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Multisensorischer Raumwahrnehmung und räumliche Aufmerksamkeit

Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 181311218
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Viele Ereignisse unserer Umwelt stimulieren mehr als nur eine Sinnesmodalität. Bei der Integration der Sinnesmodalitäten spielen räumliche und zeitliche Nähe der Sinnesreize eine entscheidende Rolle. Bei dem Zusammenspiel der Sinnesmodalitäten kann es aber auch zu illusorischen Verknüpfungen kommen, wie z.B. der Bauchrednereffekt belegt. In diesem Projekt untersuchten wir, inwieweit der Bauchrednereffekt, ein Maß für multisensorische Raumintegration, durch bottom-up- und top-down-Faktoren beeinflussbar ist, sowie die neuronalen und elektrophysiologischen Korrelate dieses Einflusses. Aus unseren Ergebnissen ergibt sich folgendes Bild: Bottom-up Faktoren wie audiovisuelle Asynchronizität modulieren den prozentualen Anteil der Bauchrednerillusionen und deren neuronalen Korrelate im visuellen und auditorischen Kortex. Dabei kodieren benachbarte Regionen im auditorischen Kortex durch synchrone und asynchrone Stimulation hervorgerufene Illusionen. Diese Ergebnisse sprechen gegen die Existenz eines einzigen „Illusionsareals“, und dafür, dass auditorische Areale aufgrund ihres jeweiligen audiovisuellen zeitlichen Integrationsfensters flexibel ausgewählt werden, um die Integrationsleistung zu erbringen. Zusätzlich scheinen kontextuelle Faktoren wie der Anteil von räumlich kongruenten Stimuli einen Einfluss auf den Bauchrednereffekt auszuüben. Dahingegen konnten wir keinen Einfluss anderer bottom-up-Faktoren wie exogener visueller Aufmerksamkeit auf den Bauchrednereffekt nachweisen. Top-down-Faktoren, wie endogene visuell-räumliche Aufmerksamkeit, hingegen scheinen den Bauchrednereffekt zu beeinflussen, wobei der Effekt jedoch nur für lateral präsentierte audiovisuelle Reizkombinationen, nicht aber für zentral präsentierte auditorische Reize zu beobachten war. Die elektrophysiologischen Korrelate dieses Aufmerksamkeitseffekts sind über zentralen Elektroden in einem Zeitbereich ab ca. 200 ms zu beobachten, also in einem Zeitbereich, in dem auch frühere Studien ein elektrophysiologisches Korrelat des Bauchrednereffekts beobachteten. Somit scheint die Bauchrednerillusion sowohl durch bottom-up- als auch top-down-Faktoren modulierbar zu sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). Audio-visual synchrony modulates the ventriloquist illusion and its neural/spatial representation in the auditory cortex. Neuroimage. 98:425-34
    Bonath B, Noesselt T, Krauel K, Tyll S, Tempelmann C, Hillyard SA
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2014.04.077)
 
 

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