreiche Befunde auf dem Geländerücken durch Erosion abgetragen worden. Darüber hinaus ergab die Kombination der Seriationsergebnisse und stratigraphischen Verhältnisse eine relativ sicherere Abfolge der Rechteckanlagen „Zaunäcker" mit einer ältesten Anlage C, auf die Anlage B sowie die jüngste Anlage A folgt. Das computergestützte Verfahren zeigt lediglich Tendenzen bei der Untersuchung des Siedlungsmaterials aus den Rechteckhöfen auf. Gründe dafür sind zum einen die Langlebigkeit von Keramikformen- und Typen und Verzierungen sowie die geringe Anzahl ansprechbarer Typen im Siedlungsmaterial, die bessere Fundverknüpfungen verhindern. Hinzu kommt die Wahrscheinlichkeit der starken Durchmischung des Materials. Feinere chronologische Abgrenzungen lassen sich fallweise in Kombination mit der typologisch-stratigraphischen Methode und dem Vergleich mit anderen Fundplätzen finden. Um die gewonnene Gliederung, als auch die Definition der Keramiktypen zu bestätigen, muss weiteres Siedlungsmaterial, vorzugsweise mit Bronzen als Datierungsansatz, aus „geschlossenen" Befunden aus dem Nördlinger Ries in die Untersuchung einbezogen werden. Besonders dienlich sind hierbei die Zusammenstellungen hallstatt- und laténezeitiicher Fundorte im Nördlinger Ries von Fries und Bick. Anbieten würden sich beispielsweise die Keramik aus den hallstattzeitiichen Hausbefunden vom „Reimlinger Berg" bei Nördlingen-Herkheim und die Grubenbefunde aus dem Rechteckhof Nördlingen-Baldingen „Im Kleinen Feldle" sowie frühlaténezeitliche Haus- und Grubenbefunde aus Ehingen a. Ries-Schaffhausen „Strassfeld", Harburg-Hoppingen „Rollenberg", Möttingen-Balgheim „Im Koj am Hahnenberg", Nördlingen „Berggässle" sowie Wechingen-Holzkirchen „Bruckfeld". Darüber hinaus können mittel- und spätlaténezeitliche Befunde aus dem Nördlinger Ries, wie die Haus- und Grubenbefunde aus dem Rechteckhof und der Viereckschanze Bopfingen-lndustriegebiet SO und mehrere Hausbefunde mit zahlreichem Keramikmaterial aus Harburg-Heroldingen „Kalbläcker" die relativchronologischen Untersuchungen ergänzen. Zukünftige Arbeiten über die Siedlungskeramik im Nördlinger Ries können ein sicheres, umfassendes relativchronologisches Gerüst für diese Siedlungskammer schaffen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Zur Genese und Entwicklung des frühkeltischen Fürstensitzes auf dem Ipf bei Bopfingen (Ostalbkreis, Baden-Württemberg) und seines territorialen Umlandes im Nördlinger Ries. Für: "Fürstensitze" und Zentralorte der frühen Kelten. Abschlusskolloquium des DFG-Schwerpunktprogramms 1171 in Stuttgart, 12.-15. Oktober 2009. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, Band 120/1. Herausgegeben von Dirk Krausse unter Mitarbeit von Denise Beilharz (Stuttgart 2010). 169-207
R. Krause, A. Stobbe. D. Euler. K. Fuhrmann