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Die bronzezeitliche Befestigung von Bernstorf und ihr Siedlungsumfeld im Ampertal (Kreis Freising, Oberbayern)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 182537988
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Bernstorfer Berg liegt im Oberbayerischen Tertiären Hügelland auf dem Gemeindegebiet von Kranzberg, Lkr. Freising in Oberbayern. Hoch über dem Ampertal gelegen, hebt sich der heute in weiten Teilen durch Sand- und Kiesabbau zerstörte, einst mehrfach befestigte Hügelsporn in verschiedener Hinsicht von vielen Höhensiedlungen ab und gibt sich durch die bisherigen Entdeckungen als außergewöhnlicher Platz zu erkennen. Hervorzuheben ist die Befestigung der mittleren Bronzezeit, die sowohl durch ihre Größe von ursprünglich knapp 13 Hektar, ihre nahezu vollständig verbrannte Holz-Erde-Mauer als auch durch die Fundkomplexe von zeitgleichen, ungewöhnlichen Goldblechen und ebenso ungewöhnlichen, ritzverzierten Bernsteinen in den Fokus der Bronzezeitforschung gelangt ist. Die seit ihrer Auffindung in den Jahren 1998 und 2000 vorgebrachten Zweifel an der Authentizität und Echtheit dieser Funde verursachen bis heute heftige Auseinandersetzungen, auf die jedoch mit einer umfangreichen wissenschaftlichen Publikation im Jahre 2016 geantwortet werden konnte. Die große Befestigung der mittleren Bronzezeit ist jedoch nicht die einzige Anlage auf dem Bernstorfer Berg. Innerhalb der mittelbronzezeitlichen Befestigung ergaben die neuen Forschungen seit 2006 auf der Hügelkuppe im Süden einen unerwarteten Befund: Um die ovale Bergkuppe verlaufen zwei parallele Gräben, die zu einer ovalen, etwa ein Hektar großen Befestigung aus der Hallstattzeit gehören. Eine dritte Befestigung im Westen, im Bereich des Steilabhangs zur Amper, liegt heute noch sehr gut erhalten im Gelände; sie besteht aus einem Graben und einem hohen Erdwall in Hufeisenform. Bislang gab es über deren Alter nur Vermutungen und es sind allgemeine Überlegungen im Kontext der neuen Grabungsergebnisse, die eine Datierung in das ausgehende Frühmittelalter nahelegen und die Anlage mit den Ungarneinfällen in Verbindung bringen könnten. So kann heute als Ergebnis der Rettungsgrabungen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der langjährigen Forschungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main zusammen mit der Archäologischen Staatssammlung München, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2010-2014 maßgeblich unterstützt wurden, festgehalten werden, dass es auf dem Bernstorfer Berg drei Siedlungsphasen mit Befestigungen gab: die große verbrannte Befestigung der jüngeren Mittelbronzezeit, eine kleine Befestigung der älteren Eisenzeit auf der Hügelkuppe und die heute noch gut erhaltene hufeisenförmige, (früh)mittelalterliche Befestigung mit Wall und Graben über dem Steilufer der Amperniederung. In der heftig diskutierten Frage der Echtheit und Authentizität der Goldbleche und der Bernsteine kann festgehalten werden, dass kein stichhaltiges Argument für das Vorliegen einer Fälschung identifiziert werden kann. Es können zahlreiche Faktoren angeführt werden, die die Authentizität der diskutierten Objekte belegen. Die Gold- und Bernsteinfunde von Bernstorf sind damit herausragende, aber nicht außergewöhnliche Zeugen der raumgreifenden mitteleuropäischen Kulturentwicklung im 14. Jh. v. Chr. mit ihren vielfältigen Bezügen und Beziehungen zwischen der Nordischen Bronzezeit Südskandinaviens und dem östlichen Mittelmeerraum, bei denen Süddeutschland offensichtlich eine besondere Rolle in der Vermittlung und im Transfer von Gedankengut und von unterschiedlichen Objekten und Gütern zukam.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Das Narrativ von Bernstorf: Wissenschaftliches und Postfaktisches zu den Gold- und Bernsteinfunden. Archäologische Informationen 42
    R. Krause/R. Gebhard
  • Neue Forschungen zu den Befestigungen auf dem Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Landkreis Freising, Oberbayern. Bayer. Vorgesch.bl. 77, 2012, 5-41
    V. Bähr/R. Krause/R. Gebhard
  • Das Gold von Bernstorf – Authentizität und Kontext in der mittleren Bronzezeit Europas. In: H. Meller/R. Risch/E. Pernicka (Hrsg.): Metalle der Macht. Frühes Gold und Silber. 6. Mitteldeutscher Archäologentag vom 17. bis 19. Oktober 2013 in Halle (Saale). Tagungen des Landesmus. Vorgesch. Halle 11 (Halle/Saale 2014), 761-776
    R. Gebhard/R. Krause/A. Röpke/V. Bähr
  • Bernstorf, Archäologisch-naturwissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. Abhandl. und Bestandskat. der Arch. Staatssammlung, Band 3, zugleich: Frankfurter Arch. Schriften 31 (München 2016)
    R. Gebhard/R. Krause
  • Die Bernsteinfunde aus der bronzezeitlichen Befestigung von Bernstorf. Beschreibung der Fundumstände. In: R. Gebhard/R. Krause (Hrsg.), Bernstorf. Archäologisch-naturwissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. Abhandl. und Bestandskat. der Arch. Staatssammlung, Band 3, zugleich: Frankfurter Arch. Schr. 31 (München 2016) 267-274
    V. Bähr
  • Ergebnisse eines Raffinationsversuches von Gold durch Temperung. In: R. Gebhard/R. Krause (Hrsg.), Bernstorf, Archäologisch-naturwissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. Abhandl. und Bestandskat. der Arch. Staatssammlung, Band 3, zugleich: Frankfurter Arch. Schriften 31 (München 2016), 186-189
    R. Gebhard
  • Bernstorf. Studien zu den vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung auf dem Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. Frankfurter Archäologische Schriften 34 (Bonn 2017)
    R. Krause, R. Gebhard
  • Die Funde von Bernstorf. Ein kritischer Beitrag zum Stand der Narrative. Bayer. Vorgesch.bl. 83 (2018), 21-39
    R. Gebhard/R. Krause
 
 

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